Die Region München wächst und wächst - und mit ihr der Landkreis Erding, wie die jährlich veröffentlichten Daten des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) zeigen. Und es ist kein Ende abzusehen. Die Konsequenzen sind vor allem auf dem Immobilienmarkt zu spüren. Bezahlbarer Wohnraum wird von Jahr zu Jahr weniger. Und das nicht nur wegen der Zuzügler. Auch die einheimische Bevölkerung benötigt laut Planungsverband immer mehr Platz. Zum einen, weil immer weniger Menschen in einer Wohnung leben und zum anderen, weil die Wohnfläche pro Einwohner stark zugenommen hat. 1950 lebten in einer Wohnung in der Region München etwa fünf Personen, in Erding sind es derzeit 2,3 Einwohnern pro Wohnung. In München - der Hauptstadt der Singles - sogar nur 1,9. Und der Erdinger braucht Platz. Durchschnittlich 45 Quadratmeter je Person.
Die Folgen sind an deutlich gestiegenen Miet- und Kaufpreisen zu sehen. Laut einer Studie des Immobilienverbands Deutschland (IVD) liegen die Preise für ein Einfamilienhaus in den Kreisstädten des Umlands zwischen rund 600 000 und 1,5 Millionen Euro. Für eine bestehende Eigentumswohnung muss zwischen 2500 und 5600 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Bei Neuvermietungen für Bestandswohnungen sind in der Region neun bis 15 Euro Miete je Quadratmeter fällig.
Den stärksten Anstieg hat nach Berechnungen des PV seit 2005 die Gemeinde Oberding erlebt. Die Wachstumsrate betrug 19,6 Prozent, gefolgt von Eitting (18,4 Prozent) und Forstern (15,9). Die Große Kreisstadt liegt knapp über dem Durchschnitt des Landkreises (8,7) mit 9,5 Prozent. Eine Gemeinde hebt der PV hervor: Wörth sei eine von vier der 153 Städte, Märkte und Gemeinden im Planungsverbandsraum, die von 2005 bis 2015 Einwohner verloren hätten. Nämlich 2,5 Prozent. Doch von der Verwaltungsgemeinschaft Hörlkofen, zu der Wörth gehört, wird die Aussage relativiert. In den vergangenen zwei Jahren habe man einige Baugebiete und ein Einheimischenmodell ausgewiesen. Statt 4403 Einwohner, die der PV für Ende 2015 ausweist, habe man zum Juli 2017 schon 4625 gehabt. Ein Zuwachs von rund fünf Prozent.
Neben dem starken Zuzug ist auch ein anderer Trend schuld am Wohnungsmangel: Die Zahl der Einpersonenhaushalte nimmt regionsweit zu und mit ihr die Wohnfläche pro Einwohner. Lag diese 1987 bei rund 35,7 Quadratmetern, stieg sie auf etwa 42,5 Quadratmeter pro Einwohner 2015. Im ländlicher geprägten Landkreis Erding mit mehr Ein- und Zweifamilienhäusern hat jeder Einwohner sogar 45 Quadratmeter. Dieser "innere Wohnraumbedarf" trage laut Planungsverbands somit erheblich zum Wohnungsmangel in der Region München bei.
Würde in den in der Region München aktuell rund 1,4 Millionen Wohnungen, die mit durchschnittlich zwei Personen belegt seien, rein rechnerisch nur eine halbe Person mehr leben, könnte man auf einen Schlag 700 000 Menschen mehr unterbringen. "Doch der Strukturwandel der Haushalte ist nicht aufzuhalten. Die Frauen bekommen weniger Kinder als in den 50er und 60er Jahren und die Menschen werden älter und wohnen dann oft nur noch alleine in der einstigen Familienwohnung", schreibt der Planungsverband.
Das Fazit des PVs: "Es muss mehr gebaut werden, vor allem bezahlbare Wohnungen für Normalverdiener". 2015 seien in der Region München rund 12 500 neue Wohnungen gebaut worden - der Bevölkerungszuwachs sei aber bei rund 44 000 gelegen. Im Landkreis Erding wurden in dem Jahr nur 708 Wohnungen fertig gestellt; am meisten wurden umgerechnet auf je 1000 Einwohner in Eitting (17 Prozent), gefolgt von Forstern (12,29 und Hohenpolding (11,3 Prozent). Die Kreisstadt kann zwar die höchste Zahl an neuen Wohnungen vorweisen - 181 - aber im Verhältnis zur Einwohnerzahl waren es nur fünf Prozent. Die Bevölkerung wuchs in dem Jahr um rund 1900 Personen an.