OB-Tochter muss Baupläne ändern:Kein Pardon für Prominenz

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Die Tochter von Oberbürgermeister Thalhammer will ihr Haus in der Altstadt umbauen. Früher diente es als Maschinenhalle. Der Bauausschuss lehnt die Pläne ab.

Sabina Dannoura

Dem Vorwurf der Vetternwirtschaft will sich Dieter Thalhammer nicht aussetzen. Also erscheint der Freisinger Oberbürgermeister (SPD) am Mittwoch nicht im Bauausschuss und überlässt Drittem Bürgermeister Benno Zierer (Freie Wähler) die Sitzungsleitung. Der soll nun dafür sorgen, dass der Abbruch des Gebäudes an der Fischergasse 18a und der Antrag für ein neues Einfamilienhaus reibungslos über die Bühne gehen. Die Bauherren: Thalhammers Tochter Renate und dessen Schwiegersohn Florian Herrmann, CSU-Landtagsabgeordneter.

Streitobjekt im Freisinger Bauausschuss: Das Haus in der Altstadt, das Tochter und Schwiegersohn von Oberbürgermeister Dieter Thalhammer umbauen wollen. (Foto: Marco Einfeldt)

Was soll schon schief gehen, wenn sich Familienangehörige des OB, sicherlich im Vorfeld bestens beraten, mit einem Gesuch an die Stadt wenden? Der erste Teil des Antrags lässt sich jedenfalls gut an: Die Stadträte erteilen anstandslos die denkmalschutzrechtliche Erlaubnis, das Gebäude zu schleifen. Dieses ist zwar Teil des geschützten Ensembles "Altstadt Freising", stammt aber aus dem Jahr 1952 und diente früher als Maschinenhalle und Wohnung. Das Landesamt für Denkmalpflege sieht keine Notwendigkeit, warum dieses abgewirtschaftete Haus erhalten werden solle.

Benno Zierer kann somit den eigentlichen Bauantrag aufrufen. Pläne erscheinen auf der Leinwand. Auf den ersten Blick ähnelt die Architektur dem Bestand: Wieder soll ein zweistöckiges Gebäude entstehen. Die Grundfläche ist mit 120 Quadratmetern sogar kleiner als das heutige - dafür mit seinem steilen Satteldach höher: so um die 50 Zentimeter. Das gefällt nun Eva Bönig (SPD) und Monika Hobmair (ÖDP) gar nicht. Angebaut werden soll noch eine Doppelgarage, auf der eine Dachterrasse geschaffen würde.

Von der üblichen Gestaltung in der Gasse weicht auch ein vorgesetztes Treppenhaus ab. Das sollte ursprünglich nur ein Fenster haben, auf Intervention der Denkmalamts sind nun mehrere vorgesehen. Der Behörde ist daran gelegen, dass sich das Haus "möglichst harmonisch" in die Fischergasse einfügt. Deshalb soll eine tief sitzende Gaube durch ein Zwerchhaus ersetzt werden. Diesen Rat greifen die Bauwerber auf. Sie möchten in der historischen Altstadt jedoch praktische Kunststofffenster einbauen, was ihnen nicht verboten werden kann. Das Denkmalamt bittet in einer Stellungnahme die Stadt jedoch, auf die Verwendung von Holzfenstern hinzuwirken, - und es regt eine "Gestaltungsberatung" an.

Für Planungsreferent Anton Frankl (CSU) das ersehnte Stichwort. Wie hätte er höflich anbringen können, dass er mehr Sensibilität in der - trotz Bausünden - mit dem Moosacharm noch immer idyllischen Fischergasse erwartet? Zumal von diesem prominenten Ehepaar? So kann er fordern, den Bauantrag dem Gestaltungsbeirat vorzustellen, weil der "vielleicht Verbesserungen erreicht". Dass von Frankl, der nicht unbedingt die Riege renitenter Stadträte anführt, dieser Antrag kommt, überrascht: Sitzungsleiter Zierer, der eine sofortige Baugenehmigung herbeizuführen versucht, und Christoph Bauer (Grüne), der einen sachverständigen Rat begrüßt. Zierers Hinweis, der Umweg über den Beirat koste die Bauwerber zwei Monate, zieht nicht. Grünen-Stadtrat Manfred Drobny wird deutlich: Er fordert eine "Umplanung", denn mit diesen Plänen im Altstadt-Ensemble sei er "nicht glücklich". Das ist auch Zierer nicht. Er muss dem OB berichten, dass seine ganze Überzeugungskraft nur Helmut Weinzierl (SPD) erreicht hat. Thalhammer wird also demnächst im Gestaltungsbeirat und nochmals im Bauausschuss seinen Platz einem Vertreter überlassen müssen.

© SZ vom 30.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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