Zukunft am Flughafen:Oberding wird Forschungsobjekt

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Wie lebt es sich in Zukunft in Oberding? Dieser Frage gehen Studenten in einem Wettbewerb der Flughafen München Gesellschaft nach. (Foto: Peter Bauersachs)

Der Flughafen München schreibt zum fünften Mal den MUC Real Estate Award für Studenten aus. In ihren Arbeiten befassen sie sich mit den Themen Wohnen, Arbeiten, Mobilität und Freizeit in den Airport-Anrainern

Von Regina Bluhme, Oberding/Flughafen

Mit der Gemeinde Oberding werden sich demnächst Universitäten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beschäftigen. Im Rahmen des Studentenwettbewerbs um den MUC Real Estate Award, den die Flughafen München GmbH (FMG) jetzt zum fünften Mal ausgeschrieben hat, sollen Studenten im kommenden Jahr die Entwicklungsmöglichkeiten des Flughafenanrainers Oberding erforschen. Ausschreibungsdetails sind noch keine bekannt. Deutlich wurde bislang nur, dass die umstrittene dritte Startbahn für die Beteiligten offensichtlich keine Rolle spielt.

Die genauen Ausschreibungskriterien für den Wettbewerb werden in den kommenden Monaten erarbeitet, sagt Jens Hassler. Er ist der Marketingleiter für den Geschäftsbereich Real Estate Immobilien des Münchner Flughafens und somit Ansprechpartner für den Award. Er freue sich auf die Zusammenarbeit, sagte der Marketingleiter, und auch die Gemeinde Oberding "ist Feuer und Flamme". Tatsächlich war sich der Gemeinderat in der vergangenen Sitzung einig, dass sich Oberding als Forschungsobjekt für angehende Bauprozessmanager und Immobilienentwickler zur Verfügung stellen soll. Kein Wort fiel zur geplanten dritten Startbahn, gegen die Oberding kürzlich noch als Klägerin aufgetreten ist. Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU) berichtete vielmehr davon, dass im Rahmen des Projekts die Aspekte Wohnen, Arbeit, Mobilität und Freizeit unter die Lupe genommen werden sollen. Wie der Sitzungsvorlage zu entnehmen war, sollen die Studenten auch untersuchen, "wie eine autofreie Anbindung der Gemeinde an den Flughafen und die Städte Erding und Freising aussehen könnte". Von den Ideen der Studenten könne die Gemeinde durchaus profitieren, lautete die allgemeine Meinung im Oberdinger Gemeinderat.

Zwischen Oberding und der FMG gebe es "keine Berührungsängste", davon ist auch Hassler überzeugt. In den Wettbewerbsarbeiten wird seiner Ansicht nach "die dritte Startbahn kein Thema sein". Er könne natürlich nicht ausschließen, dass die umstrittene Baumaßnahme in einer der Arbeiten auftauche. "Wenn ein Student meint, das tun zu müssen, kann er das tun", so Hassler. Einfluss auf das Urteil der Jury werde dies nicht haben.

Natürlich dient der MUC Real Estate Award auch dazu, den Flughafen ins rechte Licht zu rücken. Nicht ohne Grund stammen die 10 000 Euro Preisgeld aus dem Marketingbudget, wie zu erfahren ist. Doch es stecke mehr dahinter, betont Jens Hassler. Zum einen ermögliche die FMG den Studenten "ein sinnvolles Arbeiten", sprich Projekte auf realer Basis zu planen. Von den innovativen Ideen könne dann auch der Flughafen profitieren. Zum anderen könne die FMG aus den Studententeams aber auch passenden Nachwuchs für das eigenen Unternehmen rekrutieren, so Hassler.

Auf einer Homepage für den MUC Real Estate Award ist aufgelistet, was so alles in den vergangenen Jahren rund um den Flughafen bereits erforscht worden ist. Es gab eine "Standort- und Marktanalyse für den westlichen Teil des Flughafenareals sowie dessen Anschlussflächen auf dem Gemeindegebiet von Hallbergmoos" (Sieger: TU Berlin). Ein anderes Mal war das Untersuchungsgebiet die Weiterentwicklung des Besucherparks (Sieger: TU Dortmund).

Oberding erhofft sich für seine Infrastruktur neue Impulse von den Studenten aus Innsbruck, Bern oder Berlin, die sich am Wettbewerb beteiligen. Die sind natürlich nicht umsonst zu haben. Wie Hassler betont, soll Oberding für die Aufwandsentschädigung der Teilnehmer aufkommen. Im Gemeinderat erklärte Bürgermeister Mücke, der Betrag werde sich "zwischen 5000 und 10 000 Euro einpendeln". Die Räte haben dann die Obergrenze auf 15 000 Euro festgesetzt. Visionen muss man sich leisten können - der Kostenrahmen sei vertretbar, hieß es im Gemeinderat.

Erst vor wenigen Tagen bei der internationalen Immobilienmesse Expo Real in München sind die Preise für die vierte Auflage des MUC Real Estate Awards verliehen worden, den die FMG in Kooperation mit der Technischen Universität München ausgelobt hatte, genauer gesagt: mit dem dortigen Lehrstuhl für Bauprozessmanagement und Immobilienentwicklung (LBI). Insgesamt belief sich das Preisgeld auf 10 000 Euro. Der erste Platz ging an ein Team aus Wuppertal, das sich das Geld teilen musste mit drei weiteren Siegerteams. 18 Gruppen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren an den Start gegangen, wie Hassler sagte. Die Kooperation mit der Eliteuniversität TU München habe im deutschsprachigen Raum eine enorme Zugkraft entwickelt. Die stark verkürzte Aufgabenstellung des Wettbewerbs vom vergangenen Jahr: die Entwicklung eines Konzepts, mit dem das Gelände der Airsite Nord attraktiver für Passagiere, Kunden und Besucher gestaltet werden kann.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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