Exportschlager:Worldwide Wiesn

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Die Münchner Wiesn ist einmalig, doch längst wird das Oktoberfest auch in fernen Ländern kopiert -ob unter karibischen Palmen oder im kühlen Skandinavien, in Peking oder Cincinatti.

Sabine Dobel, dpa

Scheinbar findet die Welt Gefallen an der bayerischen Gemütlichkeit. "Das Oktoberfest ist unser Exportschlager Nummer 1 - neben dem FC Bayern", sagte Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl. "Bisher sind uns etwa 2000 Oktoberfeste auf allen Kontinenten bekannt geworden." Und die Tendenz ist steigend: Jedes Jahr feiert irgendwo auf der Welt ein neues Oktoberfest seine Premiere.

Auch in Argentinien wird gerne auf bayerisch gefeiert: Die Gruo Tirol auf dem Weg zum Oktoberfest in Villa General Belgrano. (Foto: Foto: dpa)

Gesellig und möglichst gemütlich soll es sein, mit deftigen bayerischen Speisen und viel Bier. Dass es dabei nicht immer ganz stilecht zugeht, nimmt man dafür wohl in Kauf: Mal dauert so ein Oktoberfest nur einen Abend, mal wird im Frühjahr gefeiert, mal gleicht der Einzug der Wirte eher einem Faschings denn einem Trachtenumzug.

Bier aus Plastikbechern

Im brasilianischen Blumenau, wo viele Deutschstämmige leben, dröhnt in den Zelten Disko-Musik, auf der Karibikinsel St. Maarten wurde das Bier schon mal in Plastikbechern ausgeschenkt - es gab einfach keine Maßkrüge. Und die Musiker der Kapelle trugen zwar kurze Hosen, aber keine ledernen, sondern Bermuda-Shorts.

Die Chefin der echten Wiesn stört das wenig: "Wir sind da tolerant", sagt Weishäupl. "Wichtig ist, dass die Leute Spaß haben." Zwar hat die Münchner Fremdenverkehrs-Chefin für das Oktoberfest schon vor zehn Jahren Patentschutz eingeholt, der Begriff kann aber nicht geschützt werden. "Jedes Oktoberfest ist im Grunde eine Werbung für München", so die Wiesn-Chefin.

Exporthelfer aus Bayern

Oft sind es gebürtige Bayern, die beim Export des Oktoberfests helfen. Im kambodschanischen Phnom Penh hat Franz Xaver Weber aus dem oberbayerischen Landkreis Erding ein Oktoberfest organisiert. Eine Kapelle mit Blasmusik und Lederhosen spielt in einem Hotel unweit von Buddhatempeln und Elefanten auf. Auch den Chinesen hat Weber das Schunkeln beigebracht, 1997 in Xiamen.

Mancherorts riefen auch deutsche Einwanderer Oktoberfeste ins Leben. Im argentinischen Villa General Belgrano etwa ist das Bierfest mit täglich bis zu 30 000 Besuchern mittlerweile eines der größten Volksfeste des Landes.

Vorbildfunktion hat die Wiesn für das Bierfest in Moskau. Jedes Jahr im Juli werden in Zelten und im Freien in Luschniki russische Biere ausgeschenkt. Oberbürgermeister Juri Luschkow lädt stets eine Delegation aus Bayern ein, um das Fest gebührend zu eröffnen. Es wurde erfunden, um die Alkoholproblematik in Russland in den Griff zu bekommen. Die Russen, so das Luschkows Kalkül, sollen von der "harten Droge" Wodka auf mildes Bier umsteigen.

Wo die Maß vier Euro kostet

Auch in Deutschland findet das Oktoberfest immer mehr Nachahmer. Schon zum zweiten Mal lud die bayerische Landesvertretung in Berlin zur "Wiesn" ins Festzelt am Roten Rathaus. Ein "sächsisch-bayerisches Oktoberfest" ist in Zwickau in Planung. Ende Oktober wird für zwei Tage die Stadthalle zum Bierzelt. Mit Fingerhakln, Maßkrugstemmen und der Königlich Bayerischen Oktoberfestkapelle "Edelweiß" soll es dem Original so nahe kommen, wie möglich.

"Wir wollen ganz dieses Flair zu uns nach Sachsen holen", sagt der Geschäftsführer des Veranstalters, Jürgen Croy. Die Plätze seien schon fast ausgebucht. Und einen Vorteil hat das sächsische Imitat der echten Wiesn voraus: Die Maß kostet nur vier Euro.

Das Geheimnis für den Erfolg des Münchner Oktoberfestes sieht Wiesn-Chefin Weishäupl in der hohen Identifikation mit München und Bayern. "Es ist ein Synonym für Bier - und es ist ein Inbegriff der Lebensfreude." Warum auch immer die Menschen in aller Welt ausgerechnet das Bayerische so sehr suchen - der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hat da eine Erklärung: "So eine Stimmung wie hier in München kriegt man nirgends her."

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