Pulling:Gleisausbau verschoben

Lesezeit: 2 min

Erleichterung in Freising: Das Verkehrsministerium legt den viergleisigen Ausbau des Schienennetzes zwischen Neufahrn und Freising auf Eis.

Sabina Dannoura

Aufatmen in der Stadt Freising und ihrem Ortsteil Pulling: Das bayerische Verkehrsministerium legt einen viergleisigen Ausbau des Schienennetzes zwischen Neufahrn und Freising bis mindestens zum Jahr 2020 auf Eis. Obwohl dieses Projekt bislang als Teil des Konzepts zur besseren Schienenanbindung des Münchner Flughafens deklariert war, ist der Erdinger Ringschluss von dieser Korrektur der Pläne nicht tangiert: Noch in diesem Jahr sollen die Planfeststellungsunterlagen für die erste Baustufe - Neufahrner Kurve und Gleisausbau vor dem Flughafen - ausgelegt werden.

Der viergleisige Ausbau in Pulling ist frühstens ab dem Jahr 2020 wieder ein Thema. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Bereits vor einem Jahr hatten die Gutachter für die Schienenerschließung des Airports im Erdinger Moos erklärt, dass sich eine Anbindung des Flughafens über die Neufahrner Kurve auch ohne eine Erweiterung des Gleisnetzes der S 1-Trasse organisieren lasse. Jetzt steht es endgültig fest: Das 130 bis 150 Millionen Euro teure Projekt wird jedenfalls für das nächste Jahrzehnt ad acta gelegt, wie Vertreter des Ministeriums bei einem Termin in Freising verkündeten.

"Der viergleisige Ausbau ist frühstens ab 2020 wieder ein Thema", berichtete am Donnerstagabend Freisings Baujurist Gerhard Koch in der Bürgerversammlung in Pulling. Die Aussage quittierten Zuhörer mit Applaus. Schließlich leiden die knapp 1300 Bürger bereits stark unter dem Fluglärm - neueste Messungen bestätigen einen Dauerschallpegel zwischen 59 und 61 Dezibel. Für den Schienenausbau in dem Ort waren nun bis zu sechs Meter hohe Lärmschutzwände vorgesehen - auf der Ostseite der Bahn auf einer Strecke von 650 Metern und im Westen 1200 Meter. Gegen diese erhebliche Beeinträchtigung des Ortsbilds und den befürchteten Lärm hatte sich schon bei Bekanntwerden der Überlegungen im Juli 2008 heftiger Protest geregt.

Auch für die Stadt Freising bedeutet das vorläufige Aus der Schienenerweiterung eine erhebliche Erleichterung: Eine Reihe von Brücken und Unterführungen im Stadtgebiet wären betroffen gewesen - und laut Eisenbahnkreuzungsgesetz wird die Kommune an den Kosten mit einem Drittel beteiligt. Allein die Neugestaltung des Bahnhofs Pulling ist auf 10,2 Millionen Euro kalkuliert.

Nun scheint sich das Verkehrsministerium auf die wichtigen Vorhaben für einen Fernbahnanschluss des Flughafens zu konzentrieren. Die erste Baustufe für den Erdinger Ringschluss ist die Anbindung von Westen über die Neufahrner Kurve (125 Millionen Euro). Im Februar wurde das Planfeststellungsverfahren eingeleitet, noch heuer sollen die Pläne öffentlich ausgelegt werden. Das Ministerium rechnet dann mit zwei Jahren Verfahrensdauer und vier Jahren Bauzeit. Frühestens 2016 könnten also Züge von Regensburg und Landshut über Freising im Stundentakt zum Airport fahren.

Zweite Baustufe ist der Abschnitt durch den Flughafen zum Bahnhof Erding (300 Millionen Euro). "Da ist allerdings noch einiges offen", sagte Koch mit Blick auf die umstrittene Gleisführung in der Nachbarstadt. Für Baustufe drei, die Walpertskirchener Spange (70 bis 140 Millionen Euro), würden laut Ministerium momentan mehrere "Vorplanungsüberlegungen" angestellt. Der am Ende dieser Liste geführte "weitere Ausbau" betreffe schließlich die Schienenerweiterung Freising - Neufahrn, die wiederum "abhängig von der Umsetzung der drei vorigen Baustufen" sei. Kochs Resümee: "Also keine endgültige Entwarnung, aber eine längere Ruhephase."

© SZ vom 16.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: