Erweiterung:Flughafen plant neues Terminal

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Zwar wurde Terminal 2 erst 2003 eingeweiht - 2011 soll aber schon eine dritte Abfertigungshalle entstehen, denn die Kapazitäten reichen nicht aus.

Dominik Hutter

Der Flughafen soll noch größer werden. Neben der dritten Startbahn, die derzeit im Raumordnungsverfahren steckt, treibt die Geschäftsführung nun auch den Bau eines neuen Abfertigungsgebäudes, des offiziell noch gar nicht beschlossenen "Satelliten" auf dem östlichen Vorfeld, voran. Die Generalplanung des Baus wurde bereits öffentlich ausgeschrieben, derzeit läuft eine Vorauswahl unter den Bewerbern.

Erst 2003 eröffnet, aber schon überfüllt: Terminal 2. (Foto: Foto: dpa)

"Terminal 2 wird in diesem Jahr wohl die Marke von 20 Millionen Passagieren erreichen", berichtet Florian Fischer, der Planungschef des Flughafens. Das bedeutet: Der erst 2003 eröffnete Glaspalast ist in absehbarer Zeit voll.

Erhebliche Komforteinbußen verhindern

20 bis 25 Millionen Fluggäste pro Jahr lautet die offiziell verkündete Kapazitätsgrenze - die theoretisch mögliche Zahl von bis zu 30 Millionen wäre nur bei erheblichen Komforteinbußen möglich. Das aber wollen der Flughafen und die mit 40 Prozent an Terminal 2 beteiligte Lufthansa unbedingt verhindern.

Die Lösung liegt auf dem östlichen Vorfeld. Die dort bestehende, 600 Meter lange Gepäcksortierhalle soll bis 2011, so Fischers unverbindliche Zeitvorgabe, um zwei Etagen aufgestockt werden. Elf bis 14 Millionen Passagiere pro Jahr könnten dort zusätzlich abgefertigt werden. Eine Größenordnung, die immerhin ausreichen würde, sämtliche Fluggäste etwa des Hamburger Flughafens durchzuschleusen. 2011 ist übrigens auch der Wunschtermin von Flughafen-Chef Michael Kerkloh für die Inbetriebnahme der dritten Start- und Landebahn.

Baustelle innerhalb der Sicherheitszone

Beschlossen ist allerdings noch nichts in Sachen Satellit, betont Fischer. Der Flughafen hat sich von seinen Entscheidungsgremien lediglich die Ausschreibung der Generalplanung absegnen lassen. Der Bau selbst gilt als anspruchsvoll, weil er ohne Störung des laufenden Flugbetriebs und innerhalb der Sicherheitszone ablaufen muss. Dafür fallen zeitraubende Behörden-Formalitäten weg, denn eine Baugenehmigung liegt bereits vor.

Neben den neuen Etagen selbst hat die Vergabestelle des Flughafens auch gleich die Planung eines Personen-Transportsystems und einer Weiterführung des S-Bahn-Tunnels in Richtung Osten ausgeschrieben. Letztere ist eine Vorleistung für den Erdinger Ringschluss, also die dritte S-Bahn-Anbindung des Flughafens über Riem und Erding.

Das Personen-Transportsystem hingegen soll durch einen vorhandenen, aber derzeit leerstehenden Tunnel die Verbindung zwischen Terminal 2 und Satellit herstellen - der Neubau wäre auf anderem Weg, etwa über öffentliche Straßen, nicht zu erreichen.

Welches technische System in der schon beim Bau von Terminal 2 gebuddelten Röhre installiert wird, ist noch unklar. Wegen der entmutigenden Erfahrungen anderer Flughäfen rechnet Fischer eher mit einer Art U-Bahn als mit einer Seilbahn-Lösung: "Es soll möglichst einfach und zuverlässig sein."

Betrieben wird der Satellit voraussichtlich nach dem eingespielten Terminal-2-Modell, also mit einer 40-Prozent-Beteiligung der Lufthansa. Die Fluggesellschaft drängt schon seit einiger Zeit auf die Erweiterung im Osten - wenn auch nicht unbedingt zur reinen Freude des Flughafen-Betreibers FMG.

Terminal 1 nur zur Hälfte ausgelastet

Theoretisch nämlich wären im Erdinger Moos noch Kapazitäten vorhanden, Terminal 1 ist nur zur Hälfte ausgelastet. Eine Rückkehr ins ursprüngliche Domizil kommt aber für die Lufthansa nicht in Frage. Sie will ihren Drehkreuzverkehr auf überschaubarem Raum und mit dem erweiterten Serviceangebot von Terminal 2 abwickeln.

Ebenfalls ausgeschrieben ist auch die Bauüberwachung bei der inzwischen offiziell beschlossenen Aufstockung von Terminal 2. Die Termine für dieses schon deutlich weiter fortgeschrittene Projekt lauten: Baubeginn im Juni 2007, Teilinbetriebnahme zum Jahreswechsel 2008/09, abschließende Fertigstellung im April 2009.

Die sogenannte "Dachlösung", bei der 16 Fluggastbrücken um eine Etage ergänzt und durch einen gläsernen Gang verbunden werden soll, zählt zu den ungeliebten Investitionen von Flughafen-Boss Michael Kerkloh. Denn sie schafft keine zusätzlichen Kapazitäten, sondern dient ausschließlich dazu, verschärfte und von vielen Experten als überspitzt beurteilte Sicherheitsstandards der EU zu erfüllen.

Durch die neuen Gänge sollen dereinst Passagiere aus Nicht-EU-Ländern wandeln, die vor dem Weiterflug noch einmal eine Sicherheitskontrolle passieren müssen: Fluggäste aus Afrika etwa, aber auch solche aus New York und Tel Aviv, deren Sicherheitsstandards nicht schlechter, aber eben anders als diejenigen der EU sind. Die Zusatz-Etage entsteht als Glas-Metall-Konstruktion.

© SZ vom 20.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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