Rechtzeitig zum Startschuss kommt die Sonne: 30.000 Sportbegeisterte kämpfen beim Firmenlauf im Olympiapark um Sekunden - teilweise in richtig schrägen Outfits. Glück gehabt. Noch vor wenigen Stunden ist über München ein Regenschauer niedergegangen. Doch am Donnerstagabend, kurz vor 19 Uhr scheint im Olympiapark sogar die Sonne. Beste Bedingungen also für die 30.000 Läufer, die sich zum achten Münchner Firmenlauf angemeldet haben.
Das Ziel der Burger-King-Truppe um Praktikant Joshua, Heinz-Peter, Andreas, Frank, Christian und Astrid (von links): Schneller sein als die Fastfood-Konkurrenz von McDonalds. Letztes Jahr haben sie es geschafft. Und dieses Jahr will das Team den Erfolg wiederholen. Da darf auch der Praktikant am Chef vorbeiziehen. Und Christian, der Mann im Whopper-Kostüm, hat sich fest vorgenommen, Tempo zu machen.
Die Mannschaft vom Hotel Angelo wurde vom Chef genötigt, am Firmenlauf teilzunehmen. Marcel (oben links) sieht das Sport-Event als "teambildende Maßnahme". Seine Belegschaft macht gerne mit.
Nicht nur das schnellste Team wird geehrt - auch das mit dem kreativsten Renn-Outfit. Dafür hat die Mannschaft des Medizingeräteherstellers Sorin extra eine Herz-Lungen-Maschine gebaut, die der Puppe auf der Trage künstliches Blut zuführt. Eine Woche habe man daran gearbeitet, verrät einer aus dem Team. Schnellstes Team wird die Sorin-Truppe so sicher nicht. Aber das ist auch gar nicht so wichtig. 2009 hat das Team 60 Minuten gebraucht, um ins Ziel zu kommen. Im Jahr 2010 waren es 70 Minuten. Und 2011, sagen die Läufer, könnte es gut sein, dass sie ihren persönlichen Langsamkeits-Rekord noch einmal brechen.
Von welcher Firma ist dieses Marienkäfertrio abgesandt? Natürlich - von einem berühmten Münchner Feinkosthändler. Miriam, Max und Martina (von links) sind allerdings Einwechselspieler. Sie kommen nur zum Einsatz, weil drei Teamkollegen kurzfristig absagen mussten.
Top trainiert ist auch das Team aus der Lego-Deutschland-Zentrale, schließlich bekommen die Läuferinnen und Läufer vom Arbeitgeber eine vergünstigte Mitgliedschaft im Fitnessstudio. Ob das reicht? Viel erwartet die Mannschaft von ihrem Boss. Geschäftsführer Dirk Engehausen soll einen vorderen Platz in der Chef-Wertung erreichen. "Der rockt das für uns", ist sich Mitarbeiterin Almut sicher.
103 Mitarbeiter aus den Filialen um München schickt die Baumarktkette Obi zum Firmenlauf. Ein großer Teil der Läufer kommt aus Fürstenfeldbruck. Und wer führt bis 20 Uhr die Geschäfte? "Notfalls die Putzfrau", sagt ein Mitarbeiter lachend.
Mit einer Zentrifuge geht die Mannschaft der Firma Andritz aus Vierkirchen an den Start. Bernhard, Siggi, Markus, Gunnar, Christian, Andreas (hinten von links) sowie der kostümierte Andreas und Lorenz wollen vor allem "heil ankommen". Ohne dass die Zentrifuge Teile verliert.
Kostümiert haben sich auch die Läufer der Firma Keller & Kalmbach. Matthias, Alex, Stefan und Peter (hinten von links) haben sich als Kobolde verkleidet, Thomas (vorne) bezeichnet sich selbst als "Weihnachtsflittchen". Sie laufen für den "Weltfrieden". Und: "Wir sind so schnell, wie der langamste aus unserem Team". Wenn das kein Teamgeist ist.
Warmmachen vor dem Startschuss: Helmut von FDK Electronics dehnt sich noch einmal, bevor es im Olympiapark endlich losgeht. Sein Ziel: Die Strecke von etwa sechs Kilometern in unter 30 Minuten zu schaffen.
Etwa sechs Kilometer müssen die Läufer überstehen. Davor gibt es noch ein Warm-Up-Programm. Nicht alle machen da so engagiert mit, wie der junge Mann im schwarzen Outfit.
Kurz nach 19:30 Uhr gibt Münchens Zweite Bürgermeisterin Christine Strobl den Startschuss.
Und während vorne die ersten Läufer durch das Start-Tor rennen,...
... wird hinten noch gewartet. Und gewartet.
Wer schließlich vorne am Start-Tor angekommen ist, muss nicht mehr Schrittgeschwindigkeit laufen, sondern darf richtig loslegen. Jeder Läufer hat einen Chip am Arm, daher wird die Zeit erst dann gezählt, wenn man das Tor durchlaufen hat.
Von den 30.000 Läufern, die sich beim Firmenlauf angemeldet haben, stellt der Siemens-Konzern mit 1163 Teilnehmern die größte Mannschaft. Es folgen die Mitarbeiter von Münchner Stadtverwaltung (1063), Allianz (803) und BMW (767).
Ob dieser Läufer mit seinem Häschenkostüm in der Kostüm-Wertung punkten kann?
Auch dieser rotnasige Teddybär gab alles.
195.000 Kilometer legen alle Läufer zusammen zurück. Das entspricht einer fünffachen Erdumrundung. Wie gut, dass jeder Teilnehmer nur sechs Kilometer laufen muss.
Ganz am Ende des Läuferfeldes dürfen auch die Nordic Walker auf die Bahn. Sie starten erst knapp eine Stunde nach den ersten Läufern.
Diese Lok fährt mit menschlichem Antrieb. Ihr Ziel: Das Münchner Olympiastadion.
Sechs Kilometer zu laufen, das ist - zumindest für Hobbyläufer - ziemlich anstrengend. 24 Kilogramm Salz werden die Teilnehmer des Firmenlaufs während des Rennens ausschwitzen, haben die Organisatoren berechnet.
Wie gut, dass es da lautstarke Aufmunterung von den Zuschauern am Rande gibt.
Frauenpower im Olympiapark. Dennoch: Die Läuferinnen waren an diesem Abend in der Unterzahl. 60,5 Prozent der Firmenlauf-Teilnehmer waren Männer, 39,5 Prozent Frauen.
Die Route beginnt am Coubertinplatz, dann geht es weiter durch den Olympiapark, vorbei am Olympiasee zum Eissportzentrum, vorbei an der BMW-Welt, zurück zum Coubertinplatz und dann an Olympiahalle und Olympiaturm vorbei zum Stadion.
Da warten bereits einige Fans der Läufer, die für fünf Euro ein Besucherticket gelöst haben.
Erschöpft aber zufrieden ist das Team der Bayern SPD um Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher (2. von links) und den langjährigen Oppositionsführer Franz Maget (Mitte). Kurz nach dem Zieleinlauf hat sich Maget bereits ein Bier geschnappt. "Das habe ich mir jetzt verdient", sagt er zufrieden. Nur eines würde er gerne noch erfahren: Welche Zeit er gelaufen ist.
Und auch die anderen Läufer freuen sich über Obst und Getränke, die im Olympiastadion gereicht werden. Die erfolgreichsten Läufer dürfen übrigens im September - zusammen mit den Besten der Firmenläufe in Hannover, Hamburg, Dortmund, Düsseldorf, Karlsruhe und Nürnberg - beim Finale in Berlin antreten.
Am schnellsten ist am Ende Heiko Middelhoff, MBDA Runners, im Ziel: 18 Minuten und 41 Sekunden benötigt er für die Strecke. Bei den Damen erreicht Anne Haug, Running Company, als erste die Ziellinie - nach 21 Minuten und 50 Sekunden. Die Wertung "originellstes Kostüm" entscheidet tatsächlich die Sorin Group Heartbeat (siehe Bild 4) für sich. Und schnellster Chef ist in diesem Jahr Reinmund Hobmaier von Laufkalender.de.