Ein Stück Freisinger Geschichte:Kampf um den Peterkeller

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Stadtheimatpfleger Norbert Zanker und der Verein für Stadtheimatpflege protestieren gegen die Beseitigung des historischen Gewölbes am Lankesberg. Oberbürgermeister Eschenbacher sagt Überprüfung der Akten zu

Von Regina Bluhme

Ende des 18. Jahrhunderts wurde der "Peterkeller" unter dem Lankesberg gebaut. Nun soll er im Zuge einer Wohnbebauung für immer verschwinden. (Foto: N/A)

Ein historisches Gewölbe sorgt in Freising für Ärger. Der "Peterkeller" liegt unter dem geplanten Wohngebiet "Freisicht" an der Mainburger Straße und soll nun verfüllt werden. Gegen dieses Vorhaben haben kürzlich Mitglieder des Vereins für Stadtheimatpflege heftig protestiert. Wie OB Tobias Eschenbacher am Mittwoch auf Anfrage mitteilt, wird die Stadt die Akten nochmals durchsehen und mit dem Bauträger Kontakt aufnehmen. In einer der nächsten Sitzungen soll der Planungsausschuss informiert werden.

Nach jahrelanger Diskussion um eine Bebauung des Lankesbergs hatte man sich auf folgende Lösung geeinigt: Auf dem 12 000 Quadratmeter großen Areal werden etwa 60 Wohnungen in drei Stadtvillen und vier Wohnhäusern gebaut, das benachbarte Gasthaus "Peterhof" und die historischen Gewölbe bleiben erhalten. Doch nun soll das Kellersystem doch verfüllt werden, wie es in einer Erklärung des Vereins für Stadtheimatpflege heißt. Damit gehe für Freising "ein bedeutendes Kulturgut unwiederbringlich verloren". Es müsse geklärt werden, wie es überhaupt zu einer Erlaubnis "zur Beseitigung der Keller" gekommen sei, fordern die Vereinsmitglieder. Denn "aufgrund der Stadtratsbeschlüsse musste von einem Erhalt des Peterkellers ausgegangen werden".

Laut Eschenbacher wird die Verwaltung jetzt erst mal die gesamte Akte des Bebauungsplans durchsehen. "Wir schauen uns nochmal alles an". Außerdem werde die Stadt mit dem Bauträger, der BHB GmbH, ein Gespräch führen, "ob es beim Punkt Peterkeller noch eine andere Möglichkeit gibt". Im Planungsausschuss soll dann das Ergebnis vorgestellt werden. "Wir werden auch über den Ablauf berichten und wie jeweils abgewogen worden ist", so Eschenbacher.

Allerdings habe der Bebauungsplan alle rechtlichen Verfahren durchlaufen, betonte der OB. Auch der Verein für Stadtheimatpflege hätte während der öffentlichen Auslegung seine Anliegen vorbringen können. "Ich wundere mich schon ein wenig über den Zeitpunkt der Diskussion", sagte er.

Freilich, schade sei es schon um das historische Bauwerk, fügt Eschenbacher hinzu. Von einer kompletten Beseitigung wollte er nicht sprechen. Das um 1800 entstandene Kellersystem mit sechs Gewölben und einer Gesamtlänge von 100 Metern verschwinde nach einer Verfüllung ja nicht völlig: "Form und Wände bleiben". Die BHB Bauträger GmbH mit Sitz in Grünwald wollte keine Stellungnahme abgeben. Es laufe derzeit alles im Rahmen des Bebauungsplans, lässt der technische Leiter, Christian Born, ausrichten.

Die Stadt solle dem Bauträger "machbare Alternativen" aufzeigen, fordert der Verein für Stadtheimatpflege . Gar nicht so einfach, findet Stadtrat Norbert Gmeiner (SPD). "Technisch ist alles möglich, es ist halt nur eine Frage des Aufwands". Nach Ansicht von Karl-Heinz Freitag (Freie Wähler) sollten die Arbeiten am Lankesberg jetzt nicht durch eine Debatte um die Verfüllung des Peterkellers verzögert werden - unter der Bedingung, "dass dafür andere Freisinger Bierkeller der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden". Er selbst erinnert sich noch gut an eine Besichtigung des Lindenkellers. "Diese Gewölbe sind beeindruckend und sie haben interessante Geschichten zu erzählen."

Stadtrat Jürgen Maguhn (Grüne) bedauert die Verfüllung des Kellers. Allerdings genüge es nicht, ein Gewölbe als "reinen unterirdischen Hohlraum" zu erhalten. "Wir müssen für das umfangreiche Kellersystem ein Konzept erstellen." Die Zeit drängt. Sabina Dannoura vom Verein für Stadtheimatpflege sieht zwei weitere Keller durch Bauvorhaben "vom selben Schicksal bedroht": Der ehemalige Hacklkeller hinter dem Häuserblock an der Vöttinger Straße 11 und die Keller der ehemaligen Aktienbrauerei an der Klebelstraße. Mit einer Verfüllung oder einem Abbruch des Peterkellers "geht für mich ein Stück Stadtgeschichte verloren", erklärt Stadtheimatpfleger Norbert Zanker. Er steht dem gesamten Bauvorhaben auf dem Lankesberg kritisch gegenüber. "Ich finde, der Hang gehört überhaupt nicht bebaut", sagt er. "Woanders bemüht man sich um innerstädtische Grünzüge und hier machen wir einen mit Gewalt kaputt."

© SZ vom 12.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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