Kulturfest "Freising International":Aus fremden Ländern frisch auf den Tisch

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Spinat-Hühnchen mit scharfer Soße, Kokoswürfel aus Bosnien und bayerische Brezen: Bei den Vorbereitungen zum Kulturfest "Freising International" geht die Liebe durch den Magen.

Sabina Dannoura

"Es ist eine gute Gelegenheit, den Reichtum an Nationalitäten darzustellen", sagt Meral Meindl und schiebt sich eine Gabel mit Jollofreis und Bohnen in den Mund. Die Werbung für das Kulturfest "Freising International" besteht an diesem Spätnachmittag vornehmlich aus dem Reichtum kulinarischer Köstlichkeiten. Speisen von drei Kontinenten locken auf der langen Tafel im Garten des Jugendzentrums Vis-á-Vis: aus Afrika, Asien und Europa. In der JUZ-Küche haben Freisinger Bürger typische Speisen aus ihren Heimatländern frisch zubereitet. Die aus Bosnien stammende Merima Skulic steuert Kokoswürfel zu dem gemeinsamen Essen bei: "Die machen wir oft, weil man sie mit den Fingern essen kann, sie nicht teuer sind und bei Hitze nicht schmelzen", erzählt die 41-Jährige über die Süßspeise.

Zum vierten Mal steigt am Sonntag, 18. Juli, von 14 bis 21 Uhr auf und um den Marienplatz in Freising das interkulturelle Fest. Worum es dem Organisationsteam um Meral Meindl, der früheren Integrationsbeauftragten der Stadt Freising, ihrer Nachfolgerin Nergiz Erten und Fritz Andresen von der Stadtjugendpflege dabei geht, zeigt nicht nur der Fest-Beiname "Vom Neben- zum Miteinander": Die Mitwirkenden haben ihr Anliegen am Sonntag bei einer Aktion demonstriert: Gemeinsam standen Frauen und Männer aus Ghana und Vietnam, Bayern und den Philippinen, Togo und Bosnien an den Kochtöpfen, kosteten neugierig Yam, Spinat-Hühnchen mit scharfer Soße, Brezen, Obazda, Chicken Curry und andere ihnen noch unbekannte Speisen - und genossen den lauen Sommerabend.

In Freising leben Menschen aus etwa 130 Nationen. Ungefähr ein Drittel der Bewohner hat einen Migrationshintergrund, also keinen deutschen Pass oder ist Nachkomme einer ausländischen Familie. Menschen, die gemeinsam in einer Stadt leben, sollen auch zusammen feiern, findet Meral Meindl. Diese Vielfalt geht freilich über das lukullische Erleben hinaus: Auch unterschiedliche Tänze und Musik werden bei dem Fest auf mehreren Bühnen präsentiert - vom Huttanz aus Vietnam über türkische Volksmusik, eine Breakdance-Show bis hin zu einem offenen Trommeln. Das Kennenlernen anderer Kulturen und vor allem die persönliche Begegnung soll auch dazu beitragen, mögliche Vorbehalte abzubauen.

Mit von der Partie ist auch Walter Buksch, der Leiter des Volkstanzkreises Freising: Er habe auf die Anfrage sofort erfreut reagiert, "weil wir immer interessiert sind, neue Leute kennenzulernen". Wenn die schwungvolle Präsentation von bayerischen und österreichischen Volkstänzen das Publikum animiere, sich der Gruppe anzuschließen, hat Buksch nichts dagegen.

Neu im Programm ist ein Märchenzelt. George Nkumbe zum Beispiel will kurze Märchen aus Kamerun frei erzählen. "Dazu afrikanische Musik zur Untermalung und vielleicht auch trommeln", hat sich Nkumbe überlegt. Merima Skulic hat bei dem Kulturfest vor zwei Jahren ihre Handarbeiten präsentiert. "Dieses Mal habe ich auch Schmuck", sagt sie und zeigt auf ihre Halskette: ein Metallreif, originell mit Mustern umhäkelt. Sem Haikali, 27 Jahre, lebt erst seit Januar in Freising - und ist fleißig am Deutschlernen. Er stammt aus Namibia und möchte den Besuchern von "Freising International" seine Heimat vorstellen: "Ein Land mit vielen Gesichtern", sagt er fast akzentfrei.

Das bewährte Fest-Konzept bietet heuer noch eine Attraktion: Eine Versteigerung von Dienstleistungen, deren Erlös interkulturellen Projekten zu Gute kommt. Als Gewinn lockt beispielsweise eine Sightseeingtour mit dem Oberbürgermeister, der persönlich seinen Dienstwagen durch Freising kutschiert, oder ein Kaffeekränzchen mit Weihbischof Haslberger.

© SZ vom 08.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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