Gemälde, Grafiken und Künstlerbücher:Gesteuerter Zufall

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Modern Studio präsentiert im Alten Gefängnis erstmals die Werke des italienischen Künstlers Massimo Danielis

Regina Bluhme

- Die Kunst von Massimo Danielis kann der Besucher im Alten Gefängnis nicht nur betrachten, sondern auch riechen: Bei einigen der großformatigen Landschaftsbilder ist gerade erst die Farbe getrocknet. Der Kulturverein Modern Studio präsentiert eine Werkschau des vielseitigen italienischen Künstlers, der abwechselnd im Friaul und in Pfaffenhofen lebt. In Freising sind seine Gemälde, Druckgrafiken und Künstlerbücher jetzt erstmals zu sehen. Danielis zeigte sich bei der Vernissage am Donnerstagabend begeistert vom Ausstellungsort: Die abgeschlossenen Räume seien ideal, um die Entwicklung und Brüche seines Schaffens zu zeigen.

Zwei Zimmer sind seinen Landschaftsbildern gewidmet, die jüngsten stammen aus den Jahren 2010 bis 2012. Ob Friaul oder Hallertau, der Ort spielt für ihn dabei keine Rolle. Danielis will Stimmungen einfangen, die "innere Landschaft" zeigen. In seinen Landschaftsbildern durchziehen tiefe Furchen die dicken Farbschichten und bilden geometrische Muster. "Ein Spiel aus Zufall und Verstand" nennt Danielis seine Arbeitsweise. Mit dem Spachtel bringt er Schicht um Schicht willkürlich gewählter Farben auf die Leinwand auf. Nachdem sie getrocknet sind, kratzt er Muster - in den jüngsten Werken sind es kleine Kringel - aus der Bildfläche. "Ich bin oft selbst überrascht, welche Farbe dann hervorkommt", erklärte der Künstler. Helma Dietz, 2. Vorsitzende von Modern Studio, bezeichnete seine Arbeitsweise als "gesteuerten Zufall". Danielis suche "spielerisch-beharrlich immer wieder nach dem, was unter der Oberfläche verborgen ist".

Neben der Malerei widmet sich Danielis auch der Grafik. Erstmals in einer Ausstellung zu sehen ist eine Serie von Grafiken der 73 römischen Kaiser. Mit Ausnahme von Kaiser Augustus bestehen alle Porträts aus zwei übereinander gedruckten Köpfen, einer ist grün, einer rot. "So ist der Vorgänger im Nachfolger schemenhaft präsent", erklärte Helma Dietz. Der Dichter Heinrich Heine schließlich hat Massimo Danielis 2002 zu seinem ersten Künstlerbuch inspiriert. Zu sehen ist in Freising unter anderem ein Gedicht von Rainer Maria Rilke, das er mit Stempeldruck einzeln von Hand gesetzt hat. Gegenüber hängen Werke von Marlowe, Goethe, Baudelaire und Pasolini, die Danielis ebenfalls gestaltet hat. Und weil die Gedichte dem Thema Wasser gewidmet sind, tanzen auch die Buchstaben auf und ab.

Entdeckt haben Irmgard Koch und Helma Dietz den Künstler 2011 bei der Frankfurter Buchmesse. Ihnen fiel ein von ihm gestaltetes Buch in die Hände, sie waren begeistert, fürchteten jedoch die hohen Transportkosten für die Bilder aus Italien und entdeckten dann - welch Zufall - dass der Künstler gleich ums Eck in Pfaffenhof lebt. "Und ein Traum wurde wahr", so Koch. Bei der Vernissage zeigten sich die vielen Besucher begeistert. Noch vor der Eröffnung durch Kulturreferent Hubert Hierl erkundigten sich die ersten nach der Preisliste. Hierl machte es kurz: "Ich gratuliere uns zu diesem Verein und dieser Ausstellung." Die Ausstellung läuft bis 7. Oktober. Öffnungszeiten: Freitag 15 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung.

© SZ vom 22.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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