Zahl der Bedürftigen bleibt in Erding fast gleich:Es passt

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Die Tafel ist mit den neuen Räumen am Bahnhof sehr zufrieden. Die Bereitschaft der Betriebe für Lebensmittelspenden ist weiterhin groß. Aktuell sucht der Verein eine ehrenamtliche Kraft für die Transportfahrten

Von Regina Bluhme, Erding

Die Tafel Deutschland hat vor kurzem Alarm geschlagen: Immer mehr Bedürftige, darunter immer mehr Senioren und Kinder, seien auf die gespendeten Lebensmittel angewiesen. Die Tafel Erding dagegen verzeichnet keine auffälligen Veränderungen, erklärt Petra Bauernfeind, die Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe Erding. Im Schnitt kommen zwischen 130 und 140 Menschen in die Räume am Bahnhof. Dort gibt es ausreichend Lagerplatz für die Lebensmittel, denn die Spendenbereitschaft hat nicht nachgelassen. Nur einen zusätzlichen Fahrer oder eine zusätzliche Fahrerin für den Transport der Spenden könnte die Erdinger Tafel sehr gut gebrauchen.

Einen dramatischen Anstieg der Gruppe der Senioren kann Petra Bauernfeind nicht erkennen, "ich habe eher den Eindruck, dass es weniger geworden sind". Das könnte ihrer Ansicht nach auch mit dem Umzug in die Räume am Bahnhof zusammenhängen. Im November 2017 ist die Tafel von Klettham weggezogen. Vielleicht sei manchem nun der Weg zu beschwerlich oder die Busfahrt zu teuer. In den neuen Räumen am Bahnhof 2, die die Stadt Erding dem Verein mietfrei zur Verfügung stellt, "fühlen wir uns richtig wohl", so Bauernfeind. Es gebe genügend Platz für die Lebensmittel und auch für die Kundschaft, die Mittwoch Vormittag gegen einen symbolischen Preis von einem oder zwei Euro die Ware abholt. Zuvor sei es mitunter schon passiert, "dass wir uns gegenseitig auf die Zehen getreten sind". Die ehrenamtlichen Helfer seien mit dem neuen Standort "komplett zufrieden".

Auch bei der Spendenbereitschaft gibt es laut Bauernfeind nichts zu klagen. Die Lebensmittel werden von verschiedenen Betrieben abgegeben, kürzlich kamen eine weitere Bäckerei und ein Reformhaus aus dem Landkreis dazu. Der größte Lieferant ist das Rewe Zentrallager in Eitting. "Wir kommen echt super gut über die Runden", betont Petra Bauernfeind. Die Tendenz sei sogar eher steigend, manches kommt auch mal ganz überraschend: Bei einem Biobetrieb aus dem Landkreis, der für Babynahrung produziert, konnte eine ganze Charge Gemüse nicht verwendet werden, "weil sie braune Tüpferl hatten, die mit bloßem Auge nicht zu sehen waren". So ging jede Menge einwandfreies tiefgekühltes Biogemüse an die Tafel. Dank Spenden besitzt die Tafel recht große Kühlschränke, doch für diese Lieferung reichten die Kapazitäten nicht mehr aus, zum Glück habe sich das Best Western Hotel gegenüber sofort bereit erklärt, einen Teil bei sich einzulagern.

Allerdings ist kürzlich einer der Fahrer weggefallen, "es wäre toll, wenn jemand mit Führerschein bei uns mitmacht und an den Vormittagen mit unserem Kleintransporter die Spenden abholt." Gesammelt werden für Bedürftige jede Woche Gemüse, Brote, Joghurts. Aber unterm Jahr auch Blöcke, Stifte und Mappen, die dann an Kinder zum Schulanfang verteilt werden. Ein großer Teil der Klientel sind auch Alleinerziehende und Familien. Die Zahl der Flüchtlinge sei mittlerweile zurückgegangen.

Die circa 140 Menschen, die sich am Mittwoch bei der Tafel Erding anstellen, kommen aus dem ganzen Landkreis. Mithilfe eines Farbsystems und eines Zeitmanagements werde der Kundenstrom recht gut bewältigt, sagt die Vorsitzende. Der eine oder andere komme vor dem ausgemachten Termin, weil die Menschen einfach auch reden wollen über ihre Probleme und Sorgen. "Wir sind für viele ein Treffpunkt geworden." Petra Bauernfeind ist seit sieben Jahren bei der Tafel im Einsatz, ihr macht die Arbeit Spaß. Vor allem gehe es ihr auch darum, der Lebensmittelverschwendung etwas entgegenzusetzen. "Was da täglich weggeworfen wird, das ist wirklich ungeheuerlich."

© SZ vom 23.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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