Film-Premiere:Standing Ovations und tiefe Betroffenheit

Lesezeit: 1 min

Ungewöhnlich ernst schritten die Ehrengäste und Filmleute über den roten Teppich, ohne den üblichen Klamauk. "Der Untergang", Oliver Hirschbiegels Film über Hitlers letzte Tage im Bunker, wurde im Mathäser-Kino gezeigt.

Constantin-Produzent Bernd Eichinger, der auch das Drehbuch verfasst hat, nahm sich bei der Premiere - am Ende einer wochenlangen PR-Tour - noch einmal viel Zeit: Geduldig beantwortete er Fragen, die er nun schon hundertmal beantwortet hat.

Regisseur Oliver Hirschbiegel mit Juliane Koehler und Bruno Ganz bei der Premiere. (Foto: Foto: Reuters)

"Ich will, dass dieser Film auch für andere so wichtig wird wie er für mich ist", sagte Eichinger. Nah an seiner Seite blieb Corinna Harfouch, die im "Untergang" die Rolle der Magda Goebbels spielt.

Als Hitler-Darsteller Bruno Ganz aus dem Wagen stieg, Arm in Arm mit Juliane Köhler (Eva Braun) und Regisseur Oliver Hirschbiegel, gab es für die Fotografen kein Halten mehr. Bei so viel Filmprominenz konnten Publizist Joachim Fest, auf dessen Buch der Film basiert, oder Philosoph Jürgen Habermas unbemerkt zum Kinosaal gelangen.

Beim Verlassen des Kinosaales schwiegen viele der geladenen Premierengäste nachdenklich. "Es ist ein merkwürdiges Gefühl, sich nach dieser Geschichte feiern zu lassen", sagte Produzent Bernd Eichinger nach der Aufführung.

Der 63-jährige Schweizer Bruno Ganz verkörpert den Diktator beängstigend real. Für seine schauspielerische Leistung wurde er mit Standing Ovations bedacht. Sagen mochte er zu seiner Rolle jedoch nichts. Er verließ den Premierensaal schnell, ohne sich den wartenden Journalisten zu stellen.

Bereits im Vorfeld hatte der Film über die letzten Tage des Hitler-Regimes im In- und Ausland große Aufmerksamkeit erregt. Noch nie zuvor war man den Tätern des Dritten Reichs näher gekommen. Viele Kritiker hatten darüber diskutiert, ob man den Diktator wie im Film nicht nur als Monster, sondern auch als Mensch zeigen dürfe.

"Jahrzehntelang wurde Hitler als Dämon oder Comicfigur gezeichnet", sagte Regisseur Hirschbiegel. "Es wird Zeit, dass wir uns unserer Geschichte stellen."

Der mit 13,5 Millionen Euro teuerste deutsche Film seit Wolfgang Petersens "Das Boot" beschreibt die Zeit vom 20. April bis zum 2. Mai 1945 und kontrastiert die Schlacht um Berlin mit den letzten Tagen der Gefolgschaft um den Führer im Bunker unter der Reichskanzlei. In den deutschen Kinos ist "Der Untergang" ab dem 16. September zu sehen.

© chrm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: