Wirtschaft in Erding:Ersatzteile werden zur Mangelware

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Die weltweiten Lieferschwierigkeiten haben auch das Geschäft mit Fahrrädern erreicht. Viele Teile kommen aus Asien - irgendwann einmal. Was nicht auf Lager ist, wird erst im kommenden Jahr geliefert

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Corona-Pandemie hat den weltweiten Handel durcheinander gebracht. Im September klagten einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts zufolge 74 Prozent aller befragten Einzelhändler über Lieferprobleme. Autoherstellern fehlen Chips, der Bauindustrie Holz oder Dämmstoffe. Schon länger von den Lieferengpässe sind die Fahrradgeschäfte betroffen, da ein großer Teil der Bikes, aber auch Ersatzteile wie Schaltungen aus Asien kommen. Das bringt lange Lieferzeiten mit sich, Kunden müssen vertröstet werden, weil die Räder nicht repariert werden können, das ist aus vielen Fahrradgeschäften im Landkreis zu hören.

"Ich muss Leute wieder heimschicken, die müssen ihre Radl sogar wieder holen, weil ich teilweise keine passenden Ersatzteile habe", sagt Peter Huber vom Huber Bike Service in Dorfen. Es gibt Termine bei Großhändlern, aber welche Ersatzteile zu diesen Terminen dann haben sind, dazu gebe es keine Auskunft. Auch wenn eine Lieferung für Ende des Jahres zugesagt sei, könne es auch Februar oder März werden. "Fahrräder bestellen geht überhaupt nicht mehr. Ich sag zu jedem, der eines will, dass er gerne eines von denen haben kann, die noch da sind." Die Auftragsbücher sind voll, so voll wie noch nie, aber es werde keine Bestellungen mehr angenommen, weil es überall mangle: "An den Schaltwerken, den Laufrädern, an Ketten, an allem", sagt Peter Huber. Und der Zustand wird seiner Meinung noch länger anhalten. Wer ein gutes Rad habe, soll es hegen und pflegen.

Was da ist, kann gekauft werden. Noch hat das Radlhaus Erding von Sebastian Kittlitz einiges auf Lager. Auf Räder mit speziellen Komponenten müssen aber auch seine Kunden länger warten. (Foto: Renate Schmidt)

"Erstatzeilmäßig habe ich gut vorbestellt. Aber es gibt eine so große Auswahl an Teilen, dass man natürlich nicht alles auf Lager haben kann", sagt Hansi Pfeiffer von Radsport Pfeiffer in Erding. Trotz Weitsicht sei aber auch er von den Lieferengpässen betroffen. "Der Markt hat so viele verschiedene Produkte, und alles kommt aus Asien." Bei den Neurädern sei die Nachfrage noch da, aber der Warenbestand werde geringer. "Aktuell kommt einfach nicht das, was wir benötigen. Nichts kommt rechtzeitig. Ich hab das gleiche Kontingent bei den Herstellern bestellt wie vor Corona, aber die Radlbranche war schon davor am Anschlag." Wann eine Lieferung komme, sei "reine Glücksache". Mancher, der ein besonderes Rad haben möchte, könne lange warte. Er habe einen Kunden, der muss bis August 2022 warten.

"Ich merke die Lieferengpässe schon", sagt Sebastian Kittlitz vom Radlhaus Erding. Er hat die Lagerhaltung schon aufgestockt. "Man muss auch mehr Arbeit rein stecken, sprich Alträder ausschlachten, dann findet man viele Teile, die man nach wie vor brauchbar und neuwertig sind und nicht neu gekauft werden müssen." Er sieht im Ersatzteilbedarf das größere Problem. Für ein neues Fahrrad mit sehr speziellen Komponenten müssten aber ebenso längere Lieferzeit eingeplant werden.

Sebastian Kittlitz vom Radlhaus Erding. (Foto: Renate Schmidt)

"Bei uns schaut es mit neuen Rädern noch ganz gut aus, dank einer großen Vorbestellung, aber bei den Ersatzteilen wird es schon ein bisserl schwieriger", sagt Stephen Potter von der E-motion E-Bike Welt, Dreirad-Zentrum in Erding. Was man auf Lager habe oder was an Neurädern bestellt sei, sei auch bald zu haben. "Ansonsten muss man mindestens sechs Monaten warten." Es komme auf die Firma an. Auch Markus Stöckl vom Radl-Center Stöckl in Taufkirchen berichtet von Lieferengpässen, vor allem bei den Ersatzteilen. Bei Neurädern gebe es teilweise Lieferzeiten von einem Jahr oder mehr. "Sehr vieles kommt aus Asien. Während Corona hat es dort viele Werkschließungen gegeben. In Malaysia war das Shimanowerk zu. Und deshalb kommt es jetzt zu den Verzögerungen", sagt Stöckl. Er bemühe sich um eine gute Bevorratung, aber manchmal helfe auch das nicht, weil die Teile einfach nicht vorhanden sein. Und auch er weist darauf hin, dass es es sehr viele unterschiedliche Ersatzteile gibt.

Überraschend hört man dafür von Andrea Holbl vom Zweirad Holbl in Taufkirchen auf die Frage nach Lieferengpässen: "Bei uns schaut es super aus. Jeder Kunde, der kommt, kann ein Radl mitnehmen, auch ein E-Bike, auch bei den Ersatzteilen haben wir keine Probleme. Wir haben die Lager rechtzeitig aufgestockt." Holbl sagt, es wurde gut und frühzeitig im Frühjahr, disponiert. "Unsere Kunden sind fasziniert, dass sie ein Rad gleich mitnehmen können", sagt Andrea Holbl. Bei den Firmen, mit denen sie schon lange zusammenarbeitet, sei vieles noch gut vorhanden. Nur wer spezielle Wünsche für sein Rad hat, muss möglicherweise Wartezeiten in Kauf nehmen.

© SZ vom 30.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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