Westtangente:Stadtwerke geben Entwarnung

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Die Behörde hält das Trinkwasserschutzgebiet für ausreichend groß und widerspricht den Freisinger Tangentengegnern.

Von Kerstin Vogel

Die Trinkwasserversorgung der Stadt Freising ist auch mit der geplanten Westtangente nicht in Gefahr. Das Trinkwasserschutzgebiet bei Vötting ist nicht zu klein. Die notwendigen Schutzmaßnahmen wurden ergriffen: Mit dieser Klarstellung hat Stadtwerksdirektor Andreas Voigt am Dienstag auf die jüngsten Vorwürfe des Aktionsbündnisses "Besser ohne Westtangente" reagiert.

Kurz vor dem Bürgerentscheid über die umstrittene Umfahrung am 22. September hatten die Gegner des Projekts in den vergangenen Tagen noch einmal mobil gemacht und unter anderem Gefahren für das Freisinger Trinkwasser thematisiert. Dabei berufen sie sich auf Untersuchungen des Weihenstephaner Wissenschaftlers Karl Auerswald. Dessen Thesen: Die den Stadtwerken genehmigte jährliche Fördermenge von zehn Millionen Kubikmetern Trinkwasser erfordere ein Schutzgebiet, das 50-mal größer sein müsste als das momentan ausgewiesene. Früher in Vötting vorhandene Niedermoor-Schichten seien im Laufe der Planungszeit für die Tangente verschwunden und könnten das Grundwasser nicht mehr schützen. An manchen Stellen gebe es nur noch einen Meter Kies über dem Wasser. Die Warnung des Bodenkundlers: Bei einem Unfall mit einem Gefahrguttransport könnten Schadstoffe im ungünstigsten Fall in nur einer Minute das Grundwasser erreichen.

Wegen dieser "neuen Fakten" hat das Aktionsbündnis Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher noch in der Nacht zum Dienstag kurz vor Mitternacht dazu aufgefordert, seiner "Verantwortung für den Schutz des Freisinger Trinkwassers gerecht zu werden". Wenn er "die Sorgen der Bürger um ein langfristig sauberes Trinkwasser" ernst nehme, müsse er die Planungen der Westtangente sofort stoppen, heißt es in einem von 20 Mitgliedern unterzeichneten Schreiben.

Dass Eschenbacher das tut, ist indes eher nicht zu erwarten, denn die Stadtwerke widersprechen den Behauptungen des Weihenstephaner Professors ganz entschieden. Derzeit bestehe für die Stadt eine Genehmigung für eine Gesamtfördermenge von maximal fünf Millionen Kubikmetern, wovon jährlich zwei Millionen aus den Tiefbrunnen und drei Millionen aus den Flachbrunnen gefördert werden dürften. Die Bemessung des Schutzgebietes ergebe sich aus der genehmigten Fördermenge der Flachbrunnen. Dieses Gebiet sei mit einer Fläche von 486 Hektar ausgewiesen und damit "weit größer als für die tatsächlich geförderte Wassermenge erforderlich wäre", so die Richtigstellung. Die Notwendigkeit, das Wasserschutzgebiet wie gefordert zu erweitern, bestehe also nicht.

Zudem seien alle Fragen zum Schutz des Trinkwassers im Planfeststellungsverfahren für die Westtangente intensiv geprüft und mit den zuständigen Stellen erörtert worden, versichern die Stadtwerke: "Für die Teilstrecken der Tangente, die in der ausgewiesenen Schutzzone III A liegen, wurden in enger Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt die notwendigen Schutzmaßnahmen festgelegt und in den Planfeststellungsbeschluss aufgenommen". Die Trinkwasserversorgung der Stadt "ist sicher und gut geschützt", stellt Voigt fest. Die Stadtwerke würden das Trinkwasserschutzgebiet regelmäßig kontrollieren. Dabei würden sowohl der Boden als auch das Trinkwasser untersucht.

Über die Fragen der Wasserversorgung hinaus werden sich die Freisinger in den kommenden Tagen noch ausführlich über alle Argumente für und gegen die Westtangente informieren können. Zumindest, was die Verteilung der Informationsbroschüren an die Haushalte angeht, haben dabei die Befürworter der Westtangente doch noch die Nase vorne gehabt: Das gemeinsame Informationsblatt von CSU, FDP, Freien Wählern, Freisinger Mitte und SPD fand sich am Dienstag in den Briefkästen. Der "Faktencheck" des Bündnisses "Besser ohne Westtangente" wird erst an diesem Mittwoch mit einem Anzeigenblatt ausgetragen.

© SZ vom 18.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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