Aschermittwoch im Landkreis (5):Kein Spott aus der Landesleitung

Lesezeit: 2 min

Die Freisinger Mitte verzichtet auf Politik und trifft sich zu einer Art verspäteter Weihnachtsfeier

Birgit Goormann-Prugger

Keine Angriffe auf den politischen Gegner, keine spöttischen Reden, "vor allem keine, die uns irgendeine Landesleitung vorgeschrieben hat", so formulierte es Florian Notter, derzeit noch Vorsitzender der Freisinger Mitte (FSM): Der Aschermittwoch der FSM hatte stattdessen etwas von einer verspäteten Weihnachtsfeier. Im Innenhof des Alten Gefängnisses, wo man sich zum Fischessen traf, flackerte ein heimeliges Lagerfeuer. Dazu gab es erst Glühwein, in der Weinstube stärkte man sich dann mit grünem Fischrisotto, roter Fischsuppe mit Tomaten und Pesto und einer currygelben Mulligatawny-Suppe mit Muscheleinlage.

Bei einem ökumenischen Gottesdienst zuvor in der Marienkapelle im Kardinal-Döpfner-Haus mit zwei geistlichen Hochkarätern - Monsignore Reinhard Böck, Direktor des Döpfner-Hauses, und Jochen Hauer, Dekan der evangelischen Kirche in Freising, - wurde den FSM-Mitgliedern an diesem Aschermittwoch vor Augen geführt, dass auf Erden alles vergänglich ist und nichts bleibt wie es ist. Kommunalpolitisch gesehen bedeutet das wohl, dass auch die Freisinger Mitte nichts für die Ewigkeit wird schaffen können. Auf ewig werden sie jedoch als "die CSU-Abtrünnigen" gelten, auch wenn sie das gar nicht mehr so gerne hören.

Witzigerweise hatten sich an diesem Abend sowohl die Freisinger CSU als auch die Freisinger Mitte im Kardinal-Döpfner-Haus getroffen. Wer zur FSM wollte, bekam dann auch erst mal einen Schreck, denn er wurde an der hölzernen Pforte des Döpfner-Hauses von einem übergroßen Konterfei des Freisinger CSU-Bundestagskandidaten Erich Irlstorfer empfangen. Daneben hing, ganz klein und bescheiden, ein Zettelchen mit dem Hinweis, wo die FSM zu finden sei. "Skurril" nannte das Freisings FSM-Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, verlaufen hat sich dennoch keiner.

Weil der ganz und gar unpolitische Aschermittwoch nach Art der Freisinger Mitte schon gute Tradition sei, so Florian Notter ("wir machen das ja schließlich schon zum zweiten Mal"), wurde den Teilnehmern auch diesmal wieder ein kleines kulturelles Programm geboten. Stadtarchivar Notter war in seinem Element und erläuterte die Besonderheiten der Marienkapelle, die früher übrigens auch der Billardsaal der Freisinger Fürstbischöfe war und ein Teil der fürstbischöflichen Gemächer. Der Altar der Marienkapelle sei aus kunsthistorischer Sicht der bedeutendste Sakralraum in Freising, sagte Notter. Statt eines Altarbildes blickt man nämlich durch ein Fenster auf einen der Domtürme. Davor sieht man die Plastik einer Verkündigungsgruppe. So etwas habe es zuvor nur in Italien gegeben. Einen kleinen Exkurs bot Notter im Anschluss daran noch über die Geschichte und Gestaltung des Fürstengangs, der wegen der frostigen Temperaturen jedoch knapp gehalten werden musste. Notters Vortrag war indes so interessant, dass sich bei einer geplante Sonderführung im Sommer wohl wieder zahlreiche Teilnehmer einfinden werden.

© SZ vom 15.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: