Germering:Universum vor dem Aus

Lesezeit: 2 min

Er wollte so lange wie möglich weitermachen. Doch jetzt fürchtet Kino-Betreiber Werner Scholz um sein Universum - wenn das Multiplexkino an der Münchner Straße realisiert wird.

Petra Fröschl

"Eigentlich", sagt Werner Scholz, "wollte ich noch so lang wie möglich weitermachen." Doch seit der Betreiber des Universum-Kinos in der Stadthalle weiß, dass am Stadtrand im neuen AEZ-Komplex ein großes Filmtheater mit bis zu acht Sälen geplant ist, blickt er mit Sorge in die Zukunft. "Wenn dieses Kino kommt, muss ich meins zusperren", ist sich Scholz sicher. Die Konkurrenz sei dann einfach zu groß.

Erst 2009 hat Werner Scholz (links) in neue Sitzgelegenheiten investiert. Die ausgedienten roten Plüschsessel, 112 an der Zahl, hat er inzwischen verschenkt. (Foto: Günther Reger)

1993 hat der heute 61-Jährige das Universum-Kino mit seinen 100 Plätzen gegründet. Auf Blockbuster wird verzichtet, stattdessen setzt Scholz auf "gemischtes Programm mit Anspruch". Freilich trifft er damit nicht den Geschmack der breiten Masse, gerade Jugendliche bevorzugen größere Kinos mit Action drumherum. Dennoch glaubt der Filmliebhaber, dass ein kleines Programm- und ein Multiplexkino in Orten wie Germering nicht nebeneinander existieren können.

"Germering ist eine Schlafstadt, es gibt keinen richtigen Ortskern", sagt Scholz. Daher würden die Leute auch weiterhin nach München oder Fürstenfeldbruck ins Kino fahren, wo Filmtheater einfach mehr Tradition hätten. Genau deshalb sei es auch schwierig, in Germering acht Säle zu füllen, glaubt Scholz. Hinzu komme die Konkurrenz aus Freiham, denn auch da sei ein großes Kino geplant. Die Lage am Stadtrand und in Wohngebieten hält der Universum-Betreiber generell für negativ. "Ich kenne Kinos, die dürfen keine Spätvorstellungen spielen, weil sich Anwohner wegen des Lärms beschweren", sagt er. Außerdem sei an der Münchner Straße die Anbindung sehr schlecht.

Insgesamt hält Scholz sein Kino nicht mehr für überlebensfähig, wenn das Projekt an der Münchner Straße Wirklichkeit wird. Dann gehe freilich auch in der Germeringer Stadthalle ein Anziehungspunkt verloren - was dem Ziel, das Zentrum mit Leben zu füllen, widerspreche.

Ein weiterer Aspekt, der dem 61-Jährigen bitter aufstößt, ist, dass sein Kino wegen der sicherheitsbedingten Sperrung der Stadthalle nun schon seit mehr als vier Monaten geschlossen ist.

"Ich weiß noch immer nicht, wann es weitergeht", klagt der Kino-Chef, der auf Seiten der Stadt auch ein Informationsdefizit sieht. "Ich habe das Gefühl, dass das Kino gar nicht wichtig ist." Nach all den Investitionen der vergangenen Jahre wirke sich die lange Schließung auch negativ aufs Geschäft aus.

"Wir sind guter Hoffnung, dass wir in Kürze etwas zur Wiedereröffnung des Kinos sagen können", sagte Stadthallenleiterin Medea Schmitt am Dienstag der SZ. In den vergangenen Wochen sei das Kino genauestens untersucht und in vielen Bereichen bereits saniert worden. Parallel dazu laufen die Untersuchungen der Decken im Amadeussaal und dem Restaurant. Am Dienstag fanden auch zwei Gespräche mit potenziellen Pächtern des Lokals statt.

© SZ vom 09.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: