Germering:Missklänge um den musischen Zweig

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Das Germeringer Spitzweg-Gymnasium beantragt eine neue Fachrichtung - doch die Nachbarschulen sind dagegen

Petra Fröschl

Im Landkreis können Gymnasiasten möglicherweise bald Musik als Kernfach wählen. Denn Georg Gebhard, der Leiter des Germeringer Carl-Spitzweg-Gymnasiums, hat beim bayerischen Kultusministerium die Einrichtung eines musischen Zweiges beantragt. Er erhofft sich dadurch, das Profil seiner Schule, in dem die musische Bildung eine große Rolle spielt, trotz Einschnitten durch das G 8 langfristig erhalten und stärken zu können. Das Kultusministerium will seine Entscheidung bis spätestens März fällen - doch bei den Nachbarschulen regt sich Widerstand.

Seit das Ende der Musikleistungskurse durch die Einführung des achtstufigen Gymnasiums feststeht, liebäugelt das sprachliche und naturwissenschaftlich-technologische CSG mit einem zusätzlichen musischen Zweig. "Das Potential unserer Musiklehrer und Schüler ist groß und wird von vielen Elternhäusern unterstützt", sagt Gebhard. "Dem möchten wir Rechnung tragen." Im musischen Zweig, haben Schüler in der fünften bis zehnten Klasse Musik als Kernfach; Latein wäre am CSG nach Englisch zweite Fremdsprache. Die dritte Fremdsprache oder Chemie als Kernfach und Informatik als Nebenfach, wie in den anderen Zweigen, fielen weg.

Freilich ist der musische Zweig besonders den Musiklehrern ein Anliegen, die den sinkenden Stellenwert ihres Faches im G 8 beklagen. Doch auch die meisten anderen Lehrer stehen hinter dem Vorstoß. Laut Gebhard stimmten bei einer Umfrage 75 dafür und 18 dagegen. Sollte der Zweig genehmigt werden, will ihn Gebhard nur einzügig anbieten, damit keine weiteren Umbauten und Kosten für den Landkreis anfallen. Mit dem aktuellen Raumangebot sei das machbar, sagt er.

Momentan liegt der Antrag zur Prüfung im Kultusministerium. Rechtzeitig vor der Informationsveranstaltung für die Zweigwahl am 15. März soll die Entscheidung getroffen werden, sagte ein Sprecher. Wird der Antrag positiv beschieden, soll es nämlich schon im kommenden Schuljahr losgehen. Gebhard errechnet sich Chancen von 50 zu 50. Dafür spreche, dass es im Münchner Westen noch kein solches Angebot gebe. Nachteilig für die Entscheidung könnten sich nach Auffassung des Schulleiters jedoch die Kosten für den Freistaat auswirken: Im musischen Zweig fielen pro Schüler 0,4 Lehrerwochenstunden mehr an. Außerdem befürchtet Gebhard kritische Reaktionen der Nachbargymnasien.

Diese Sorge ist nicht unbegründet, wie Carsten Müller, der stellvertretende Leiter des benachbarten Max-Born-Gymnasiums, bestätigt. "Wir haben Bedenken, dass musisch begabte Schüler ans CSG wechseln und das für unsere zahlreichen musischen Angebote von Nachteil ist", sagt er. Andere Schulen sähen das ähnlich. Gemeinsam mit der Ministerialbeauftragten sei ein runder Tisch zu dem Thema geplant.

Dass ein musischer Zweig mit einem größeren Andrang von Schülern aus dem Fünfseenland einhergeht, schließt Gebhard aus. "Wir werden uns auch in Zukunft auf unser Stammeinzugsgebiet in Germering, Alling und Geisenbrunn beschränken", kündigt er an. "Die Entscheidung des Kultusministeriums wird bei uns mit Spannung erwartet."

© SZ vom 27.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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