Berufsschule Freising:Arbeit an der "Ausbildungsreife"

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Drei spezielle Klassen der Freisinger Berufsschule geben Jugendlichen erfolgreich eine neue Perspektive.

Caroline Ischinger

Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz versucht die Berufsschule Freising neue Perspektiven zu eröffnen: Im Herbst vergangenen Jahres starteten drei Vollzeit-Klassen, in denen 56 Schüler durch stärkeren Praxisbezug und intensive Betreuung auf das Berufsleben vorbereitet wurden. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Etwa die Hälfte des ersten Jahrgangs hat nach Angaben der Schulleitung eine Lehrstelle gefunden.

Leiterin der Freisinger Berufsschule: Elfriede Moser. (Foto: Marco Einfeldt)

"Es haben zwar nicht alle Jugendlichen einen Ausbildungsplatz gefunden, aber sie haben eine Perspektive", sagt Schulleiterin Elfriede Moser. Das Berufsvorbereitungsjahr (BJV) richtet sich an alle Jugendlichen, die noch berufsschulpflichtig sind und keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Bisher wurden in Kooperation mit dem Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft (BFZ) die drei Fachrichtungen Technik, Wirtschaft und Nahrung angeboten, von Herbst an soll auch der Schwerpunkt Soziales unterrichtet werden. Außerdem werden die Klassen Technik und Nahrung dann als Berufsintegrationsjahr (BIJ) angeboten, um sprachliche Fähigkeiten zu fördern.

Insgesamt bleibt die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz offenbar - trotz Krise - auf gleichem Niveau: Für Herbst 2010 sind der Berufsschule Freising insgesamt 270 arbeitslose Jugendliche gemeldet. Erfahrungsgemäß sinke diese Zahl noch bis Schuljahresbeginn, sagt Schulleiterin Elfriede Moser: "Wir gehen davon aus, dass die Zahl mit etwa 180 Schülern stabil bleibt."

Das Arbeitsamt Freising hat für das kommende Jahr noch keine Zahlen vorliegen - allerdings zeigt sich auch dort eine positive Tendenz: Von 1589 Bewerbern aus den Landkreisen Freising und Erding um einen Ausbildungsplatz seit Oktober 2009 sind derzeit noch 434 "unversorgt", also ohne Lehrstelle oder Weiterbildungsangebote. Das sind im Vorjahresvergleich 13 junge Menschen weniger - dabei ist die Gesamtzahl der bei der Arbeitsagentur registrierten Bewerber im gleichen Zeitraum um 14,6 Prozent gestiegen. Harald Brandmeier, Teamleiter Berufsberatung, führt dies auf schnellere Zusagen sowohl von Seiten der Bewerber (aufgrund der Krise) als auch von den Betrieben (aufgrund des demografischen Wandels) zurück. Erich Irlstorfer von der Ausbildungsoffensive Freising spricht insgesamt von einer "hervorragenden" Entwicklung auf dem Lehrstellenmarkt.

Probleme bei der Vermittlung einer Lehrstelle sieht Schulleiterin Moser in zwei Bereichen: Zum einen würden die Anforderungen der Berufsbilder "immer anspruchsvoller", so dass es weniger Ausbildungsplätze für "weniger hochqualifizierte" Bewerber gebe. Zum anderen fehle bei manchen Jugendlichen auch die "Ausbildungsreife", die soziale und individuelle Fähigkeiten umfasse. "Auch daran arbeiten wir das ganze Jahr", sagt sie.

© SZ vom 16.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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