Germering:Im Bann der Schmetterlinge

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Im Onlinevortrag "Edelfalter am Parsberg" widmet sich der Hobbyforscher Stephan Rudolph dem Artenreichtum in seinem Umfeld

Von Elisabeth deml, Germering

Der Hobby-Schmetterlingsforscher Stephan Rudolph nimmt scheinbar "gewöhnliche" Lebensräume unter die Lupe und begibt sich dort auf die Suche nach Schmetterlingen, ihren Eiern und Raupen. Das geschulte Auge des Lepidopterologen erkennt, wo es sich zu suchen lohnt. Sein Wissen gibt er in einem Online-Vortrag des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) unter dem Titel "Edelfalter am Parsberg" weiter.

Zwischen Alling und Germering befindet sich der Parsberg. Ein nur scheinbar gewöhnlicher Lebensraum, der viel Überraschendes in sich birgt. 16 unterschiedliche Edelfalterarten konnte Rudolph bereits dort entdecken und dokumentieren. Auf einer Karte kennzeichnet er den Fundort sowie Schmetterlingsart, Stadium, An- zahl, Datum, Anzahl und Fotonummer. In insgesamt elf Jahren am Parsberg konnte er seine Datenbank somit auf eine beachtliche Größe erweitern und ein Sammelalbum anlegen. Zu Beginn seines Vortrags "Edelfalter am Parsberg" teilt er die Familie der Edelfalter in Unterfamilien ein. Dazu zählen Augenfalter, Perlmutterfalter, Schillerfalter und Echter Edelfalter. Zu der Unterfamilie der Edelfalter gehört das Waldbrettspiel. Dieser Schmetterling bevorzugt halbschattige, leicht erhöhte Punkte. Er ist auf niedrigen Pflanzen oder unteren Zweigen anzutreffen und saugt Minerale und Nektar auf. Das große Ochsenauge hingegen ist auf reichhaltig blühenden Wiesen beheimatet. Ihre Eier lassen diese Schmetterlinge in die Wiese fallen und heften sie nicht wie der Admiral oder der Kaisermantel an Blätter oder Rinden. Grundsätzlich gilt, dass es den Schmetterlingen zugutekommt, wenn die Wiesen und Blühstreifen nicht gänzlich abgemäht werden. Damit können die Rückzugsgebiete der Tiere weiterhin erhalten werden. Nicht zu verwechseln ist das Ochsenauge mit dem Kleinen Wiesenvögelchen. Beide weisen eine ähnliche Färbung auf, unterscheiden sich allerdings eindeutig in ihrer Größe. "Die Schuppung der Flügel ist wie ein wunderschönes Mosaik", sagt Rudolph.

Die Schmetterlinge richten die Unterseite ihrer Flügel gerne senkrecht zur Sonne aus, um sich von dieser bescheinen zu lassen. Der Kaisermantel gehört zur Unterfamilie der Perlmutterfalter. Die Männchen verfügen über sogenannte Duftschuppenstreifen. Das sind schwarze Querstreifen auf der Oberseite der Flügel. Sie dienen der Verbreitung von Pheromonen. Die Eiablage des Kaisermantels bezeichnet Rudolph als "kuriose Strategie". Hierfür wählen die Weibchen Bäume, deren Rinde leicht absteht und in deren Umgebung Veilchen wachsen. Die Eier heften sie daraufhin an die Unterseite der Rinden, um diese als "Dach" zu nutzen. Nach dem Schlüpfen klettern die Raupen an der Baumrinde hinunter und ernähren sich von den blühenden Veilchen.

Die Männchen des Schillerfalters verfügen über einen besonderen Effekt. Durch die Lichtbrechung nehmen die sonst eher unscheinbaren dunklen Flügel einen bläulichen Schimmer an. "Die bläuliche Färbung der Flügel ist ein nicht zu toppendes Ereignis", sagt Rudolph. Der Schmetterling bevorzugt sonnige Plätze und ist auf warmen Steinen zu finden. Ähnlich ist der Kleine Schillerfalter. Er weist umrandete "Augen" auf der Oberseite seiner Flügel auf. Die Raupen dieser Schmetterlinge produzieren ein sogenanntes Gespinstpolster, mit dem sie sich an die Blätter, bevorzugt an Espen, anheften. Das Besondere ist, dass die Raupen mit ihrer grünen Färbung perfekt vor Fressfeinden getarnt sind. Verlassen sie ihr Blatt, um sich auf Nahrungssuche zu begeben, entfernen sie sich bewusst von dem leicht zu erkennenden hellen Gespinstpolster, bis sie es wieder verdecken können. Zu den Echten Edelfaltern zählen die bekanntesten Schmetterlingsarten. Das Tagpfauenauge überwintert als Falter und legt seine Eier in einem Satz ab. Berechnungen zufolge können es laut Rudolph rund 350 Eier auf einmal werden. Der Admiral hingegen legt seine Eier einzeln ab. Die Raupen fertigen aus Brennnesselblättern eine "Blatttüte" an. Sie neigen die einzelnen Blätter nach unten und spinnen deren Enden zusammen. Dies dient als Schutz vor Fressfeinden, die es in der Natur zur Genüge gibt. Die Raupen müssen sich vor Spinnen und Schlupfwespen versteckt halten, die sich in der Raupe entwickeln und diese "ausfressen". Der Admiral überwintert als Falter, kann den kalten Temperaturen in Deutschland allerdings nicht standhalten. Aufgrund dessen fliegt er in den Wintermonaten in den Süden nach Mitteleuropa. Die zweite Generation fliegt daraufhin über die Alpen zurück, ein Kreislauf beginnt. Auch der Distelfalter legt beachtliche Strecken zurück. "Eine erstaunliche Leistung für so ein kleines Tier", sagt Rudolph. Der Schmetterling verfügt über vier Beine, normalerweise sind es bei Insekten sechs, und zwei sogenannten Putzpfoten, mit denen er seine Facettenaugen reinigen kann. Die Puppen des Distelfalters halten sich im Dickicht des Grases versteckt.

Auf dem Weg sowie am Wegesrand lassen sich die einzelnen Schmetterlinge gut entdecken. Rudolph präsentiert das Landkärtchen, dessen Adern auf der Flügelunterseite an die Wege einer Landkarte erinnern. Die Färbung des Schmetterlings gibt Auskunft über die Jahreszeit, in der er sich entwickelt hat. Weist der Falter eine orange Färbung auf, ist er im Frühjahr geschlüpft, bei einer schwarzen Färbung im Sommer. Der Effekt (Saisondimorphismus) hängt mit der Dauer der Sonneneinstrahlung zusammen, die der Schmetterling ausgesetzt war. Der Falter legt seine Eier in kleinen Türmen ab. Zuletzt zeigt Rudolph den C-Falter, auf dessen Flügel ein kleines weißes "C" zu erkennen ist. Er überwintert als Schmetterling, indem er seine Zusammensetzung des Blutes ändert. Er heftet sich an Baumstämme und ist mit seiner bräunlich, rindenartigen Färbung kaum vom eigentlichen Baumstamm zu unterscheiden.

Rudolph hebt mit seinem Vortrag zwei Erkenntnisse hervor. Zum einen erstaunt er die Zuhörer mit Detailwissen über Vielfalt und Raffinesse der Schmetterlinge und über deren Überlebenskunst, andererseits macht er deutlich, wie besonders und ereignisreich die gewöhnlichen Lebensräume sein können, auch im Landkreis Fürstenfeldbruck. Bei weiterem Interesse bietet sich die Möglichkeit, gemeinsam mit Rudolph im Juni auf Erkundungstour am Parsberg zu gehen.

© SZ vom 26.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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