Reifendieb verurteilt:Haftstrafe für den Handlanger

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Weil er an Autos die Räder abmontiert hat, muss ein 41-jähriger Reifendieb zwei Jahre ins Gefängnis.

Matthias Vogel

Hart hat das Erdinger Amtsgericht einen rumänischen Dieb verurteilt. Der 41-jährige Mann hatte im Juni 2009 einem Landsmann dabei geholfen, 16 Räder von Autos der gehobenen Klasse abzumontieren und mit einem Lastwagen nach Rumänien abzutransportieren.

Obwohl der 41-jährige Rumäne anscheinend nur der Handlanger war, bestrafte ihn das Erdinger Amtsgericht mit zwei Jahren Haft ohne Bewährung. (Foto: dpa)

Die Autos waren auf dem Hof eines Freisinger Autohauses abgestellt. Der Gesamtschaden belief sich auf etwa 36.000 Euro. Obwohl der 41-Jährige offenbar nur Handlanger war, bestrafte Richter Wolfgang Grimm ihn mit zwei Jahren Haft - ohne Bewährung.

Eine Anwohnerin hatte am Morgen des 21. Juni 2009 die Freisinger Polizei auf die Tat aufmerksam gemacht. Als die Streifenbeamten bei dem Autohaus eintrafen, sahen sie vier Autos, säuberlich aufgebockt auf alten Reifen, dafür jedoch ohne ihre neuen Räder auf den Naben.

Die Spurensicherung nahm Fingerabdrücke. Nur zehn Tage nach dem Diebstahl in Freising - die Beute war zwischenzeitlich nach Rumänien gebracht worden - schritt das Duo dann erneut zur Tat. Diesmal jedoch auf dem Hof eines Autohauses in Kempten. Gerade als sie den zweiten Wagen bearbeiteten, wurden sie von der Polizei erwischt und festgenommen.

Bei der Verhandlung am Kemptener Amtsgericht wurde der 41-Jährige zu zehn Monaten Haft verurteilt, die Bewährungszeit auf vier Jahre festgelegt. Der Mann kehrte nach Rumänien zurück, wurde dort aber im September 2010 wieder festgenommen und nach zehntägiger Auslieferungshaft nach Deutschland gebracht.

Das Landeskriminalamt hatte die Fingerabdrücke der beiden Tatorte in Freising und Kempten verglichen. Fortan stand fest: Der gelernte Automechaniker war auch in Freising als Reifendieb aufgetreten. Kaum verwunderlich, dass er geständig war. "Aus Armut war ich zu allem bereit", ließ er die Dolmetscherin übersetzen, als Richter Wolfgang Grimm wissen wollte, warum er sich zu der Tat habe anstiften lassen.

1000 Euro hätte er für den Beutezug in Freising von seinem Komplizen, nach dem die Polizei noch immer fahndet, bekommen sollen. Zusammen mit seinem 14-jährigen Sohn lebe er in Rumänien noch bei seiner Mutter. Die bekomme 70 Euro Rente. Er selber arbeite seit 16 Jahren nicht mehr, verdiene ab und an etwas Schwarzgeld hinzu. Weder die 1000 Euro, noch 1000 weitere, die ihm für die neuerliche Diebestour nach Kempten versprochen waren, habe er bekommen.

In Freising rückten die beiden Diebe am 20. Juni 2009 mit einem Lastwagen an, den sich der Komplize des Angeklagten ausgeliehen hatte. "Er hat mir gesagt, das in Freising sei eine sichere Sache, das Autohaus habe keine Überwachungskameras installiert", sagte der Angeklagte.

Irgendwann nach Ladenschluss machten sie sich dann ans Werk. Wie die damals zum Tatort gerufene Polizeibeamtin im Zeugenstand aussagte, sei der Zaun, der den Hof des Autohauses umzäunte, höchstens "bauchnabelhoch", also leicht zu überspringen gewesen. "Außerdem war das Tor offen, als wir kamen."

Der Angeklagte holte offenbar die Reifen zum Unterlegen und lud die abmontierten Räder in den Lastwagen. Für das Abbauen selber war der Komplize zuständig, und das wohl nicht zum ersten Mal. "Man hat gesehen, dass Profis am Werk waren", sagte die Polizistin.

Davon ging auch einer der Schöffen aus, der sich verwundert zeigte, dass die Felgen überhaupt von den Fahrzeugen gestohlen werden konnten. "Wo haben Sie denn den Spezialschlüssel hergehabt", fragte er den Angeklagten. Sein Kumpan habe alles dabei gehabt, antwortete der.

Zwei Jahre muss der 41-Jährige nun hinter Gitter. Damit kam Grimm der Forderung des Staatsanwalts nach. Die Haft muss er in Rumänien verbüßen, bei der Auslieferung war die Rücküberstellung vereinbart worden. Strafmindernd wertete das Schöffengericht die "hoffnungslosen Verhältnisse" in denen der Angeklagte lebe, als erschwerend die Tatsache, dass der Diebstahl gewerblich betrieben wurde und die beiden Gauner für die Tat in Freising extra anreisten.

© SZ vom 11.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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