Freising: Streit um Ruhestörung:Krach in der Nacht

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Lärmende Jugendliche, angetrunkene Radaumacher: In der Vergangenheit beschwerten sich die Anwohner häufig über die Freisinger Bar "Ivy". Nun scheint Ruhe eingekehrt zu sein - ein Besuch vor Ort.

Eva Maria Glück

Viel wurde in den letzten Wochen über die Freisinger Bar Ivy debattiert und gestritten. Anwohner werfen den Besuchern der bis in die frühen Morgenstunden geöffneten Bar vor, im betrunkenen Zustand laut zu grölen, Gläser zu werfen und sich in benachbarten Hauseingängen und Innenhöfen zu erleichtern. An einen geruhsamen Schlaf sei kaum zu denken, das Ivy solle deshalb schon um 1 Uhr schließen.

Ort des Anstoßes: Die Bar Ivy in Freising sorgt wegen des hohen Lärmpegels immer wieder für Ärger bei den Nachbarn. Nun scheint vorübergehend Ruhe eingekehrt zu sein. (Foto: Renate Schmidt)

Die Partygänger auf der anderen Seite weisen die Vorwürfe zurück, warnen vor drohendem Kulturbankrott und hochgeklappten Bürgersteigen in Freising. Dass der Standort der Bar inmitten der Altstadt bei Anwohnern für Zündstoff sorgt, ist verständlich, doch ist eine nächtlich tote Innenstadt die bessere Alternative? Einen Kompromiss wünscht man sich und vor der Urteilsbildung sollte man den Ort des Geschehens am besten selbst einmal anschauen. Ein Besuch im Ivy.

Freitag, kurz vor Mitternacht. Es geht los. Laut Homepage hat die Bar ihre Öffnungszeiten seit einigen Wochen angepasst und schließt schon um 3, statt wie bisher um 5 Uhr. Eins zu Null für die Anwohner. Noch ist es ruhig, etwa zwei Drittel der Tische sind besetzt. Der Durchgang zur Ivy-Kantine ist abgesperrt, eine größere Party findet heute also nicht statt.

Der von Vielen geforderte Türsteher am Eingang ist allerdings nicht zu sehen, somit kontrolliert niemand das Alter der Besucher oder ob Getränke mit hinaus genommen werden. Auch die draußen aufgestellten Tische bieten einen Anlaufpunkt für nächtliche Ruhestörer, schließlich kann man sich hier die ganze Nacht mit Getränk niederlassen und reden. Sind alle Tische voll, wird's laut. Aber: Von "Randalierern" ist an diesem Freitag nichts zu sehen.

Zwar sitzen draußen einige Grüppchen mit Bier in der Hand und rauchen, doch hält sich der Lärmpegel in Grenzen und die leeren Flaschen werden brav mit hinein genommen. Die Nacht schreitet fort, es ist ein Uhr, zwei Uhr. Im Ivy ist es jetzt voller, alle Tische sind besetzt, Leute stehen an der Bar. Doch draußen geht es ruhig zu, nur ab und an verirren sich trotz lauem Sommerabend Leute nach draußen und verschwinden nach kurzer Zeit wieder hinein, der Geräuschpegel bewegt sich im tolerierbaren Bereich.

Fazit: Ein Haufen junger Leute, die sich am Wochenende mit Freunden treffen, ein paar Bier trinken, Neuigkeiten austauschen, ein kleines bisschen Lärm machen - das ja. Nächtelange Ruhestörung, Flaschenwerferei - an diesem Freitag jedenfalls nicht.

Also alles nur Schall und Rauch mit den Beschwerden über das Ivy? Nein, schließlich kommt der Andrang auf die jeweilige Veranstaltung des Abends an. Ruhestörer-Potential bietet die Bar auf jeden Fall. "Manchmal geht es hier ganz anders zu, da stehen Dutzende von Angetrunkenen draußen und verteilen sich über den ganzen Platz", erzählt eine Besucherin.

Wenn die Bar schließt, seien herumstehende Leute, die sich lautstark über die weitere Abendgestaltung beraten, anstatt gesittet den Abzug anzutreten, oft ein Problem. Ob es an diesem Freitag nur besonders ruhig im Ivy zuging, dieser Umstand an der Ferienzeit liegt oder daran, dass keine Party mit großer Tanzfläche stattfand, sei dahingestellt.

Vielleicht reißen sich die Besucher nach all den Vorwürfen einfach am Riemen. Auf Nachfrage kann auch Elke Steyer, Sprecherin der Ivy-Anwohner, den positiven Eindruck vom letzten Wochenende bestätigen: "Plötzlich war alles ganz anders, es war ruhig, es gab keine Probleme, wir waren alle wunschlos glücklich."

Deshalb möchte sich Steyer auch im Namen aller Nachbarn bei den Ivy-Besuchern bedanken. "Wenn es immer so wäre, hätten wir keine Probleme mehr." Feiern in der Innenstadt geht also doch, und gegenseitige Rücksichtnahme und Toleranz scheinen die Schlüsselwörter zu sein.

© SZ vom 25.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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