Musikalischer Gruß:Frühlingsgefühle

Lesezeit: 2 min

Ein Konzert in der Hohenbacherner Kirche bringt das Publikum zum Träumen: Mit vorwiegend barocken Werken stimmen die Musiker ihre Zuhörer auf die von den meisten sehnlichst erwartete Jahreszeit ein

Philipp Weigl

Hohenbachern"Komm, holder Lenz, des Himmels Gabe, komm!" - dieser beinahe flehentliche Appell an den Frühling aus Joseph Haydns Oratorium "Die Jahreszeiten" hat angesichts des ausdauernden Winters vermutlich auch dem Wunsch vieler Konzertbesucher entsprochen. In der Hohenbacherner Kirche erwartete die Zuhörer ein musikalischer Frühlingsgruß bestehend aus vorwiegend barocken Werken mit thematischem Bezug zur Jahreszeit. Vier Instrumentalisten und eine Sängerin - allesamt aus der Region - boten ein abwechslungsreiches Programm im barocken Originalklang dar.

Den Anfang machte Annegret Polster (Traversflöte) - zugleich die Organisatorin des Konzerts - mit Antonio Vivaldis "Frühling" in einer Bearbeitung für Flöte solo: Meisterlich virtuos erklangen die lautmalerisch komponierten Vogelstimmen, die vom Frühling künden und beim Zuhörer die ersehnten wärmenden Gefühle erzeugen konnten. Es folgte Domenico Gabriellis Cellosonate Nr. 1, vorgetragen von Viktor Töpelmann (Barockcello): Mal gravitätisch, mal in rasantem Tempo gestaltet sich hier die Solostimme und entwickelte aufgrund der versierten Interpretation einen überzeugenden dynamischen Spannungsverlauf. Einen nicht zu unterschätzenden Anteil an diesem musikalisch konsequenten Vortrag hatte der Cembalo-Part. Birgit Brennich agierte dabei hervorragend nuanciert als Impulsgeberin zur Hauptstimme.

Im Anschluss erklangen zwei Chöre, unter anderem der eingangs zitierte Titel sowie eine Arie aus Haydns "Jahreszeiten": In der Bearbeitung für zwei Flöten boten Pascal Narizano (Traversflöte) und Annegret Polster die drei Duette im Zusammenspiel rhythmisch und intonatorisch sehr präzise sowie dynamisch bemerkenswert differenziert dar. Es folgten zwei Werke für Gesang, Flöte und Basso continuo: Georg Friedrich Händels "Meine Seele hört im Sehen" sowie "Le Printemps" von Joseph Bodin de Boismortier. Sopranistin Katharina Heißenhuber konnte mit ihrer klaren und nachdrücklichen Artikulation sowie der elegant-balancierten Tongebung überzeugen. Die Sängerin stellte sich überdies mit ihrer schlanken Gesangstimme als ideale Besetzung für die akustischen Verhältnisse der kleinen Kirche heraus. Das Ensemble musizierte dazu wechselweise in lyrisch-distinguierter Zurückhaltung, energischer Entschlossenheit und agiler Intensität.

Mit einigen Ausschnitten aus Michel Pignolet de Montéclairs Konzert für zwei Flöten neigte sich das Konzert dem Ende entgegen. Annegret Polster und Pascal Narizano musizierten die tänzerischen, unbegleiteten Sätze in heitergrazilem Ton entsprechend der barocken Klangsprache. "Thus, the ever grateful spring" aus Henry Purcells Oper "The Fairy-Queen" beschloss das Konzert. Solistin Katharina Heißenhuber bot diese hoffnungsfroh-sehnsuchtsvolle Arie zusammen mit dem Ensemble temporeich erfrischend und in ihrem melancholischen Reiz betörend dar. Unter großem Applaus der zahlreichen Zuhörer verabschiedeten sich die Musiker. Erfüllt mit ersten Frühlingsgefühlen waren viele Konzertbesucher beim Verlassen der Kirche doch überrascht, dass die Erde noch schneebedeckt war.

© SZ vom 05.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: