Freising kürzt Bus-Zuschüsse:Schüler sollen laufen

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Eltern laufen Sturm: Der Landkreis streicht die Kostenübernahme für den Schulbus von Tüntenhausen nach Freising - weil der Schulweg ungefährlich sei.

Sabina Dannoura

Bequem mit dem Schulbus werden Realschüler und Gymnasiasten aus Tüntenhausen nach Freising kutschiert. Zwölf Jugendliche aus der Ortschaft müssen im neuen Schuljahr für diesen Transport bezahlen: Das Landratsamt Freising hat den Schulweg begutachten lassen, der nunmehr als nicht mehr "besonders gefährlich" eingestuft wird. Maximilian Gimpl und andere Eltern laufen dagegen Sturm, weil der Fuß- und Radweg nach Freising am Wieswald entlang führt. Dies sei für die Kinder "beängstigend", sagt Gimpl.

Das Schulbustraining können sich zwölf Schüler aus Tüntenhausen künftig wohl sparen - außer sie zahlen für ihren Transport. (Foto: Claus Schunk)

Der Ortsteil Tüntenhausen liegt, eingebettet zwischen Wieswald und Amperleite, etwa drei Kilometer nördlich von Freising. Wer eine weiterführende Schule besucht, bekommt die Fahrkosten vom Landkreis erstattet, wenn die einfache Fußwegstrecke drei Kilometer übersteigt, oder wenn dieser Weg "nicht zumutbar ist": zum Beispiel, weil die Strecke als besonders gefährlich oder beschwerlich angesehen wird.

Viele Jahre galt der Schulweg für Kinder aus Tüntenhausen als gefährlich, und so wurde diesen auch bei einer Distanz unter drei Kilometern die Fahrkarte vom Landratsamt erstattet. "Turnusgemäß", so erläutert es die Sprecherin der Kreisbehörde, Eva Dörpinghaus, seien kürzlich die Schulwege überprüft worden.

Nicht die Schulverwaltung rückt dann zu einem Ortstermin aus, sondern die jeweilige Gemeinde zusammen mit der Polizei. Im Fall von Tüntenhausen haben das Ordnungsamt der Stadt Freising und ein Vertreter der Polizeiinspektion ihr früheres Urteil revidiert. Der Schulweg werde "als nicht besonders gefährlich und beschwerlich" eingestuft, zitiert Dörpinghaus aus dem Schreiben. Und weiter: Der gemeinsame Geh- und Radweg entlang der Bundesstraße 301 sei "gut ausgebaut und durchgehend beleuchtet", er führe außerdem entlang einer viel befahrenen Bundesstraße, "so dass Hilfeleistung möglich ist". Auch seien an den Stellen, die Schüler überqueren müssten, eine Fußgängerbrücke und Ampeln vorhanden.

Aus dieser Stellungnahme hat das Landratsamt den Schluss gezogen: Nur noch Kinder aus Tüntenhausen, die weiter als drei Kilometer von ihrer Schule entfernt wohnen, können den Schulbus kostenlos benutzen. Zwölf Schüler müssen künftig etwa 32 Euro für eine Monatskarte bezahlen - oder den Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad meistern.

Maximilian Gimpl hat von dieser Neubewertung und den finanziellen Konsequenzen durch die Realschule Freising erfahren, die seine beiden Kinder besuchen: "Die Sekretärinnen waren so nett und haben den Brief des Landratsamts kopiert und an uns Eltern weitergeleitet." Der Vater ist empört. "Wir Tüntenhausener Eltern betrachteten den Weg als sehr gefährlich", betont er. Schließlich verlaufe ein Großteil am Wieswald entlang.

Auch in verschiedenen Gerichtsurteilen seien Radwege neben Waldstücken als riskant angesehen worden, weil es bei einem Übergriff keine Fluchtmöglichkeit gebe. Die Schulverwaltung hält entgegen, es sei durch Autofahrer auf der viel befahrenen B 301 eine "sofortige Hilfestellung" gewährleistet. Das bestreitet Gimpl wiederum: Sollte "das Unerwartete eintreffen", ist er sich sicher, dass dies kein Autofahrer bemerken und Hilfe leisten würde.

Die Tüntenhausener Eltern haben beim Landratsamt neuerlich beantragt, dass die Schulwegkosten ihrer Kinder übernommen werden. Bei einer Ablehnung wollen sie Widerspruch einlegen und einen Rechtsanwalt einschalten. Gleichzeitig versucht Gimpl, auf politischem Weg Druck zu machen - auf die Stadt Freising.

Diese soll ihre Bewertung zurücknehmen oder neu überdenken. Rathaus-Sprecherin Christl Steinhart bleibt nach Rücksprache mit dem Ordnungsamt jedoch dabei: "Es ging um die Überprüfung der besonderen Gefährlichkeit des Weges, die ist hier nicht gegeben." Auch sei das Waldstück nicht einsam gelegen, sondern verlaufe neben einer stark befahrenen Bundesstraße.

Bleibt es bei der Entscheidung, spart sich der Landkreis etwa 4224 Euro Beförderungskosten. "Uns geht es aber nicht darum, Geld zu sparen. Wir haben die Pflicht, alle Kinder gleich zu behandeln", beteuert Eva Dörpinghaus.

© SZ vom 06.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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