Erste Buga-Bilanz:Mehr Frust- als Lustgarten

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Chaos an den Eingängen, wenig Buntes: "Man fragt sich, warum man es hier schön finden soll".

Von Michael Ruhland

"Lustgarten" heißt die offizielle Broschüre der Bundesgartenschau. Sie wartet auf mit "sieben Gründen, sich auf die Buga zu freuen". Manch' einem wird Lust und Vorfreude schon vor den Toren gründlich vergällt.

Wer nicht warten will, muss wohl bei Regen kommen. (Foto: Foto: dpa)

Es ist Donnerstagvormittag, 11.15 Uhr. Am Eingang West hat sich eine Menschentraube gebildet, darunter Rollstuhlfahrer, Familien mit Buggies und Kinderwagen, Reise- und Freizeitgruppen.

Das Gedrängel wird größer, der Unmut der Wartenden auch. "Ich habe mich gleich beschwert und angeregt, einen Gruppeneinlass zu machen", sagt Axel Boschek, als er mit der 26-köpfigen Kindergruppe nach 20 Minuten Chaos endlich im Buga-Gelände steht.

"Mir wurde gesagt, dass am Mittwoch fast nichts los war. Das fand ich schon unverschämt", ärgert sich der Sozialpädagoge. Am Mittwoch gab's Dauerregen.

"Wie Rindviecher"

Zwei ältere Damen sind ganz außer sich. "Mein erster Eindruck ist unter aller Sau", schimpft Elfriede Schuß aus München. "Seit drei Tagen weiß man, dass das Wetter schön wird. Und dann treibt man uns wie Rindviecher rein", echauffiert sich ihre Schwester Inge.

Eine weitere Besucherin schnappt den Satz auf und poltert ungefragt los. "Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich mir keine Dauerkarte gekauft", ärgert sich Jutta Mattner aus München.

Geduld und ein Faltplan

Wer erst einmal drinnen ist, muss Geduld mitbringen. Faltplan aufklappen und orientieren, lautet die erste Buga-Regel. "Können Sie mir sagen, wo der große Spielplatz ist", fragen zwei Mütter den Reporter. Kann er mangels vernünftiger Beschilderung nicht.

Immerhin aber einen Irrtum aufklären. Denn Marianne Opp und Sonja Gebauer befinden sich mit ihren vier Kindern nicht am Eingang Ost, wie sie dachten, sondern am Eingang West. Was nicht gerade zu deren Freude beiträgt, denn dazwischen liegt ein langer Marsch. Und der ist nicht gerade prickelnd.

Der alte Flughafen lässt grüßen

Immerhin verliert man auf der kilometerlangen Geraden, anders als beispielsweise in den tristen, siloartigen Zellengärten, nicht die Orientierung. Man braucht nur am "längsten Balkonkasten Deutschlands" entlang laufen, übrigens dem einzigen Blumengruß auf der Achse zum Buga-See.

Irgendwie beschleicht einen angesichts der strengen Geometrie und der breiten Kies- und Plattenwege der Eindruck, die Planer konnten sich nicht ganz vom alten Flughafen verabschieden.

Den ganzen Tag Zeit für einen Stempel

Stephanie Kehrbein hat den Weg von Ost nach West mit ihren drei Kindern Lorenz, Leonhard und Vinzenz schon durchschritten - nicht ganz freiwillig. "Als ich am Eingang Ost eine Dauerkarte gekauft habe, wurde mir gesagt, dass ich die am Westeingang abstempeln lassen muss", erzählt sie.

Auf ihr Unverständnis hin sei sie mit einem lapidaren "Sie haben doch den ganzen Tag Zeit", abgespeist worden. Nun, Stephanie Kehrbein nimmt's gelassen, obwohl sie am Eingang eine Stunde gewartet hat. "Ich dachte mir nur, es wär ein wenig bunter."

Suche nach einer Idee

Auch Familie Wrodararczyk hätte sich mehr Blumen gewünscht, "dafür, dass es eine Buga ist". Und Anregungen, "was man einpflanzen kann". Die Weitläufigkeit des Geländes gefällt ihnen gut. Ideal zum Austoben für die Kinder.

Begeisterung kommt bei den Wenigsten auf. "Die Landesgartenschau Burghausen hat mich mehr beeindruckt", sagt Renate Fischer, die mit ihrem Mann Horst aus Waldkirchen angereist ist.

Nach drei Stunden Buga fällt sein Urteil nicht gerade schmeichelhaft aus. "Irgendwie ist man hier auf der Suche nach einer Idee, warum man's schön finden soll."

© SZ vom 20.5.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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