Im Fall des offenbar unschuldig wegen eines tödlichen Gewaltverbrechens inhaftierten Schauspielers Günther Kaufmann, 56, erwägt auch die Staatsanwaltschaft einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens.
Die Entscheidung darüber werde aber erst nach Abschluss der neuen Ermittlungen fallen, sagte Oberstaatsanwalt Peter Boie am Mittwoch. Der Schauspieler hatte nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ein falsches Geständnis abgelegt. Kaufmanns Verteidiger hatten ihrerseits für diesen Donnerstag einen Antrag auf einen neuen Prozess angekündigt.
Kaufmann war im November vergangenen Jahres vom Landgericht München I wegen Tötung seines 60 Jahre alten Steuerberaters zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht ging von schwerer räuberischer Erpressung mit Todesfolge aus.
Verantwortlich für den Tod des Steuerberaters sind nach neuen Ermittlungen aber drei vor kurzem in Berlin verhaftete Männer. Zwei von ihnen haben bereits Geständnisse abgelegt.
Im Fall Kaufmann dauerten die neuen Ermittlungen aber noch an, erklärte Boie. "Es sind noch nicht alle Fragen geklärt." Insbesondere bedürfe die Rolle Kaufmanns, der zeitnah am Tatort gewesen sei, weiterer Ermittlungen. "Kaufmanns Spuren am Tatort begründen das Fortbestehen eines Tatverdachts." Erst wenn das wirkliche Geschehen weitgehend aufgeklärt sei, könne die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie einen Antrag auf Wiederaufnahme stellen müsse. Ein Zeitpunkt dafür lasse sich aber noch nicht absehen.
Auch die Vernehmungen des tatverdächtigen Trios in Berlin dauern noch an. Die beschuldigten und in Untersuchungshaft sitzenden Männer werden von Mitgliedern der Münchner Mordkommission verhört. In Berlin - in der Haftanstalt Tegel - sitzt auch Kaufmann hinter Gittern.
Seine Anwälte wollen an diesem Donnerstag mit ihm sprechen, um das weitere Vorgehen abzuklären. Neben einer Wiederaufnahme des Prozesses wollen sie auch eine Haftentlassung für ihren Mandanten beantragen.