Blaumann statt Bürostuhl:Großputz am Freisinger Bahnhof

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Der Münchner Bahnhofsmanager Heiko Hamann und die Mitarbeiter der Service-Abteilung der Deutschen Bahn rücken mit Besen, Lappen und Gartengeräten zum Großreinemachen an. Neue Aufzüge zu den Gleisen gibt es zwar erst im nächsten Jahr. Freisings OB Eschenbacher bedankt sich trotzdem mit einer Brotzeit.

Birgit Goormann-Prugger

Outdoor-Training der besonderen Art nennt der Münchner Bahnhofsmanager Heiko Hamann das, was er am Donnerstag mit seinen 40 Mitarbeitern am Freisinger Bahnhof veranstaltet hat. Bahnmitarbeiter, die sonst im Münchner Hauptbahnhof in der Abteilung "DB Station & Service AG" im Büro sitzen, haben in Freising diverse Gartengeräte, Besen und Lappen in die Hand genommen und sind zur großen Sommerputzaktion am Freisinger Bahnhof angerückt. Da wurden Lampen und Glasflächen gereinigt, Automaten blitzblank gewienert, Bodenbeläge an Bahnsteigen ausgebessert, unschöne Graffiti entfernt und wuchernde Grünflächen in den Gleisen geschnitten.

Auch der Freisinger Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher schaute kurz vorbei. Er bedankte sich für den Einsatz der fleißigen Helfer nicht nur mit Worten, sondern spendierte ihnen auch eine stärkende Brotzeit. "Der Freisinger Bahnhof ist das Aushängeschild der Stadt. Für mich ist diese Aktion darum der Startschuss für eine bessere Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Bahn", sagte er. Schon am Morgen war der Bahn-Putztrupp angerückt, dessen Mitglieder sich übrigens alle freiwillig gemeldet hatten und nicht etwa zwangsverpflichtet wurden. "Wir haben das schon mal gemacht, in Türkenfeld. Da waren wir am Abend nach der ungewohnten körperlichen Arbeit so fertig, dass wir danach noch nicht mal zusammen ein Bier trinken gehen wollten", erzählt Hamann gegen Mittag - auch da schon etwas ermattet. Er habe darum auch gar nicht damit gerechnet, dass sich für die Freisinger Putzaktion viele Freiwillige melden würden. "Aber sie sind alle wieder da und wir haben richtig Spaß an der Arbeit."

Das bestätigte auch Karl Bliemetsrieder, Leiter des Münchner Hauptbahnhofs, der ebenfalls zum Putztrupp gehörte. Dass es am Münchner Hauptbahnhof immer so sauber ist, darauf ist er stolz. "Da müssen Sie mal andere Bahnhöfe dieser Größenordnung anschauen. Das ist nicht immer so." Den Bahnmitarbeitern sei es auch selbst ein Anliegen, dass alles ordentlich sei. "Wir sehen den Dreck und die Schäden an Schaukästen und Automaten sofort, das stört uns auch", so Bliemetsrieder. Die übliche Büroarbeit des 40-köpfigen-Putztrupps hat an diesem Donnerstag übrigens keiner erledigt. "Im Büro hält derzeit nur noch meine Sekretärin die Stellung, die Arbeit müssen wir nachholen", erzählt Heiko Hamann.

Vorgenommen hatten sich die Bahnmitarbeiter Verschönerungsarbeiten, die bei den täglichen Routinearbeiten zu kurz kommen. Einen Mitarbeiter beschäftigt die Bahn, der für die Reinigungsarbeiten am Bahnhof in Freising und Neufahrn zuständig ist. Der kommt natürlich nicht dazu, das Unkraut im Gleisbett zu jäten, zumal das Gleis dann kurz still gelegt werden muss - was am Donnerstag auch geschehen ist - oder mutwillig zerstörte Glasscheiben an den Schaukästen auszutauschen.

Womit die Freisinger Bahnkunden noch einige Zeit leben müssen, ist mit dem defekten Aufzug auf Gleis 2. Der hätte eigentlich schon längst repariert sein sollen, doch nun, so Hamann, sei der Bahn vom Hersteller ein falsches elektronisches Teil geliefert worden, was die Sache erneut verzögere. Für das Jahr 2013 sei jedoch geplant, alle Aufzüge am Freisinger Bahnhof komplett auszutauschen. 500 000 Euro will die Bahn dafür investieren. Auch der Einbau einer Videoüberwachungsanlage mit 16 Kameras sei im nächsten Jahr geplant. Zudem wolle die Bahn dafür sorgen, das der Freisinger Bahnhof mit seinen 17 000 Reisenden an jedem Werktag nicht immer mehr zum Treffpunkt für das Klientel werde, das sich mehr dem Bierkonsum denn dem Bahnfahren widme. "Wir wollen zusammen mit dem DB-Sicherheitsteam dafür sorgen, dass es hier wieder ruhigere Gefilde werden, auch mit Betretungsverboten", versprach Heiko Hamann.

© SZ vom 20.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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