Familien-Tragödie:Mutter mit dem Samuraischwert getötet

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Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Sohn hat es immer wieder gegeben in den vergangenen Jahren. Doch dann eskaliert die Situation: Nach einem Streit mit den Eltern dreht der junge Mann durch — und beschuldigt seinen Vater.

Christian Rost

(SZ vom 21.6.2003) — Am Donnerstag kam es, wie schon viele Male zuvor, zu einem Wortgefecht zwischen Axel T. und seinen Eltern. Der heute 21-Jährige hatte vor zwei Jahren seine Ausbildung zum Kaufmann abgebrochen und — abgesehen von seiner neunmonatigen Wehrdienstzeit — auf Kosten der Eltern gelebt.

Ermittlungen wegen Drogen- und Diebstahlsdelikten

Aber auch die Tatsache, dass die Polizei gegen Axel T. immer wieder wegen Drogen- oder Diebstahlsdelikten ermittelte und es dabei auch zu Durchsuchungsaktionen in der 3-Zimmer-Wohnung in der Görzer Straße kam, führte dazu, dass das Paar nicht weiter mit ihm unter einem Dach leben wollte.

Hartnäckig weigerte sich Axel T., eine Arbeitsstelle anzunehmen und sich eine eigene Wohnung zu suchen. Allenfalls jobbte er hin und wieder als Türsteher, etwa in Clubs im früheren Kunstpark Ost. Zuletzt war das Verhältnis in der Familie deutlich zerrüttet: Seine Eltern hätten es seit Monaten abgelehnt, mit ihm zu sprechen und an einem Tisch zu sitzen. So schilderte es jedenfalls der Täter bei seiner Vernehmung durch Beamte der Mordkommission.

Nach dem Streit am Donnerstag — die Eltern hatten Axel T. ein Ultimatum zum Auszug gestellt — setzte sich Erika T. gegen 15 Uhr an den Küchentisch und las eine Zeitung. Ihr Sohn näherte sich ihr von hinten, hielt ein Samuraischwert mit 45 Zentimeter langer Klinge in Händen und versetzte seiner Mutter einen Hieb in den Hals.

Das Opfer wurde beinahe enthauptet. Die Verkäuferin war sofort tot. Nach der Tat begab sich der 21-Jährige in Richtung Schlafzimmer. Sein 66 Jahre alter Vater sah dort fern. Von dem Mord hatte er nichts mitbekommen. An der Schlafzimmertür wurde sich Axel T., der vermutlich auch den Rentner mit dem Schwert töten wollte, seines Tuns bewusst, versteckte die Waffe und lief aus der Wohnung.

Den Vater beschuldigt

Vor dem Haus rief er mit einem Mobiltelefon die Polizei und gab an, sein Vater habe seine Mutter umgebracht. Der 66-Jährige wurde daraufhin von Zivilbeamten festgenommen und aus der Wohnung geführt, ohne die Leiche sehen zu können, berichtet Herbert Linder von der Mordkommission. Der Ehemann des Opfers habe keine Fragen gestellt.

Er habe wohl gedacht, es handle sich um eine der üblichen Polizeiaktionen wegen seines Sohnes. Erst bei der späteren Vernehmung erfuhr der Mann von der Bluttat und dem Tod seiner Frau und brach zusammen. Er musste psychologisch betreut werden und ist jetzt bei Verwandten untergebracht.

Schon bei der Festnahme des Rentners hatten die Beamten Verdacht gegen seinen Sohn geschöpft: Axel T. wurde fünf Minuten nach seinem Vater ins Polizeipräsidium gebracht. In seinen Schilderungen verwickelte sich der 21-Jährige in mehrere Widersprüche, sah keinen Ausweg mehr und gestand schließlich die Tat.

Das Blut befleckte Schwert — Waffenhandlungen bieten diese so genannten "kleinen Samuraischwerte" frei zum Kauf an - stellte die Polizei in einer Abstellkammer der Wohnung sicher.

Haftbefehl wegen Mordes

Staatsanwalt Martin Kraus-Vonjahr beantragte am Freitag Haftbefehl wegen heimtückischen Mordes. Seiner Einschätzung nach sei Axel T. zum Tatzeitpunkt voll zurechnungsfähig gewesen. Bei der Vernehmung habe der 21-Jährige "ein gewisses Bedauern geäußert", seine Mutter umgebracht zu haben, sei aber "auffällig kühl" bei der Schilderung der Tat gewesen.

Nach ersten Erkenntnissen habe T. weder unter Drogen gestanden, noch handle es sich um einen Waffennarren.

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