Fix und Foxi:Lupos Raumfahrt

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Rolf Kauka hat tolle Zeichnungen gemacht - nun sind sie versteigert.

Carolin Pirich

Wie viele Wörter kann ein Mensch in der Minute sprechen? Philipp Herzog von Württemberg jedenfalls bringt erstaunlich viele Zahlen in einem Satz unter. Er verschleift dabei Konsonanten und Vokale, aber zumindest die Steigerung bleibt im Zahlenschwall deutlich. "ZwwwhnnndrtunAAACHTZIG. Gegen Sie, mein Herr."

Pause.

Der Auktionator stützt sich auf einen Arm und lehnt sich auf seinem Podest nach vorne. " Sonst verkauf ich's." Er fixiert einen Bieter im Saal, hinten zu seiner Linken. "Ah! DRRREIhnnndrt."

Der Herzog muss schnell sprechen. 269 Lose stehen am Montagnachmittag auf der Liste von Sotheby's in München. Bis in den späten Abend hinein zieht sich die Versteigerung von Aquarellen und Originalzeichnungen des ersten deutschen Comics: Rolf Kaukas "Fix und Foxi".

Die Witwe ihres Schöpfers, Alexandra Kauka, hat den Nachlass ihres Mannes zum Verkauf gegeben. Sie beobachtet die Auktion. "Ich muss die ganze Zeit an meinen Mann denken", sagt sie und nippt am Weißwein. "Er wäre so glücklich, wüsste er, wie sein Werk hier honoriert wird." Vor allem jungen Comic-Zeichnern wolle sie Mut machen. Alle Welt reiße sich um Pop-Art, sagt sie. "Aber die Comics werden dabei vergessen."

Hinten links, unter den mehr als 60 Interessierten, sitzt ein Herr in blau-gelb gestreiften Hemd, Jeans und Lederschuhen. Ihn fixiert der Auktionator von seinem Podest aus immer dann, wenn sich die Bieter eine kurze Pause gönnen. Kaum blickt er über die Brille aus dem Katalog auf, mit einem dicken roten Kreuz sind die Stücke markiert, die er ergattern will: Tusche-Druckvorlagen mit den Korrekturen Kaukas.

Lupos Raumfahrt

Die gelben, blauen, orangefarbenen Aquarelle interessieren ihn nicht. "Das sind Stücke für's Kinderzimmer", sagt er. Nennen wir ihn Nummer Sieben, seinen Namen möchte er an dieser Stelle nicht lesen. "Mir geht es mehr um die Comics für den Schrank". Dort warten sie hin, bis sie einen neuen Käufer finden.

Nummer Sieben ist ein Comic-Sammler, wie die meisten der Besucher. Aber auch Fans von Fix und Foxi versuchen ihr Glück. Felix Müller, brauner Baumwollpulli, runder Kopf, hat den Katalog studiert und ist mit seiner Frau aus Stuttgart angereist. Er reibt die Handflächen über seine Jeans. "Ich habe keinen Sack voller Geld", sagt er. "Die Preise hier sind so hoch angesetzt wie bei Disney-Zeichnungen." Felix Müller hat leichte rote Flecken auf der Wange.

Ein Bietwettberewerb entwickelte sich bei Losnummer 248. Der Herzog von Württemberg lässt den Hammer auf einen Holzblock fallen: 8 260 Euro. Ein Bieter am Telefon - vier blonde Damen informieren die Anrufer über den Ablauf der Versteigerung - gewinnt das Gefecht um die Zeichnung "Die fünf Kontinente". Felix Müller ersteigert letztlich nur ein Stück. "Lupos Raumfahrt" für 330 Euro.

Eigentlich kann er zufrieden sein. Die Zeichnungen für Fix und Foxi, die Ludwig Fischer ausführte, einer der Hauptzeichner Lupos, sind gerade bei Sammlern sehr beliebt. Ihr Wert wurde von Sotheby's Experten auf 1.500 Euro geschätzt.

Insgesamt erzielte die Auktion 153 533 Euro - weit weniger, als der Wert der Sammlung geschätzt wurde. Dennoch, Heinrich von Spreti, Prädident von Sotheby's Deutschland, ist zufrieden: "Erstmals haben wir in Deutschland eine Auktion mit Original-Comiczeichnungen durchgeführt", sagt er. Damit habe man auch eine "neue Käuferschicht" angezogen.

Ein Teil der Versteigerung, insgesamt 4 662 Euro, kam der Aktion "Ein Herz für Kinder" zugute. Die Bayern-Spieler Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger hatten im letzten Jahr eigens für die Auktion den Pinsel gegriffen und Gipsabgüsse von Fix und Foxi bemalt. 1534 Euro waren die die 25 Zentimeter hohen Figuren einer Bieterin wert.

Nummer Sieben hat nicht alles bekommen, was er wollte. "Dafür hab ich viel zu viel!" 18500 Euro hat er ausgegeben. Nicht zu viel für ein Sammlerherz. Auf manches verzichtet er auch freiwillig. "Gebt der Jugend eine Chance!" ruft er in den Saal. Und tatsächlich: die 13-jährige Constanze hat eine "Bussi Bär"-Collage erstanden. Für 41 Euro. Herzog von Württemberg hat mitgespielt. Einmal hat er langsam gezählt.

© SZ vom 14.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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