Utopia 2017: Der Donnerstag:Alle hartgesotten

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Dass bei Utopia Island am Donnerstag die Ersten direkt um 16 Uhr bei Wind und Nieselregen heldenhaft in den Badesee im Aquapark springen, lässt erahnen: Hier sind Festival-Profis am Werk.

Von Marlene Krusemark und Peter Buchholtz

Moosburg _ Festivalbesucher müssen hartgesotten sein, das liegt in der Natur der Sache. Wegfliegende Behausungen, nasse Füße und randalierende Nachbarn sind hier wahrscheinlicher als in der realen Welt. Dass bei Utopia Island am Donnerstag die Ersten direkt um 16 Uhr bei Wind und Nieselregen heldenhaft in den Badesee im Aquapark springen, lässt erahnen: Hier sind Festival-Profis am Werk. Die Vorahnung bestätigt sich. Stapelweise Bierpaletten auf Armen und Sackkarren, für 36 Euro auf Amazon bestellte aufblasbare Party-Flamingos - auch die eine oder andere Plastik-Sexpuppe baumelt hilflos von einem Pavillondach und lässt Junggesellenabschiede befürchten. Viele haben Bierbongs, Shishas und Fahnen dabei - wenn die Utopia-Besucher eins sind, dann vorbereitet. Lisa und Babsi haben ihr Zelt schon fertig aufgebaut, sitzen nun auf Campingstühlen davor, trinken Weinschorle und Berliner Luft. Den Pfefferminzlikör haben die beiden extra im Internet bestellt - "wir haben einen Festival-Vorbereitungsabend eingelegt." Den Bikini haben sie natürlich auch dabei, angesichts des Wetters aber erst einmal im Auto gelassen. Auch in anderen Camps wird Vorbereitung ganz groß geschrieben: Eine Gruppe aus der Nähe von Stuttgart hat für jeden Tag einen anderen Uncle Ben's Dosen-Reis mit im Gepäck. Auf ihrem Klapptisch steht eine Lautsprecherbox, umweltbewusst stellen sie noch Keramikaschenbecher dazu. Die erste Ravioli-Konserve liegt leergekratzt daneben. "Mit unseren Nachbarn haben wir uns direkt angefreundet und unsere Pavillons zusammengebaut", erzählt Fabio, 23. Sie freuen sich, dass sie trotz der Verbote ihre Gaskartusche mit auf den Zeltplatz nehmen konnten - die Rucksäcke seien kaum kontrolliert worden, die Versorgung ist gesichert. Fabio ist dieses Jahr zum ersten Mal bei Utopia-Island, bisher war er zum Beispiel auf dem Southside Festival in Baden-Württemberg, das mit rund 60 000 Besuchern deutlich größer ist als das Utopia. "Kleinere Festivals machen meist einfach mehr Spaß", sagt Fabio, der sich am meisten auf K.I.Z. und Marteria freut.

Die beiden Headliner spielen am Freitag und Samstag, und scheinen für viele ein Haupt-Anreisegrund zu sein. Ab 18.30 Uhr beginnt es in Strömen zu regnen und der Wind pfeift so sehr, dass das hölzerne O aus dem UTOPIA-Schriftzug herausfällt. Die Besucher ziehen sich Regenjacken und Ponchos über und strömen ins Aura-Zelt. Über ein dementsprechend großes Publikum freuen sich Sam Feldt und Drunken Masters. Die DJ's liefern EDM-Hits der vergangenen drei Jahre ab und feuern die Menge immer wieder durchs Mikrofon zum Klatschen, Springen und Tanzen an. Drunken Masters haben einen deutlichen HipHop-Einschlag, mit Remixen von Kanye West und schließlich K.I.Z. machen sie schon mal Stimmung für Freitag, an dem die Berliner Rapper auf der Mainstage auftreten werden. Nach einer Umbaupause bringt der Headliner des Abends, der belgische DJ Netsky, die durchnässte Menge in Bewegung, bevor er sie um kurz vor 23 Uhr in ihre erste Nacht auf dem Utopia Island entlässt.

Gummistiefel waren durchaus von Nutzen. (Foto: Marco Einfeldt)
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