Fortsetzung im Böhringer-Prozess:Cholerisch, dominant, knauserig

Lesezeit: 1 min

Am neunten Tag Prozesstag sagt ein Zeuge aus, Charlotte Böhringer habe sich besonders über die Freundin des Angeklagten echauffiert.

Alexander Krug

Es ist kein schmeichelhaftes Bild, das seit Tagen über die ermordete Charlotte Böhringer von verschiedenen Zeugen, vor allem ehemaligen Angestellten, im Münchner Schwurgericht gezeichnet wird. Sie sei cholerisch, dominant, knauserig und kontrollsüchtig gewesen, hieß es am Dienstag, dem mittlerweile neunten Prozesstag.

Erneut wurde auch deutlich, wie angespannt das Verhältnis zwischen der Parkhaus-Millionärin und ihren beiden Neffen gewesen sein muss. Der Zeuge Manfred E., 67, arbeitete schon vor mehr als 40 Jahren in der Parkgarage in der Baaderstraße. Nach dem Tod von Böhringers Ehemann leistete er für die Witwe Chauffeurdienste und erledigte kleinere Arbeiten.

Wenn Böhringer etwas nicht gepasst habe, seien "schnell die Fetzen geflogen", meinte der Zeuge. Selbst Kleinigkeiten wie Zigarettenkippen im Hof hätten sie zur Weißglut getrieben.

Besonders im Visier habe sie dabei auch die bei ihr angestellten Neffen Benedikt und Mate gehabt. Benedikt T. ist angeklagt wegen Mordes. Er soll seine Tante am 15. Mai 2006 erschlagen haben, weil er seine Enterbung befürchtete. Der 32-Jährige bestreitet die Tat.

Dem Zeugen Manfred E. zufolge habe Böhringer oft mit ihrem "Lieblingsneffen" Benedikt gehadert, vor allem wegen seiner Studien-Bummelei und seines Lebenswandels. "Ich lasse mein Lebenswerk nicht zerstören", sagte sie einmal zu dem Zeugen. Die Neffen seien als ihre Nachfolger vorgesehen gewesen, doch habe sie es beiden eigentlich nicht zugetraut.

"Sie hat darunter gelitten, dass ihre Neffen ihre Ansprüche nicht erfüllen, deshalb hat sie auch öfters geweint", schilderte der Zeuge. Besonders echauffiert habe sie sich auch über die Freundin ihres Lieblingsneffen, die aus Ostdeutschland stammt und für Böhringer nur die "Ossi-Tussi" war. "Sie hat einmal gesagt, der Benni kriegt nichts von mir, soll er doch zu seiner Freundin in den Osten gehen", so der Zeuge.

Böhringer habe es auch immer wieder "raushängen" lassen, wie finanziell abhängig die Neffen von ihr gewesen seien. "Die beiden haben sich halt allen ihren Anordnungen fügen müssen", meinte der Zeuge.

Die Witwe sei dabei in Gelddingen sehr knauserig gewesen: "Wenn sie mal 20 Euro rausgerückt hat, hat man dafür schon arbeiten müssen wie in Indien." Der Prozess wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt.

© SZ vom 20. 6. 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: