Red Corner in Moosburg:Live auf rotem Sand

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Das erste Red Corner-Festival in Moosburg fand auf einer stillgelegten Tennisanlage statt. Vor zehn Jahren kamen 600 Besucher, am kommenden Wochenende, 5. und 6. Juli, werden es wieder mehrere Tausend sein.

Thomas Radlmaier

In diesem Sommer hat sich die zweitgrößte Stadt des Landkreises ein Prädikat hinzu verdient: "Moosburg an der Isar, Kreis Freising, Festival-Hochburg" sollte fortan auf den Ortsschildern zu lesen sein. Denn auf das "Utopia Island Festival" am Aquapark, das an diesem Wochenende stattfindet, folgt schon eine Woche später, am 5. und 6. Juli, das "Red Corner Festival" im Gewerbegebiet Degernpoint, das in diesem Jahr zum elften Mal stattfindet. Die SZ blickt zurück bis zu den Anfängen.

In den vergangenen zehn Jahren ist das Red Corner zu einer festen Institution in der Dreirosenstadt geworden und gehört mittlerweile zum Jahresablauf wie das Moosburger Frühlingfest oder die Herbstschau. Für junge Erwachsene aus Moosburg und Umgebung ist ein Sommer ohne das zweitägige Festival gar nicht mehr vorstellbar. Angefangen hatte alles 2003 mit einer eintägigen Musik-Veranstaltung in der Moosburger Neustadt. Auf einer stillgelegten Tennisanlage traten rund ein Dutzend lokale Bands auf. Auffällig war der rote Sand des Tennisplatzes, der nur teilweise mit Grünzeug überwachsen war. Der Name der Festivals ist daher ganz unpolitisch und bedeutet die schlichte Beschreibung des ersten Festivalgeländes, das sich an einer Straßenecke auf rotem Sand befand.

Die damaligen Initiatoren waren ein paar jugendliche Musiker aus Moosburg, die keine Lust mehr hatten, vor ein paar Leuten auf den Bühnen der Hinterhofgaragen oder in kleinen Gaststätten zu spielen. Zusammen mit der Stadt Moosburg hob daher die Jugendorganisation "Musikinitiative Moosburg" (MIMO) das erste Musik-Festival der 17 000-Einwohner-Stadt aus der Taufe. Vorher wussten die Organisatoren nicht genau, wie die Moosburger Jugend das Format annehmen werde. Die Unsicherheit der Veranstalter verflog, als Musik-Acts wie Scab aus Moosburg und Schein aus Freising - lokale Band-Legenden - circa 600 Menschen in die Moosburger Neustadt lockten. Elf Jahre später besteht kein Zweifel mehr daran, dass das Red Corner von Anfang an ein voller Erfolg war. Die heute durchschnittlich etwa 2500 bis 3000 Besucher pro Festival-Tag sprechen für sich. Das Red Corner ist und war schon immer eine Non-Profit-Veranstaltung. Kein Verein, sondern die Stadt Moosburg ist hier der offizielle Veranstalter. "Man ist damals ein Wagnis eingegangen und wollte das Ganze einfach mal ausprobiert", erzählt Johannes Becher, Jugendreferent der Stadt Moosburg und Teil des Red-Corner-Organisationsteams. Die Stadt nehme seit Jahren finanzielle Verluste in Kauf. "Ohne die öffentliche Unterstützung wäre das alles nicht möglich", lobt Becher. Wie der 24-jährige Bezirkstagskandidat der Grünen aus Moosburg sind viele junge Erwachsene in seinem Alter mit dem Red Corner groß geworden. Laut Becher unterscheide sich das Red Corner von anderen Festivals durch sein relativ junges Publikum. "Es ist ein Festival für die Jugend", erklärt er, "den Eintritt soll man sich quasi mit dem Taschengeld finanzieren können". Ein Zwei-Tages-Ticket kostet im Vorverkauf 20 Euro (Abendkasse 25 Euro). Wer nur einen Tag auf dem Gelände verbringen möchte, zahlt fünf Euro weniger. Für den Zutritt zum Campingplatz verlangen die Organisatoren eine Gebühr von vier Euro. Den Jugend-Charakter des Festivals unterstreicht neben den günstigen Eintrittspreisen der Einlass für Jugendliche ab 14 Jahren. Jugendliche unter 16 dürfen bis 24 Uhr auf dem Festival-Gelände bleiben.

Nicht nur das Publikum, sondern auch die Bands sind teilweise sehr jung und kommen aus Moosburg oder Umgebung. "Moosburg hat eine unglaublich große und vielfältige Musikszene", meint Becher. Die Intention hinter dem Red Corner sei schon immer gewesen, jungen und lokalen Bands die Möglichkeit zu geben, vor großem Publikum zu spielen, beschreibt der Jugendreferent. Als Beispiel im aktuellen Line-Up nennt Becher die Musik-Formation "No Goes" aus Hörgertshausen. Musikalisch lassen sich die vier jungen Künstler in das Genre "Brit Pop" einordnen. Als Vorbilder gelten ihnen die berühmten englischen Bands Arctic Monkeys, Kasabian oder die Babyshambles um Frontmann Pete Doherty. "No Goes sind sehr jung und sehr talentiert", weiß Becher, der sich in der Dreirosenstadt "ein Bindeglied zwischen Jugend und Politik" sein möchte.

Mittlerweile nicht mehr so jung, aber dafür sehr erfolgreich sind die Moosburger Lokalgrößen von den Zickenden Tightbomben. Die Funk-Rock-Hip-Hop-Combo hätte früher auf dem Red Corner um drei Uhr am Nachmittag gespielt, schätzt der 24-Jährige. Eine Zeit, in der es erfahrungsgemäß nur wenige Festival-Besucher vor die Bühne zieht. "Mittlerweile treten sie zu ganz anderen Zeiten auf, weil sie viele sehen wollen", beschreibt er den Erfolg der fünfköpfigen Musik-Gruppe.

Seit ein bis zwei Jahren gebe es eine stilistische Trennung im Line-Up. Freitag, 5. Juli, sei eher was für die "Tanz-Fraktion", verrät der Jugendreferent. Überregional bekannte Musik-Acts wie die Münchner Hip-Hop-Urgesteine Main Concept oder Die Vamummtn aus Österreich treten am ersten Tag von Red Corner auf. Die Musiker, die am Samstag, 6. Juli, auf der Bühne stehen, würden dazu ein "Kontrast-Programm" darstellen, denkt Becher. Dann werden die Metalcore-Band Caliban oder die Rockgruppe King Vegas ihre musikalischen Fähigkeiten beweisen.

Infos zu alle anderen Künstlern, die beim diesjährigen Red Corner am 5. und 6. Juli am Start sind, sowie zu Tickets, Anfahrt und Camping gibt es im Internet unter www.redcornerfestival.de oder auf Facebook (www.facebook.com/redcornerfestival).

© SZ vom 27.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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