Jugendarbeit im Kreis Ebersberg:KJR-Vorsitzender erklärt Rücktritt

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Mit einem Rundumschlag verabschiedet sich Peter Wollboldt vorzeitig aus seinem Amt, er kritisiert die kommunale Jugendarbeit heftig. Das Landratsamt kontert - und wirft Wollboldt "schlechten Stil" vor.

Martin Mühlfenzl

Mit sofortiger Wirkung ist Peter Wollboldt von seinem Amt als Vorsitzender des Kreisjugendrings Ebersberg (KJR) zurückgetreten. Der in Glonn beheimatete Erzieher teilte dies seinen Vorstandskollegen sowie Kreisgeschäftsführerin Moni Lix in einem offenen Brief mit und rechtfertigte seine Demission mit persönlichen Gründen sowie andauernden Konflikten in der Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendamt, zahlreichen Jugendpflegern und Gemeinden. Bis zur Neuwahl eines neuen Vorstandes im Rahmen der KJR-Vollversammlung Anfang Oktober führt Wollboldts bisheriger Stellvertreter Chris Singer das Gremium kommissarisch.

Tritt mit sofortiger Wirkung zurück: Peter Wollboldt, bis gestern Vorsitzender des Kreisjugenrings Ebersberg. (Foto: EBE)

Brisanz gewinnt Wollboldts Rücktritt nicht zuletzt durch seinen Verweis auf das stete Aufflammen "alter und neuer Konflikte" mit dem Jugendamt, Jugendpflegern und Gemeinden. Diese hätten seine Entscheidung "zu einem großen Teil" mit beeinflusst, wie er in seinem Brief erläutert. Im Gespräch mit der SZ erklärte er: "Die Zusammenarbeit war in vielen Punkten zermürbend. Es wurde mir oft das Gefühl vermittelt, dass wir von offiziellen Stellen nicht ernst genommen werden."

Vor allem die Diskussionen um ein Engagement des KJR im Rahmen der Schulsozialarbeit am Vaterstettener Gymnasium habe Wollboldt frustriert: "Wir haben uns bewusst in dieser Richtung orientiert, um etwas zu bewegen. Aber es wurde aus allen Richtungen gegen uns geschossen." So habe das Jugendamt mit dem Verweis auf die fehlende Dienst- und Sozialaufsicht der KJR-Mitarbeiter ein Engagement - das mit der Schule selbst vereinbart gewesen sei - bewusst torpediert. "Grundlos", wie Wollboldt anmahnt. "Das lässt einen dann zweifeln und führt wirklich zu Frust."

Doch er selbst wolle keinesfalls Verantwortung abwälzen und nennt für seinen Rückzug auch persönliche Gründe. "Ich bin Erzieher und arbeite gerne mit Kindern und Jugendlichen", sagt Wollboldt. "Das ging mit der Übernahme des Vorsitzes zu großen Teilen verloren." Denn die ehrenamtliche Aufgabe des KJR-Vorsitzes werde vor allem von bürokratischen Vorgängen dominiert: "Mein Herz schlägt für die praktische Arbeit. Aber ich musste mich zu lange mit Bürokratie bechäftigen. Das kann ich nicht."

Diese Begründung ruft indes Kritik im Landratsamt hervor - schließlich ließ Wollboldt bei seinem Rundumschlag das Jugendamt nicht aus. "Es hört sich für uns so an, als sei jemand der Aufgabe, die er übernommen hat, nicht gewachsen gewesen", urteilt Michael Huber, Mitarbeiter im Kreisjugendamt. Zudem geißelt Huber den Brief als "schlechten Stil" und sieht den Ruf seiner Behörde gefährdet: Hier werde "das Negativimage des Jugendamtes" verstärkt. Die bisher gute Zusammenarbeit mit dem KJR aber sei durch den Abschied Wollblodts nicht gefährdet, beschwichtigt Huber: "Wir suchen ja immer Gespräche auf Augenhöhe und werden das weiter tun. Hier wird in der Regel vernünftig kooperiert."

Dies solle auch künftig fortgeführt werden, betont der kommissarische Vorsitzende Chris Singer, der sich nun am 9. Oktober um den Posten des KJR-Vorsitzenden bewerben will. "Ich habe eine gute Crew - und Lust", betont Singer. "Und ich habe den Rücken frei und als Kaufmann sicher auch die nötigen Voraussetzungen für bürokratische Vorgänge."

© SZ vom 10.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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