Zählung im Landkreis:Die Meise macht sich rar

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Bei der "Stunde der Wintervögel" im Januar wurden ein Drittel weniger Tiere gezählt als im Vorjahr

Von ELISAVETA GERMANN, Erding

An der Vogelzählung "Stunde der Wintervögel" haben sich in diesem Jahr om 6. bis 8. Januar so viele Vogelfreude im Landkreis beteiligt wie noch nie. Die Zahl der beobachteten Vögel sank hingegen im Vergleich zum Vorjahr, da im Herbst 2016 weniger Zugvögel aus Nordeuropa zum Überwintern nach Bayern kamen. Vor allem Kohlmeisen waren auffällig weniger zu sehen. Der Feldsperling landete auf Platz eins. Der am meisten verbreitete Vogel ist aber die Amsel, die sich in so gut wie jedem Garten findet. Drastisch zurückgegangen sind die Zahlen der Erlenzeisigen und Gimpeln.

Bei der vom Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV) und dem Naturschutzbunds Nabu organisierten Mitmachaktion zählen die Teilnehmer eine Stunde lang die Vögel in ihrem eigenen Garten und melden die Vogelarten zur Auswertung weiter an den LBV. 470 Hobby-Vogelbeobachter - so viele wie noch nie - hielten in diesem Winter im Landkreis Erding insgesamt 12 816 Vögel fest. Obwohl im vergangenen Jahr weniger Vogelbeobachter mitgemacht hatten, war die Zahl der beobachteten Vögel damals mit 13 974 Stück deutlich höher. Im Durchschnitt fanden sich in diesem Jahr einer Stunde 27 Vögel pro Garten, was knapp unter dem oberbayerischen Schnitt von 30 Vögel liegt.

Der Feldsperling bleibt mit 2727 Meldungen wie im Vorjahr auf Platz eins im Landkreis. Den zweiten Platz nimmt die Amsel ein, die 2016 noch Platz vier belegte, vor dem Haussperling auf Platz drei. Die Kohlmeise war in diesem Jahr - wie andere Meisenarten auch - mit nur 1381 Sichtungen nicht so häufig vertreten und rutschte so von Rang zwei auf den vierten Platz ab. Auffällig öfter als im Vorjahr waren die Sichtungen von Buntspechten in den Erdinger Gärten. Buchfinke und Stieglitz waren hingegen deutlich weniger vertreten als 2016, am stärksten aber war der Rückgang bei Erlenzeisigen und Gimpeln: Die Meldungen von Erlenzeisigen ging um 90 Prozent, die der Gimpeln um 78 Prozent ganz enorm zurück.

Für die geringe nennt LBV-Pressesprecher Markus Erlwein mehrere Gründe: Wegen relativ warmer Temperaturen und ausreichender Nahrung im heimischen Umfeld flogen im Herbst viele nordeuropäischen Vögel nicht in den Süden. Stattdessen sparten sich die Vogelarten Energie, indem sie zu Hause bleiben. Außerdem sei der Nachwuchs deutlich geringe gewesen. "Hinzu kommt, dass auch die Höhlenbrüter, die Vögel, die ihre Jungen in Nistkästen und Baumhöhlen aufziehen, ein schlechtes Brutjahr hatten", sagt Erlwein.

Der Vorsitzende der LBV-Kreisgruppe Erding Sascha Alexander bestätigt die bundes- und bayernweite Beobachtung, dass eine weitaus geringe Menge Vögel aus Nordosteuropa kam als sonst üblich: "Wir hatten schon im November und Dezember besorgte Anrufe, weil es so wenige Vögel gab." Die Kältewelle in den letzten Wochen habe aber "einen Druck auf die Vögel ausgeübt", doch noch in den Süden zu wandern. Zudem betont Alexander, dass es sich bei "Stunde der Wintervögel" um keine "hochwissenschaftliche" Forschung handelt, sondern um eine "Stichprobe". Dabei sei es durchaus möglich, bestimmte Vogelarten zu verwechseln, bei den bekanntesten sei das aber eher nicht der Fall.

In Bayern sichteten in diesem Januar 27 000 Teilnehmer 640 000 Vögel, somit durchschnittlich 33 Vögel pro Garten. Bayernweit gesehen belegen in diesem Winter Feldsperling, Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Blaumeise und Buchfink die Plätze eins bis sechs.

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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