Germering:Bullenmast mitten im Erholungsgebiet

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Der Bullenmaststall nahe des Germeringer Sees darf gebaut werden, hat der Stadtrat beschlossen. Die Anwohner finden das "unzumutbar". Sie sind nicht die einzigen Gegner.

Petra Fröschl

Auch wenn es große Vorbehalte gibt, darf der Bullenmaststall für 240 Tiere zwischen Germeringer See und Reger-Hof gebaut werden. Mit einer äußerst knappen Mehrheit hat der Bauausschuss den Antrag eines Landwirtes jetzt absegnet. Doch auch die Ablehnung des Gremiums hätte nichts bewirkt, denn die Stadt kann ihre Genehmigung nicht verweigern, weil es sich um ein "privilegiertes Vorhaben im Außenbereich" handelt, das keine anderen Planungsabsichten berührt. Im Herbst soll mit dem Bau des Bullenmaststalls begonnen werden.

Der 20 Meter breite, 60 Meter lange und zehn Meter hohe Spaltenbodenstall soll am Obermoosweg auf freier Flur entstehen. Für die Lagerung der Gülle ist eine Grube mit 19 Metern Durchmesser und 1100 Kubikmetern Fassungsvermögen vorgesehen. Die nächsten Wohnhäuser liegen etwa 90 Meter entfernt, womit die nötigen immissionsschutzrechtlichen Abstände eingehalten werden.

Zweifel an artgerechter Tierhaltung

Dennoch sehen viele das Vorhaben kritisch. Sibylle Nottebohm (Grüne) und Josef Huber (FWG) wiesen im Ausschuss darauf hin, dass der Stall inmitten eines sensiblen Naherholungsgebietes entstehe. Außerdem begünstige er nicht artgerechte Massentierhaltung, denn jedem Tier blieben nur 3,25 Quadratmeter Platz zum Leben. "Und das bei Bullen, nicht bei Hühnern", betonte Nottebohm. Die Grünen-Politikerin forderte, die Privilegierungsregelung für ein solches Vorhaben abzuschaffen.

Die Anlieger der Triebstraße sehen das ähnlich. Sie haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengetan, weil sie die Erschließung des Stalls über ihre Straße, die teils ein landwirtschaftlicher Weg ist, ablehnen. Durch den Stall entstehe "erheblicher Schwerlastverkehr", der den Fahrbahnbelag weiter zerstöre und für die Nachbarn eine "unzumutbare Belastung" sei, argumentieren sie. Zudem sei die Straße zu schmal für Lieferverkehr und werde sehr häufig von Radfahrern und Spaziergängern genutzt.

Die Stadtverwaltung ließ diese Argumente überprüfen, kam aber zu dem Ergebnis, dass die Erschließung über die Triebstraße möglich ist und die Genehmigung nicht verweigert werden kann. "Da müsste man schon einen Bebauungsplan mit einer anderen Nutzung aufstellen", sagte Stadtbaumeister Ronald Hirschfeld. Die Straße sei zwar öfter repariert worden, weise aber keine wesentlichen Mängel auf. Auch die erforderliche Mindestbreite sei gegeben.

Nach Angaben des Amtes für Landwirtschaft und Forsten ist bei einem Stall dieser Größenordnung täglich mit ein bis zwei Kontrollfahrten des Landwirts zu rechnen. Die Güllegrube müsse alle sechs Monate geleert werden, die meisten Fahrten fänden mit Traktoren sowie Lkw bis zu 7,5 Tonnen statt. Der Verkehr sei also "verträglich", urteilte das Forstamt. Das wurde im Ausschuss allerdings bezweifelt. "Bei Bullen kann ich mir nicht vorstellen, dass die Fahrzeuge so klein sind", sagte Claudia Wiedemann (CSU). "Ich sehe das Ganze sehr problematisch."

Josef Huber plädierte dafür, das Vorhaben zurückzustellen, bis das Germeringer Wasserschutzgebiet neu eingeteilt ist. Das ist laut Hirschfeld aber nicht möglich. Zum einen könne die Neueinteilung noch Jahre dauern, den Bauwerber könne man aber nicht mehr so lange auf die Folter spannen. Zum anderen habe dieser inzwischen sowieso kein Interesse mehr daran, den Stall direkt neben seinem Hof zu bauen - was die Stadt anfangs ablehnte, weil dieser Standort in der engeren Wasserschutzzone II gelegen sei. Außerdem seien das zwei voneinander unabhängige Anträge.

"Bedenken haben wir alle, aber es nützt nichts", brachte es Tinka Rausch (SPD) auf den Punkt - "auch wenn das Ganze sehr ärgerlich ist."

© SZ vom 16.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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