Zwischenbilanz:"Sicher, aber nicht überwacht"

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Bei der Schaustellerbesprechung gibt es viel Lob für das Herbstfest, trotz der Schlägereien am ersten Wochenende. Oberbürgermeister Max Gotz fordert mehr Zivilcourage

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Eine "Rekordwiesn" wird es wohl wegen des Wetters nicht mehr, aber Oberbürgermeister Max Gotz hat sich bei der Schausteller-Besprechung am Dienstag dennoch zufrieden gezeigt mit dem Erdinger Herbstfest. "Das spielt auch keine Rolle, der familiäre Charakter unseres Festes ist wichtiger." Die Richtschnur der Stadt bei der Auswahl der Fahrgeschäfte, der Essensbuden und der Festzelte auf "Bekanntes und Bewährtes" zu setzen, habe sich wieder bewährt. Am Erfolg des Herbstfestes ändere auch nichts, dass es vor allem am Freitag und Samstag "einige Hitzköpfe" gegeben habe, die der Polizei Arbeit beschert haben. Insgesamt habe sich aber das Sicherheitskonzept bewährt.

Die Zwischenbilanz zum laufenden 78. Herbstfest fiel aus Sicht der Stadt, der Schausteller und Fieranten sowie der Polizei durchweg positiv aus. Trotz Regen und den Polizeieinsätzen am Wochenende. "Wir sind durchaus zufrieden", sagte Erdings Polizeichef Anton Altmann. Es habe zwar acht Körperverletzungen gegeben, dabei eine schwerere, aber insgesamt habe es sich um "das Übliche" gehandelt. Ausgelöst vor allem durch Betrunkene. Die Situation auf dem Festplatzgelände sei als gut zu bezeichnen, mehr Sorge bereite ihm das Umfeld.

Lob gab es von OB Gotz für die am Herbstfest eingesetzten Polizeibeamten: "Respekt für ihre Arbeit und der Ruhe, die sie bewahren". Bedenklich sieht er die allgemeine Entwicklung, dass Polizisten nur noch mit Kameras im Einsatz unterwegs seien, um ein Sicherheitsgefühl zu erzeugen. "Ich spiele aber gerne den Ball zurück an die Bevölkerung. Es muss mehr Zivilcourage gezeigt werden", sagte Max Gotz.

Auch Wenzel Bradac, Präsident des Bayerischen Landesverbands der Marktkaufleute und der Schausteller, betonte, dass man sich auf dem Erdinger Herbstfest "sicher fühlt, aber nicht überwacht". Das Sicherheitskonzept stimme also und es herrsche Ordnung. Lob gab es von ihm auch für die Stadt bei der Auswahl der Schausteller und Betriebe auf dem Herbstfest: "Bleiben Sie bei ,Bekannt und Bewährt' und führen sie kein Punktesystem ein, sonst geht jede Menschlichkeit verloren."

Diese will auch OB Gotz erhalten. Und deshalb gab es viel Lob für alle, die im Hintergrund dafür sorgen, dass alles klappt - von den Mitarbeitern des Bauhofs, über die "sehr, sehr schlanke Verwaltung" im Rathaus, die alles stemme, bis hin zum Volksfestausschuss, den Polizisten sowie allen Mitarbeitern bei den Schaustellern und Festzeltbetrieben.

Aus den Erfahrungen früherer Herbstfeste habe es heuer ein paar Änderungen gegeben, sagte Gotz. Zum einen stehen die Wohnwagen der Schausteller jetzt nicht mehr an der Festwiese, sondern an der Eishalle, was dazu geführt habe, dass mehr Platz für das Fest sei und die Situation der Rettungswege sich verbessert habe. Zudem sei der "Verhau" von früher beendet. Dass ein paar Schausteller offenbar deshalb gemurrt haben, nimmt OB Gotz gelassen: "Ein kleiner Spaziergang schadet niemanden." Auch bei den Damentoiletten habe sich die Situation verbessert, was zur Entspannung beigetragen habe.

Leiter der Erdinger Polizeiinspektion Anton Altmann. (Foto: Renate Schmidt)

OB Gotz äußerte zudem einen Wunsch: "Ich bedauere es, dass es kein Ponyreiten mehr gibt." Die bisherige Betreiberin hatte wegen immer wieder stattfindender Diskussionen über den Tierschutz freiwillig auf einen Platz am Herbstfest verzichtet. "Für mich ist das eine falsch verstandene Tierschutzproblematik. Wo kommen Kinder denn heute sonst noch den Tieren so nah? Andererseits richten wir Streichelzoos ein. Da ist ein gesellschaftliches Umdenken notwendig", sagte Gotz.

Bei einem Punkt erlitt Max Gotz Schiffbruch. Dass am Freitag beim Festzug zum Platz eine "Radarfalle" kurz vor der Zufahrt an der Anton-Bruckner-Straße stand, habe ihn schon sehr verwundert, sagte er Richtung Polizeichef Altmann. Doch der konterte: "Die war nicht von uns, sondern von der Stadt." Gotz: "Die notleidende Stadt kann das Geld gebrauchen."

© SZ vom 05.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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