Für einen fingierten Raubüberfall auf ihren Laden zwecks Versicherungsbetrugs muss die Geschäftsführerin einer Münchner Herren-Boutique in mehrerer Hinsicht büßen. Zuerst verschwanden nach Polizeiangaben vom Dienstag zwei angeheuerte Räuber entgegen der Absprache mit der gesamten Kollektion und sämtlichem Bargeld.
Dann zahlte die Versicherung wegen der polizeilichen Ermittlungen nicht, schließlich wurde die Kauffrau von einem bosnischen Komplizen der Räuber erpresst, und jetzt muss sich die 44-Jährige wegen Vortäuschung eines Raubes und versuchten Versicherungsbetruges vor Gericht verantworten.
Europaweit Einbrüche mit Wissen der Betreiber
Wie die Ermittlungen später ergaben, hatte der Bosnier europaweit Einbrüche auf Nobelboutiquen mit Wissen der Betreiber organisiert, um bei den Versicherungen abkassieren zu können.
Die Kauffrau und eine Angestellte hatten im Herbst 2001 zusammen mit dem Bosnier den Versicherungsbetrug geplant. Zuerst dachten sie an einen Einbruch, ließen aber wegen einer Alarmanlage diese Idee fallen.
Sie kamen überein, einen Raubüberfall vorzutäuschen, dabei sollte der 46-jährige Bosnier für die Organisation neben edlen Bekleidungsstücken zusätzlich 10.000 Euro erhalten.
Bosnier erpresst Auftraggeberin
Bei der Tat sei es dann zu "Missverständnissen" gekommen, berichtete die Polizei. Die beiden Räuber räumten den Angaben zufolge das Geschäft weitgehend leer und nahmen Kleidung im Gesamtwert von 150.000 Euro sowie das gesamte Bargeld mit.
Außerdem erpresste der Bosnier die "geschädigte" Geschäftsführerin nach deren Aussage um 11.000 Euro, weil sie den vereinbarten "Lohn" für die Auftragstat nicht zahlen konnte. Die Versicherung wiederum verweigerte wegen der polizeilichen Ermittlungen die Auszahlung des Versicherungsbetrages.
Geschäftsfrau auf freiem Fuß
Der Bosnier sitzt seit Januar in München in Untersuchungshaft. Die Kauffrau und die Angestellte war ebenfalls festgenommen worden, wurden aber dann wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die erbeutete Herrenkleidung wurde laut Polizei zum weiteren Verkauf nach Bosnien gebracht, nur einige wenige Einzelteile, die der Bosnier selbst trug, konnten sichergestellt werden.
(sueddeutsche.de/dpa)