Wiedereröffnung des Kreißsaals:Die Babys können kommen

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Die Motivation stimmt. Von Montag an stehen die Beleghebammen Annemarie Wolf, Maike Jörn-Großkurth, Silke Bärtl, Dana Tegen, Evelin Altenbeck, Maja Dorscheimer und Kerstin Philipp (von links) am Klinikum Erding werdenden Eltern zur Seite. (Foto: Renate Schmidt)

Am Montag startet die Geburtshilfe am Klinikum Erding nach einer vorübergehenden Schließung. Die viereinhalb Monate wurden auch genutzt für eine Renovierung der Kreißsäle

Von Antonia Steiger, Erding

Acht Hebammen stehen von Montag an wieder parat, um Frauen im Klinikum Erding bei der Geburt zu helfen. Viereinhalb Monate lang war dies nicht mehr möglich, nur geplante Kaiserschnitte wurden im Kreißsaal vorgenommen, nachdem das Haus die Geburtshilfe wegen Personalmangels hatte schließen müssen. Mit großem Einsatz und einem enormen Willen sei die Wiedereröffnung geglückt, das war bei der Eröffnungsfeier am Freitag aus den Worten mehrerer Redner herauszuhören. Die Kreißsäle wurden auch renoviert und besser ausgestattet. Davon können sich die Bürger bei einem Tag der offenen Tür an diesem Samstag, 10 bis 17 Uhr, überzeugen.

Die "pure Katastrophe" für das Haus und seine Mitarbeiter, vor allem aber eine Katastrophe für die werdenden Mütter sei die Schließung der Geburtshilfe Anfang Juli gewesen, das sagte die Chefärztin der Gynäkologie, Birgit Niemeyer. Bis nach Rosenheim hätten die Frauen ausweichen müssen. Umso dankbarer sei sie, dass die Frauen dem Klinikum trotzdem verbunden geblieben seien. Auch Niemeyers Beitrag für die aktuellen Entwicklungen ist wohl bedeutend gewesen. Ohne eine Geburtshilfe werde sie nicht weitermachen, so erinnert sich Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) als Vorsitzender des Verwaltungsrates des Kommunalunternehmens Klinikum Erding an die Reaktion Niemeyers auf die Schließung. "Dass Babys auf die Welt kommen können", sei doch das Positivste, was man mit einem Krankenhaus in Verbindung bringen könne. Seines Wissens nach sei dies ein einmaliger Vorgang, dass an einem kommunalen Krankenhaus eine bereits geschlossene Geburtshilfe wieder eröffnet werde.

Auch sein Dank ging in alle Richtungen, unter anderem an Annemarie Wolf, die auch schon vor der Schließung der Geburtshilfe als Hebamme am Klinikum gearbeitet hatte. Sie hatte sich maßgeblich eingebracht bei der Suche nach neuem Personal. Wie Krankenhausvorstand Sándor Mohácsi sagte, gab es von 1975 bis heute insgesamt 27 284 Geburten im Erdinger Krankenhaus, zuletzt waren es etwa 700 im Jahr. Am Montag wird mindestens eine dazukommen: ein geplanter Kaiserschnitt. Von Januar an werden dann zehn Beleghebammen am Klinikum arbeiten: Eine kommt aus der Elternzeit zurück, eine weitere stößt zu der Gruppe dazu. Die Hebammen arbeiten alle als Beleghebammen, freiberuflich und nicht angestellt. Es sei im Juli und August durchaus nicht klar gewesen, sagte Mohácsi, ob die Wiedereröffnung des Kreißsaals angesichts des Hebammenmangels gelingen werde. Umso größer ist nun die Freude: Dieser Tag sei "der beste Tag dese Jahres für das Klinikum".

Vor allem die vielen Frauen, die bei der Eröffnungsfeier dabei waren, staunten nicht schlecht, als sie zur Besichtigung der neuen Kreißsaäle gebeten wurden. Statt der früher dominierenden Farben Orange, Gelb und Grün sind die Säle nun in gedeckten und ruhigen Tönen gehalten. Sie habe sich so entschieden, sagte Niemeyer, weil bei einer Geburt die Aufregung ohnehin groß sei. Statt des gefliesten Bodens gibt es nun Linoleum, der, so erklärte eine Habamme, sogar hygienischer und leichter zu reinigen sei als verfugte Kacheln. Wo früher medizinische Geräte das Bild eine Kreißsaals dominierten, blickt man nun auf ein Geburtsbett, daneben ein bequemer Sessel und viel Platz. In einem Kreißsaal steht eine Geburtswanne, in jedem Kreißsaal hängt ein Tuch von der Decke, an das sich die gebärenden Frauen klammern können, um den Rücken zu entlasten und dank der Schwerkraft dem Ungeborenen den Weg durch das Becken zu erleichtern. Zusätzlich gibt es einen Aufenthaltsraum mit einem Tisch, "an dem alle Platz haben", wie Niemeyer sagte. Sie freue sich schon auf die Arbeit.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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