Bei der Jahrespressekonferenz von Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hat auch die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises ihre Erfolge präsentiert und gleichzeitig ein ambitioniertes Projekt angekündigt: Der Aufsichtsratsvorsitzende Jakob Schwimmer bilanzierte, dass in diesem Jahr in Erding 65 Wohnungen in sieben Gebäuden in der Theresia-Gerhardinger-Straße fertiggestellt und die Mietverträge abgeschlossen wurden. Es bestehe derzeit Vollvermietung in allen 215 Wohnungen in Erding, Taufkirchen, Isen und Dorfen. Darüber hinaus plane die Wohnungsbaugesellschaft in den kommenden vier Jahren den Bau von rund 200 Wohnungen im Landkreis. Das zugrunde liegende Modell des Mietkaufs sei auf so große Resonanz gestoßen, dass man es im großen Stil anpacken werde.
Das Modell wurde von Jakob Schwimmer entwickelt und sieht vor, dass Mieter ihre monatlichen Zahlungen ansparen können, um ihre Wohnung später zu erwerben. Nur so seien weite Teile der Mittelschicht in der Lage, sich Wohneigentum zu verschaffen und damit auch eine gute Altersvorsorge. Dafür müssen aber auch die Gemeinden der Wohnungsbaugesellschaft möglichst günstige Grundstücke zur Verfügung stellen. Diese Idee ist laut Schwimmer bei den 22 Mitgliedsgemeinden des Wohnungsbaugesellschaft sehr gut angekommen: "Zielsetzung ist, dass wir in den nächsten vier Jahren mit dem Bau von 200 Wohnungen beginnen - und dabei schießen wir nicht über das Ziel hinaus."
Zuwendungen sollen nicht in Anspruch genommen werden, weil damit unsinnige Auflagen verbunden seien
Das Modell ist insbesondere für junge Familien interessant: Wie Schwimmer erläuterte, soll die Größe der Wohnungen auf Familien abzielen, es sollen keine klassischen Single-Wohnungen errichtet werden. Außerdem will die Wohnungsbaugesellschaft damit keine großen Gewinne machen: Wenn die Mieter zum Tag x den Restwert ablösen, richte sich dieser Restwert nicht nach dem aktuellen Marktwert, sondern orientiere sich an den Kosten der Wohnungsbaugesellschaft, als sie die Wohnung errichtet hat.
Die Baupreise im Landkreis seien überhitzt, sagte Bayerstorfer, in der Fläche zahle man für den Quadratmeter Wohnfläche rund 5000 Euro, in Erding sogar bis zu 7700 Euro. Allein der Baugrund koste oftmals die Hälfte der gesamten Immobilie. Schwimmer ergänzte: "Wenn wir sparsam mit Grund und Boden umgehen, müssen Gebäude auch im ländlichen Raum in die Höhe gehen." Zielgruppe seien junge Leute aus der Mittelschicht: "Früher konnte man als Handwerkergeselle bei uns ein Haus bauen, das geht heute nicht mehr", sagte Schwimmer. Deshalb sei das Mietkaufmodell eine Alternative, insbesondere weil "junge Leute auf ein Haus mit Garten nicht mehr so scharf sind".
Schwimmer nannte als Vorbild die sogenannten Gemeindewohnhäuser, die es in Südtirol in jeder Gemeinde gebe. Dabei würden die Südtiroler Wert auf ein anspruchsvolles Äußeres legen. Ähnlich wolle man bei der Wohnungsbaugesellschaft verfahren: "Wir bauen keine Luxuswohnungen, aber gute Qualität." Und man habe bisher keine Zuwendungen in Anspruch genommen, weil damit oftmals unsinnige Auflagen verbunden seien, die die Bauprojekte unnötig verteuern würden. Das wolle man so beibehalten.
Mehrere Gemeinden hätten bereits Grundstücke angeboten, sagte Schwimmer bei der Jahrespressekonferenz. Er gehe davon aus, dass sich die geplanten 200 Wohnungen auf etwa zehn bis zwölf Gemeinden verteilen werden.
Darüber hinaus treibt die Wohnungsbaugesellschaft für das kommende Frühjahr bereits den Bau eines weiteren Projekts voran: In Wartenberg wurde ein Gebäude mit neun Wohnungen geplant und die Baugenehmigung beantragt. Die Ausschreibungen für den Tiefbau und den Rohbau sind fertig gestellt. Es soll im Frühjahr 2021 mit den Tiefbauarbeiten begonnen werden, wobei die vorliegende Kontamination zu berücksichtigen ist. Der Boden enthält Asphalt, Ziegelsteine und Bauschutt. Das muss beim Aushub entsorgt werden.