Aschermittwoch im Landkreis (2):Comedian macht Ernst

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Florian Simbeck erfreut die SPD mit seinem zentralen Thema, der sozialen Gerchtigkeit - und Alt-OB Dieter Thalhammer teilt erstmals seit langem wieder kräftig aus

Petra Schnirch

Für die Kabaretteinlage hat diesmal eine andere gesorgt. Comedian Florian Simbeck zeigte bei seinem ersten Aschermittwochsauftritt im Viva-Vita, dass es ihm mit der Politik durchaus ernst ist. Altoberbürgermeister Dieter Thalhammer bewies, dass er gar kein so schlechter Aschermittwochsredner ist, wie er zu Beginn glauben machen wollte. Und Josefine Gartner untermauerte mit einem Auszug aus ihrem ersten Soloprogramm, dass sie als Kabarettistin auch ohne Partnerin Sieglinde Lösch auf der Bühne ihre Frau steht.

Simbeck absolvierte an diesem Abend ein Mammutprogramm. Erst sprach der SPD-Bundestagskandidat in Rohrbach, dann setzte er sich ins Auto und kam nach Freising. Sein zentrales Thema ist soziale Gerechtigkeit. Simbeck forderte, soziale Berufe attraktiver zu machen und die Menschen angemessen zu entlohnen. Auch einen Mindestlohn hält er für zwingend, ebenso eine anständige Grundsicherung. Schwarz-Gelb habe vergessen, dass es in Deutschland keine freie, sondern eine soziale Marktwirtschaft gebe, sagte Simbeck und traf damit den Nerv langjähriger Sozialdemokraten, die mit ihrem Kandidaten sichtlich zufrieden waren.

Gegen seinen Konkurrenten von der CSU schoss Simbeck gleich zu Beginn einige Spitzen ab. Warum, so fragte er, sollte man Irlstorfer wählen? Zumindest in Pfaffenhofen kenne ihn kaum jemand. Irlstorfers Internetpräsenz sei seit zwei Jahren im Aufbau. Er habe aber gehört, dass der CSU-Kandidat Mitglied "in vielen Altherrenvereinen" sei. Simbeck selbst nutzt moderne Medien wie Facebook ausgiebig, beklagte sich aber über "selbst ernannte Wahltreiber" der CSU, die alle seine Einträge kommentierten und stets das letzte Wort hätten. Er forderte die Sozialdemokraten auf, sich in diese Auseinandersetzungen einzuschalten. Als er einmal einen Kommentar gelöscht habe, sei dies in anderen Foren gleich hoch aufgehängt worden. Er stelle sich jeder Diskussion, das aber "ist verlogener Mist", schimpfte Simbeck.

Einer, der sich eigentlich gar nicht zur Stadtpolitik äußern wollte, holte am Mittwoch kräftig aus. Den Ratschlag einiger Sozialdemokraten, "Dieter, nicht so trocken", hatte er sich offenkundig zu Herzen genommen. Eigentlich biete der Freisinger Stadtrat "genug Stoff für eine eigene Veranstaltung", meinte Thalhammer. Er schoss gegen "manchen Oberlehrer oder auch Besserwisser" - über die hatte er sich bereits in seiner Amtszeit geärgert. Dass die Eishallen-Debatte wieder aufgeflammt ist, kommentierte er spöttisch. Bereits in den neunziger Jahren sei ein Arbeitskreis gegründet worden, eine große Lösung sei schließlich an der Stellplatzfrage gescheitert. Manche Grüne hätten es sich "schier zur Lebensaufgabe gemacht", wetterte er weiter, die Westtangente zu verhindern. Eine Breitseite bekam in dieser Sache auch Eva Bönig nach ihrem Wechsel zu den Grünen ab: "Ob ihrer Wankelmütigkeit" scheine sie wohl "starke Rückenschmerzen zu haben", vermutete der Alt-OB - im Wahlkampf habe sie noch eine andere Position vertreten. Auch darüber, dass sein Nachfolger Tobias Eschenbacher ob der Attacken seines "früheren CSU-Freundes Kratzer" schlaflose Nächte haben könnte, sorgte sich Thalhammer. Reinhard Fiedler und Anton Frankl stünden bereits in der Kritik, weitere Angriffe Kratzers werden folgen, glaubt Thalhammer.

Kreisvorsitzender und Landtagskandidat Peter Warlimont sah bei der CSU am Aschermittwoch keine Spur von Einsicht, Buße oder Innehalten. "Da hilft dann auch kein Gottesdienst auf dem Domberg." Bei wichtigen Themen habe die SPD immer die Nase vorn gehabt, CDU und CSU seien nur die rechthaberische Nachhut - Warlimont nannte die Ost-West-Annäherung, den Atomausstieg, die Förderung des Biolandbaus sowie den Ausbau von Ganztagsschulen und Kindertagesstätten. Bezirkstagskandidat Martin Bengler rundete den Reden-Marathon mit der Forderung ab, dem "Drehhofer" endlich ein Ende zu setzen. Simbeck sieht für die Bundestagswahl gute "Peer-spektiven" und bekam fast so lang anhaltenden Beifall wie bei seinen Comedy-Auftritten.

© SZ vom 15.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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