Umstrittener Straßenbau:Angst vor dem Verkehrsinfarkt

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Marzling fordert beim Bau der Nordostumfahrung eine Verbreiterung der B 11 auf vier Spuren, da das Teilstück schon jetzt sehr unfallträchtig ist. Die Gemeinderäte sind empört, weil sie nicht einmal eine Antwort bekommen.

Von Gudrun Regelein

"Wir haben doch ein Recht auf Antwort", entrüstete sich die Marzlinger Gemeinderätin Veronika Narr. Ihr Kollege Reinhard Höfl sprach in der jüngsten Gemeinderatssitzung sogar von einem "Sittenverfall und Verlust des Anstandes". Der Grund für die Empörung: Die Regierung von Oberbayern ist auch in der überarbeiteten Planung für die Nordostumfahrung der B 301 nicht auf die Einwendungen der Gemeinde eingegangen. Zwar seien "kleinere Randprobleme" behandelt worden, erklärte der Marzlinger Bürgermeister Dieter Werner - "aber auf die großen, für uns relevanten Themen erfolgte nach wie vor keine Reaktion."

Die Marzlinger fordern schon seit langem den vierspurigen Ausbau der B11a, der Spange von der B11 zur Anschlussstelle Freising-Ost der A92 - derzeit ist die Einbiegespur von der B301 zur B11 bei Marzling einspurig geplant. In den Augen des Bürgermeisters und der Gemeinderäte ist dies aber - vor allem bei hohem Verkehrsaufkommen zu den Stoßzeiten - absolut nicht ausreichend. Sie fürchten den Verkehrsinfarkt. Schon jetzt gebe es beim Einfädeln Probleme - schon jetzt sei dieses Teilstück unfallträchtig, so der Bürgermeister. "Dann kommt noch der gesamte Verkehr aus dem Norden hinzu. Das führt doch zu Drängeleien und Staus ohne Ende", warnte Werner. Zudem befürchtet er, dass "Stauumgeher" zukünftig die B11 über die Ausfahrt am Marzlinger Wertstoffhof verlassen und direkt durch den Ort fahren werden, was zu einer enormen Belastung gerade auch durch den zu erwartenden Schwerlastverkehr führen würde. "Das liegt uns schwer im Magen", sagte Werner.

Ein weiteres, großes Problem sieht der Bürgermeister im letzten Teil der Umfahrung im Gebiet zwischen Ast und Tuching. Dort nämlich beginnt das Wasserschutzgebiet der Gemeinde und auf die von ihr geforderten Vorsichtsmaßnahmen, wie höhere Leitplanken oder auch ein Tempolimit in diesem Bereich, wird in der Planung bislang nicht eingegangen. "Was wäre denn, wenn ein Tanklaster einen Unfall hätte und Benzin in großen Mengen auslaufen würde?", fragte Werner. Das seien sehr ernst zu nehmende Szenarien, die man von vornherein zu verhindern versuche. Deshalb werde die Gemeinde nun erneut eine entsprechende Stellungnahme formulieren - und hoffe auf baldige Antwort.

Spätestens beim Erörterungstermin, der wahrscheinlich in Zolling in der letzten Juli- und der ersten Augustwoche stattfinden werde, also in der letzten Schulwoche beziehungsweise der ersten Ferienwoche, werde man diese Anliegen vorbringen können. "Wir sind für die Umgehung. Die bringt auch uns viel", betonte der Marzlinger Bürgermeister. Aber man könne nicht blauäugig planen - und so, wie es derzeit gelöst ist, sei es eben nicht gut. Von einer vorausschauenden Verkehrsplanung kann aus seiner Sicht deshalb nicht gesprochen werden.

Peter Döbl, der Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt Freising, kennt das Gutachten zu dem Knotenpunkt bei Marzling - bei dem zwei hoch belastete Strecken zusammengeführt werden - genau. Laut diesem wird der 270 Meter lange Bereich auch 2025 noch "leistungsfähig" sein: Selbst zu Spitzenzeiten, wie im morgendlichen Berufsverkehr, wurde er als noch stabil bewertet. Dass Marzling zu Stoßzeiten oder einem Rückstau mit einem "Schleichverkehr" zu rechnen hat, hält Döbl für äußerst unwahrscheinlich. Zwar könnte man hier von der B11 problemlos abfahren, allerdings sei es relativ umständlich dann wieder aufzufahren: "Letztendlich würde der Schleichweg sogar noch mehr Zeit in Anspruch nehmen."

Und auch beim Punkt "Wasserschutzgebiet" sieht er keine Gefahr, denn die Trasse grenze zwar an das Wasserschutzgebiet an, aber sie sei nicht in einer sogenannten empfindlichen Zone geplant. "Die Planung wurde selbstverständlich mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmt", betonte Peter Döbl. Und selbst im "worst case", also bei einem Tanklasterunfall, sei durch bauliche Vorkehrungen sichergestellt, dass verschmutztes Wasser nicht zum Trinkwasser gelangen könne, da es gefasst und dann abgeleitet werde, erklärte Döbl.

© SZ vom 28.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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