Maisach:PV-Minimodule und Brennstoffzelle

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Mit relativ überschaubarem Aufwand lässt sich ein Beitrag zum Klimaschutz leisten, der sich mit Hilfe staatlicher Zuschüsse auch noch auf absehbare Zeit amortisiert. Eine Gernlindener Familie zeigt, wie es gehen kann

Von Elisabeth Deml, Maisach

Die Klimaschutzmanager des Landkreises sowie der Städte und Gemeinden Maisach, Germering, Puchheim, Fürstenfeldbruck und Eichenau geben wöchentlich in der Fastenzeit praktische Tipps, wie sich der Alltag mit einfachen Tricks klimafreundlicher gestalten lässt. Alle Beiträge sind auch auf der Homepage des Klimaschutzmanagements im Landratsamt unter der Rubrik "Klimaschutz im Alltag" zu finden. Diese Woche informiert Constanze Neumann, die Klimaschutzbeauftragte der Gemeinde Maisach:

Mini-PV-Anlagen wie diese in Maisach können ohne große bürokratische Hürden bis zu 600 Watt direkt über die Steckdose ins Hausnetzt einspeisen. (Foto: Peter Breitner/oh/Sunset Energietechnik GmbH)

Vor allem Eigenheimbesitzer können bei der Energiewende einen Beitrag leisten und sich dabei noch ein Stück unabhängig machen, so wie Peter Breitner mit seiner Doppelhaushälfte in Gernlinden. 2011 installierte die Familie Breitner eine Dach-Photovoltaik-Anlage. Im Jahr 2018 erfolgte daraufhin ein Austausch der alten Gasheizung durch eine Brennstoffzelle, die auch Strom erzeugt. Sie wird mit Erdgas betrieben. Für die Abdeckung von Lastspitzen, wie das tägliche Duschen, ist ein kleines Gas-Brennwertmodul in der Anlage integriert. In der Heizperiode erfolgt die Stromerzeugung vor allem durch die Brennstoffzelle mit einer Leistung von bis zu 18 Kilowatt, in den "Sonnen"-Monaten durch die Solaranlage mit einer Spitzenleistung von 4,32 Kilowatt. Zur Pufferung und Bereitstellung des erzeugten Stroms dient ein Fünf-Kilowatt-Batteriespeicher. Diese Haustechnikkombination vereint Wärme- und fast vollständig autonome Stromerzeugung auf kleinstem Raum. Zuletzt konnten mit dieser kombinierten Technik 9500 Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugt werden. Im Schnitt kauft Familie Breitner jährlich nur noch circa drei bis fünf Prozent des benötigten Stroms ein. Zwar waren die Anschaffungskosten mit etwa 50 000 Euro zunächst sehr hoch. Für den Einbau der Brennstoffzelle und die Heizungsoptimierung konnte Familie Breitner jedoch 12 500 Euro an staatlichen Zuschüssen des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Anspruch nehmen. Zudem erbringt die Einspeisevergütung für den überschüssig erzeugten Strom gemäß des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes von 2011 beziehungsweise 2018 monatlich durchschnittlich 100 Euro bei einer Vergütung von 28 Cent pro Kilowattstunde. Damit sind die Gaskosten der Brennstoffzelle gedeckt. Heizung und Stromerzeugung sind dadurch faktisch "kostenlos" geworden. So können rund 2500 Euro pro Jahr an Energiekosten und mehr als 1150 Kilogramm CO₂ eingespart werden, allein durch die eingesetzte Brennstoffzelle im Vergleich zur separaten Strom- und Wärmeerzeugung. Damit zeigt sich, dass Wirtschaftlichkeit und Ökologie - in diesem Fall Energieau- tonomie - Hand in Hand gehen können.

Eine Brennstoffzelle mit Brennwertheizung. (Foto: Sunset Energietechnik)

Wichtig für einen Beitrag zur regionalen Energiewende ist dabei auch, die Verfügbarkeit der regenerativen Energien im Netz zu beachten. Das heißt beispielsweise konkret, die Waschmaschine so zu programmieren, dass sie zur Mittagszeit läuft, wenn der höchste Anteil an der Stromversorgung von Erneuerbaren Energien erzeugt wird. Zur Orientierung kann etwa der Energiemonitor auf der Homepage der Gemeinde Maisach dienen.

Jeder kann einen Beitrag zur Energiewende auf dem eigenen Balkon leisten mit sogenannten steckerfertigen Photovoltaik-Anlagen, die auch "Guerilla-PV-Anlagen" oder "Solarrebell" genannt werden. Hierunter versteht man kleine Photovoltaik-Module mit einem Wechselrichter und einem Anschlusskabel. Diese Art von Solaranlagen ist in der Regel baurechtlich genehmigungsfrei. Mieter sollten sich jedoch beim Vermieter eine Erlaubnis einholen. Das Modul wird am Balkon befestigt und an eine Energieeinspeisesteckdose oder Gridbox angeschlossen. Dadurch könne der Strom für elektrische Geräte wie für den Kühlschrank selbst hergestellt werden. Die Kosten für die Anlage belaufen sich auf circa 400 bis 900 Euro. Je nachdem, wo die Solaranlage installiert wird, lassen sich bis zu 300 Kilowattstunden (Modul mit 300 Watt Leistung an einer Südseite) im Jahr einsparen. Unter Beachtung der zu erwartenden Strompreiserhöhung amortisiert sich eine Anlage in circa neun Jahren oder sogar schneller. Dazu werden 3,6 Tonnen CO₂ in 20 Jahren vermieden.

Auch in der "klassischen" Variante auf dem Hausdach werden die Module angebracht. (Foto: Peter Breitner)

Je nach Größe der Anlage genügt ein Zähler mit Rücklaufsperre (bis 800 Watt) oder es muss ein Zweirichtungszähler (bis 4600 Watt) vorhanden sein. Moderne digitale Zähler erfüllen diese Voraussetzung. Welcher Zähler im Netzgebiet gefordert wird, ist beim Netzbetreiber zu erfragen. Ist ein Tausch erforderlich, sollte der Netzbetreiber dies kostenfrei anbieten, da diese Kosten bereits in der jährlichen Gebühr enthalten sind. Hierzu und zur Anmeldung der Anlage sollte Kontakt mit dem jeweiligen Stromversorger aufgenommen werden.

Die Webseite MachDeinenStrom.de unterstützt die Interessenten kostenlos bei der Anmeldung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur und beim Netzbetreiber.

Weitere Informationen sind erhältlich im Internet unter www.pvplug.de und www.dgs.de/service/solarrebell/. Über ein Bürgerprojekt im Landkreis Fürstenfeldbruck, über das Sammelbestellungen organisiert werden, informiert die Seite www.buergerprojekt-solar-ffb.de.

© SZ vom 26.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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