Flughafen München:Rom-Fiumicino? Zurück auf Position acht!

Lesezeit: 2 min

Der Münchner Flughafen hängt sogar den Airport Rom-Fiumicino ab. 30,8 Millionen Passagiere, Platz drei im deutschen Billigflugsegment - Kritik an immer mehr Sicherheitsaufwand.

Rom-Fiumicino? Bitte zurücktreten auf Position acht!

Denn den siebten Platz in der europäischen Rangliste, das steht jetzt offiziell fest, nimmt inzwischen der Flughafen München ein. 30,8 Millionen Fluggäste starteten oder landeten im vergangenen Jahr im Erdinger Moos - zwei Millionen mehr noch als 2005.

Ein "außerordentlich erfolgreiches Jahr" also, wie Flughafen-Chef Michael Kerkloh am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz betonte. Allein das Passagier-Plus entspreche dem Gesamtaufkommen eines Flughafens wie Bremen, Dortmund oder Dresden. Jeder dritte "MUC"-Fluggast ist ein Umsteiger.

Weltweit von Rang 33 auf 30

Im weltweiten Vergleich verbesserte sich München nach den bislang vorliegenden Verkehrsdaten von Rang 33 auf 30, was in etwa der Kategorie Miami, Toronto oder Sydney entspricht. Unter den großen europäischen Drehscheiben verzeichnen nur die spanischen Konkurrenten Madrid und Barcelona höhere Wachstumsraten - die derzeit noch etwas kleineren Katalanen (siehe Grafik) könnten München in den kommenden Jahren gehörig auf die Pelle rücken.

Kerkloh betonte daher erneut die Notwendigkeit einer dritten Start- und Landebahn, die nach derzeitigen Planungen etwa 500 Millionen bis eine Milliarde Euro kosten und möglichst 2011 in Betrieb gehen soll. Schon im nächsten Sommerflugplan sei die Bahnen-Kapazität an mehr als der Hälfte aller Betriebsstunden voll ausgelastet.

Immer mehr Fluggesellschaften müssten abgewiesen werden. Das Passagieraufkommen wächst derzeit jedoch deutlich stärker als die Zahl der Flugbewegungen (plus 3,1 Prozent auf 411335). Die Maschinen werden also immer größer (durchschnittlich 112 Sitze) und sind auch besser gebucht (Auslastung knapp 72 Prozent).

Wichtigster Wachstumsmotor im Moos ist Kerkloh zufolge der Drehkreuzverkehr der Lufthansa und ihrer Star-Alliance-Partner, die zusammen rund zwei Drittel des gesamten Münchner Flugangebots abwickeln.

246 Flugziele ab München

Der prestigeträchtige Interkontinentalverkehr, der freilich auch von anderen Gesellschaften angeboten wird, hat 2006 um 13 Prozent zugelegt. Von den insgesamt 246 Flugzielen ab München liegen 76 außerhalb Europas. Demnächst kommen vier neue hinzu: Denver und Seoul/Pusan (Lufthansa) sowie Johannesburg (South African Airways).

Mit dem Langstreckenverkehr wächst die fliegende Kapazität im Gepäckraum, der neben den Koffern der Passagiere oftmals auch Frachtgüter beherbergt. 224000 Tonnen Fracht, der Großteil davon in normalen Passagiermaschinen, wurden 2006 befördert: plus elf Prozent.

Stark zugelegt hat auch das in München oft unterschätzte Billigfliegersegment. 4,6 Millionen Fluggäste gingen im vergangenen Jahr mit Schnäppchentickets an Bord - deutlich mehr als in dem unter "Frankfurt-Hahn" vermarkteten Low-Cost-Paradies im Hunsrück. "MUC" ist damit hinter Köln/Bonn und Berlin-Schönefeld der drittgrößte Billigflughafen Deutschlands.

Deutliche Kritik übte Kerkloh an den angeblich ausufernden EU-Sicherheitsstandards, die bei den Personenkontrollen schon "an der Grenze der Menschenwürde" rangierten. Beim jüngst von der EU erlassenen Flüssigkeits-Verbot im Handgepäck müsse man "Aufwand und Ertrag zumindest hinterfragen".

Und die wegen des höheren Kontrollaufwands notwendige Aufstockung von Terminal 2, die 55 Millionen Euro kostet, wäre nicht nötig, wenn auf politischer Ebene die gegenseitige Anerkennung von Sicherheitsstandards vereinbart worden wäre, mit den USA oder Israel beispielsweise. Die nächste Vorschrift steht übrigens schon ins Haus: Vom 6. Mai an darf Handgepäck nur noch 56 mal 45 mal 25 Zentimeter groß sein.

Kerkloh sprach sich erneut vehement für den Bau einer Transrapidstrecke aus, die einen "Geburtsfehler" des Flughafens, die fehlende Fernbahnanbindung, kompensieren könne. Eine Express-S-Bahn benötige nicht nur 15 Minuten mehr für jede Fahrt - mangels Planung brauche sie "für ihre erste Fahrt volle 15 Jahre länger".

© SZ vom 7.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: