Dem G8 zum Trotz:Fulminantes Feuerwerk

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Oberstufen-Schüler des Freisinger Camerloher-Gymnasiums proben monatelang für die Aufführung der komischen Oper "Die Piraten von Penzance" - mit Erfolg

Philipp Weigl

Mit der komischen Oper "Die Piraten von Penzance" von Arthur Sullivan (Musik) und Gilbert (Libretto) haben die Schüler der Oberstufe des Camerloher-Gymnasiums ein fulminantes Feuerwerk aus hintersinnigem Humor, fantasievoller Schauspielkunst und einer musikalisch gewohnt ausgezeichneten Performance inszeniert. Unter der Gesamtleitung der beiden Musiklehrerinnen Marianne Brand und Birgit Brennich fand die Premiere der Oper in zwei Akten am vergangenen Montag in der Sporthalle des Gymnasiums statt. Nach monatelanger Probenarbeit und mit tatkräftiger Unterstützung weiterer Lehrer fieberten nun alle Beteiligten dem Moment der Aufführung entgegen. Leichtfüßig und vergnügt erklangen unter dem achtsam-präzisen Dirigat von Sebastian Brand die ersten Takte der Ouvertüre als verheißungsvoller musikalischer Vorgeschmack auf die Oper; Musiklehrerkollege Gunther Brennich übernahm im zweiten Akt den Taktstock und agierte ebenso versiert, indem er den Orchesterklang farbenreich formte. Nach einem Trommelwirbel folgte nun der Einsatz des imposant-klangvollen Piratenchors: Piratenlehrling Frederic (Georg Roth, Benedikt Keil), der soeben seine Ausbildung erfolgreich absolviert hat, wird stürmisch von seinen Seeräuberkollegen gefeiert. Selbst Piratenhauptmann Samuel (Philipp Kölbl, Ludwig Wagner), die Nummer zwei im Piratenstaat, stimmt ihm zu Ehren ein Festlied an. Frederics Seeräuberkarriere kam durch einen Hörfehler seines Kindermädchens Ruth (Rebecca Seeberg, Lena Reinhart), die mittlerweile ebenfalls bei den Piraten lebt, zustande: Diese erhielt die Anweisung, Frederic zu den Soldaten (englisch: "private") in die Lehre zu schicken, stattdessen brachte sie ihn jedoch zu den Piraten. Von Rebecca Seeberg mit viel Elan und komödiantischem Geschick interpretiert, gesteht Ruth Frederic nun reumütig ihren Fehler. Frederic, des Seeräuber-Daseins mittlerweile überdrüssig, will zurück in die Zivilisation und begegnet auf dem Weg dorthin einer Gruppe junger Frauen - bezaubernd dargestellt vom Mädchenchor des Gymnasiums. Zwischen Frederic und Mabel (Isabella Gantner, Manon Hennies), einem der Mädchen aus der Gruppe und zugleich die hübsche Tochter des Generals Stanley, entwickelt sich im weiteren Verlauf der Oper eine temporeiche und äußerst unterhaltsame Liebesgeschichte. Tobias Igl (Stefan Holzmaier) bot in der Rolle des infantilen Generals, dessen erklärtes Ziel die Gefangennahme der Piratenbande ist, das bekannte und aufgrund seiner rasanten Textfülle schwierig aufzuführende Plapper-Lied "Ich bin das Vorbild eines modernen Generalmajors" erfrischend komisch und deklamatorisch sehr präzise dar. Viele Lacher erntete zudem beim Publikum die aberwitzige Polizeitruppe des Generals: Andreas Zeilhofer (Markus Holzwig) verkörperte unnachahmlich amüsant deren Sergeant und wurde dabei vom schallend-klangvollen Polizeichor tüchtig unterstützt. Einen emotionalen Glanzpunkt setzte das Duett zwischen Frederic und Mabel: Der Titel "Bleib, Fred'ric, Bleib" wurde von den beiden Darstellern sehr anrührend und beeindruckend professionell vorgetragen. Frederic ist hierbei hin und hergerissen zwischen der Treue zum Piratenkönig Richard, eindringlich in Szene gesetzt von Pol Avino Chen (Kilian Hofmann), und der Liebe zu Mabel. Isabella Ganters Mabel bestach vor allem durch ihr wunderbar ausdrucksvolles Rollenspiel und ihre absolut erstklassige Gesangsstimme. Die Geschichte nimmt im weiteren Verlauf noch so manche unerwartete und vergnügliche Wendung, bevor das Paar am Ende schließlich zueinander findet. Der Chor und das Sinfonieorchester der Schule agierten Dank der beharrlichen Probenarbeit klanglich auf höchstem Niveau. Die originelle Regiearbeit lag in den Händen von Robert Leutner und Tonja Preuß. Das Bühnenbild ist von einem Arbeitskreis unter der Leitung des Kunstlehrers Christian Weller konzipiert worden. Die Kostüme stammen von Bernadette Matthiesen.

Ein ansprechend gestaltetes Programmheft wurde von einem P-Seminar unter der Leitung von Silvia Betz entworfen. Die Aufführungen laufen täglich noch bis Samstag. Allen Akteuren wird diese umjubelte Operninszenierung wohl noch in vielen Jahren in positiver Erinnerung sein und es bleibt zu hoffen, dass trotz des achtstufigen Gymnasiums mit all seinen negativen Folgen für den Musikunterricht auch in Zukunft derartige musikalische Großprojekte verwirklicht werden können.

© SZ vom 24.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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