Der Amtsinhaber zieht zurück:Alles auf Anfang

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Die Parteien in Neufahrn reagieren positiv auf Bürgermeister Schneiders angekündigten Rückzug aus der Ortspolitik. Jetzt soll alles anders werden und die Kandidaten positionieren sích neu.

Von Birgit Grundner

Es ist in diesen Tagen in Neufahrn oft von Neuanfang die Rede. Wie ein Lauffeuer hatte sich am Montag die Nachricht verbreitet, dass Bürgermeister Rainer Schneider für die Freien Wähler als Landrat kandidieren will und für ein Amt in Neufahrn nicht mehr zur Verfügung steht (wir haben berichtet). Damit sind die Erwartungen der anderen bereits nominierten Bürgermeisterkandidaten gestiegen, die nun nicht mehr gegen einen Amtsinhaber antreten müssen. Von einem Wechsel im Rathaus nach 18 Jahren erhoffen sich viele nicht zuletzt einen neuen politischen Stil. Das wird auch an den Stellungnahmen aus den Fraktionen deutlich.

Darin bezeichnete Burghard Rübenthal (CSU), Gemeinderat und Sprecher des Wahlkampfteams im Ortsverband, die Entscheidung Schneiders als "durchaus weise und für Neufahrn positiv". Als Landrat könne Schneider dann "vieles, was er immer an der eher stiefmütterlichen Behandlung der für den Landkreis so wichtigen ,Südgemeinden' kritisiert hat, verändern." Neufahrn brauche einen Bürgermeister der Menschen führen und zuhören kann", so Rübenthal. Und: "In Anbetracht der schwierigen finanziellen Situation unserer Gemeinde muss der wirtschaftlich und unternehmerisch fähigste Kandidat Bürgermeister werden." Wie berichtet wirbt CSU-Kandidatin Christa Kürzinger-Probst mit ihren Erfahrungen als selbständige Geschäftsfrau für sich.

Von einer "großen Chance für einen Neuanfang in unserer Gemeinde" sprach SPD- Fraktionschefin Beate Frommhold-Buhl, die ebenfalls Bürgermeisterkandidatin ist. Der Rückzug des Bürgermeisters eröffne die Möglichkeit, drängende Probleme anzugehen. Jetzt könnten neue Schwerpunkte gesetzt werden, beispielsweise die Pflege der sozialen Organisationen, die Förderung der Wirtschaft und des ortsansässigen Gewerbes, mehr Transparenz und vieles andere. Sie setze dabei "auf einen kollegialen, kooperativen und respektvollen Umgangsstil, der Initiativen von Gemeinderat, Bürgern und Verwaltung mehr Raum lässt." Mit dem Neuanfang seien "frischer Wind und neue Chancen sicher", stellte auch Claudia Bosse (Grüne) fest. Nun würden die Kandidaten gleichermaßen um die Gunst der Wähler werben, "keiner mit Amtsbonus, man begegnet sich auf Augenhöhe und mit gleicher Ausgangslage." Der Wahlkampf verändere sich damit, so Bosse, er werde offener und "vielleicht auch nicht so scharf." Sie erwarte eine Stichwahl, wobei die Grünen auf Bosses Ehemann Franz Heilmeier setzen.

Die Gemeindepolitik werde wesentlich vom Bürgermeister geprägt, merkte ÖDP-Gemeinderat Florian Pflügler an: "Nur ein kleiner Teil der Sitzungsvorlagen geht auf Anträge der Gemeinderäte zurück." Auch der Führungsstil in der Verwaltung und bei der Sitzungsleitung habe großen Einfluss auf die Arbeitsatmosphäre für die Gemeindemitarbeiter und den Gemeinderat, so Pflügler weiter: "Hier sind deutliche Veränderungen zu erwarten." Mit einem Bürgermeisterwechsel werde es auch neue Ideen geben, hoffte Markus Funke (FDP), das bedeute auch frischen Wind für den Gemeinderat. Dem scheidenden Bürgermeister gratulierte Funke zu seiner Entscheidung, zugleich bedauert er die Freien Wähler in Neufahrn, die jahrelang auf Schneider gebaut hätten - und nun lasse er sie "im Regen stehen".

© SZ vom 30.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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