Ermittlungen:Den U-Bahn-Schlägern auf der Spur

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Nach der Attacke auf einen Soldaten und seinen Bruder am Ostbahnhof: Die Polizei hat erste Hinweise.

Christian Rost

Nach dem Überfall auf einen Soldaten und seinen Bruder am U-Bahnsteig Ostbahnhof verfolgt die Polizei eine heiße Spur zu den Tätern. Es seien "vielversprechende Hinweise" eingegangen, sagte Polizeisprecher Christoph Reichenbach am Mittwoch. Die Kripo arbeite mit Nachdruck an dem Fall. Die beiden Männer waren am Bahnsteig von einer Gruppe Jugendlicher angepöbelt und massiv attackiert worden. Der 24-jährige Bruder des Bundeswehrsoldaten prallte dabei mit dem Kopf auf den Steinboden und zog sich einen Schädelbruch zu.

Nach dem Überfall auf einen Soldaten und seinen Bruder am Ostbahnhof: heiße Spur zu den Tätern. (Foto: Foto: ales)

Bei dem Haupttäter aus der Gruppe soll es sich um einen etwa 18 Jahre alten Jugendlichen mit kurzem Haar handeln, der am Tattag, dem 30. November, Jeans und eine schwarze Lederjacke trug. Mit fünf anderen Jugendlichen war er, wahrscheinlich vom Optimolgelände kommend, gegen 6.30 Uhr am Bahnsteig auf das Brüderpaar getroffen, das sich zusammen mit einer Freundin auf dem Heimweg von einer Weihnachtsfeier befunden hatte und auf die nächste U-Bahn Richtung Neuperlach wartete.

Insbesondere den 21-Jährigen nahm die Gruppe sofort ins Visier. Der junge Mann aus Jena trug seine Soldatenuniform, weswegen sie ihn mit den Worten "Was willst du Bundler überhaupt?" angingen. Danach folgten laut Polizei verbale Attacken wie: "Scheiß Deutscher".

Sein Bruder, der in Mittersendling wohnt, verbat sich die Beleidigungen, woraufhin er mit Faustschlägen zu Boden gestreckt wurde. Neben dem Schädelbruch - der sich später im Krankenhaus als nicht lebensgefährlich herausstellen sollte - erlitt er durch die Schläge Frakturen im Gesicht. Der Soldat, der seinem Bruder zu Hilfe kam, wurde ebenfalls von dem etwa 18-Jährigen im Gesicht getroffen und brach sich dabei das Nasenbein. Die Jugendlichen flüchteten.

Wie im Aufsehen erregenden Fall der U-Bahn-Schläger vom Arabellapark im Dezember 2007, verfügt die Polizei auch diesmal über Filmmaterial aus den Überwachungskameras im U-Bahnhof. Allerdings sind auf den Bildern die Täter nur sehr undeutlich zu erkennen.

Bis Anfang dieser Woche lagen der Kriminalpolizei, die wegen schwerer Körperverletzung ermittelt, deshalb nur vage Beschreibungen der Jugendlichen vor. Nach den ersten Presseveröffentlichungen zu dem Fall meldeten sich nun aber offenbar Zeugen, die der Polizei Hinweise auf die Täter geben konnten. Die Ermittlungen liefen am Mittwoch auf Hochtouren.

Während die regelmäßigen Berichte der Polizei über Übergriffe in der Münchner U-Bahn weiter zu dem Eindruck beitragen, dass öffentliche Verkehrsmittel nicht mehr sicher sind, sieht die tatsächliche Gefahrenlage laut Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ganz anders aus. Das Risiko, Opfer einer Gewalttat in der U-Bahn zu werden, sei mit einem Risiko von eins zu 1,9 Millionen sehr gering, wie MVG-Chef Herbert König betont.

Eine MVG-Umfrage habe überdies ergeben, dass sich der weitaus größte Teil der Fahrgäste sicher fühle in der U-Bahn: Nur 7,2 Prozent der Befragten hätten angegeben, bei ihnen fahre die Angst mit. Laut Polizeisprecher Reichenbach "gibt es keine Unsicherheitsräume in München". Dennoch will die MVG, wie berichtet, ein Alkoholverbot in U-Bahnhöfen verhängen, um dort das Sicherheitsgefühl zu verbessern.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer forderte am Mittwoch schon die Abschiebung der Täter - ehe diese überhaupt identifiziert sind.

© SZ vom 11.12.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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