Wieder Umbau in Erding:Turnhalle wird wieder zum Notquartier

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Zum zweiten Mal kommen in der Erdinger Berufsschule bis zu 200 Flüchtlinge unter

Von Florian Tempel, Erding

Zur Entlastung der völlig überfüllten Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge in München wird die Turnhalle der Berufsschule Erding im Rahmen des bayerischen Notfallplans zum zweiten Mal binnen zwölf Monaten zum Notquartier. Etwa 200 Frauen, Männer und Kinder können in der Sporthalle provisorisch untergebracht werden. Ein Koordinierungsstab am Landratsamt hat am Mittwoch mit den Vorbereitungen begonnen. Der eigentliche Aufbau der Notunterkunft startet am Montag. Am kommenden Donnerstag werden die ersten Flüchtlinge in Erding erwartet. Wie lange die Notunterbringung in der Berufsschule gebraucht wird, ist angesichts des aktuell enormen Zustroms von Flüchtlingen nach Bayern derzeit nicht abzuschätzen. Von November 2014 bis Anfang Januar dieses Jahres wurde die Halle gut zwei Monaten lang als Notquartier genutzt.

Die Mitarbeiter des Landratsamtes und Ehrenamtliche von Erdinger Hilfsorganisationen haben bereits Erfahrung, wie man in wenigen Tagen die Berufsschulturnhalle zum Notquartier umfunktioniert. Als erstes werde man wieder einen blickdichten Bretterzaun um das Außengelände an der Turnhalle errichten, sagte die Pressesprecherin des Landratsamtes. In der kommenden Woche werden dann Stockbetten in der Halle und Sanitärcontainer auf dem eingezäunten Freigelände aufgestellt. Die notwendigen Wasser-, Abwasser- und Stromanschlüsse sind noch aus dem vergangenen Winter vorhanden. Sobald die Flüchtlinge eintreffen, wird ein Sicherheitsdienst das Gelände rund um die Uhr bewachen. Die Flüchtlinge müssen sich aber nicht etwa 24 Stunden am Tag in der Notunterkunft aufhalten. Jeder kann die Halle und das Gelände verlassen, wann er will.

Die Verpflegung der Einquartierten mit Essen und Getränken übernimmt eine Catering-Firma. Im Winter war auf dem Außengelände ein Zelt als Flüchtlingskantine aufgestellt worden. Dieses Mal werde man eine andere Lösung finden müsse, sagt die Sprecherin des Landratsamts, da derzeit keine geeigneten Zelte zu bekommen seien. Die ehrenamtlichen Erdinger Helferkreise für Flüchtlinge seien ebenfalls bereits über die Einrichtung der Notunterkunft informiert und um ihre Unterstützung gebeten worden.

Die Flüchtlinge, die in der Berufsschulturnhalle ein erstes Dach über dem Kopf bekommen, sind Menschen, die gerade erst in Bayern angekommen sein werden. Die behördliche Erstaufnahme beinhaltet zwei wesentliche Punkte: Alle Neuangekommenen werden von Ärzten des Erdinger Gesundheitsamtes medizinisch untersucht. Räume im Untergeschoss des benachbarten Gastro-Zentrums werden als Untersuchungszimmer genutzt. Neben einer körperlichen Untersuchung, einer mit Dolmetschern vorgenommenen Befragungen der Flüchtlinge zu ihrem Gesundheitszustand, Blut- und Stuhlproben ist auch eine Rötgenuntersuchung vorgeschrieben. Letztere wird im Klinikum Erding vorgenommen, um mögliche Lungenerkrankungen feststellen zu können.

Außer der medizinischen Untersuchung werden auch die Personaldaten der Flüchtlinge von Mitarbeitern des Landratsamtes erfasst. Dazu werden wieder eigens Computer im Notquartier installiert. Die Erfassung der Namen, Geburtsdaten und Herkunftsländer der Flüchtlinge ist die Basis für ihre Asylanträge. Die Registrierung ist auch nötig, damit ein erstes Taschengeld an sie ausbezahlt werden kann.

Nach den Formalitäten werden viele Flüchtlinge nur kurze Zeit in Erding bleiben und für ihren weiteren Aufenthalt in andere Bundesländer oder andere Regionen Bayerns verlegt. Für einen Teil der Flüchtlinge wird aber auch eine dauerhaftere Bleibe im Landkreis gesucht werden.

Bei der Umrüstung der Berufsschulturnhalle zum Notquartier für Flüchtlinge im vergangenen Winter haben Hilfsorganisationen, Unternehmen und Privatpersonen Hilfe geleistet, die über das behördlich vorgeschriebene Programm hinausging: Die Therme Erding spendete beispielsweise zahlreiche Badeschlappen, die Wasserwacht organisierte Bälle, Spiele und Zeitschriften, Erdinger Ärzte gaben unentgeltliche Sprechstunden.

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) bedankt sich bereits vorab in einer Pressemitteilung bei den Mitarbeitern seiner Behörde und allen ehrenamtlichen Helfern: "Diese Aufgabe bedeutet weiterhin einen enormen Kraftakt für alle Beteiligten." Bayerstorfer bedankt sich im Vorhinein auch "bei allen Bürgerinnen und Bürgern für Verständnis und Toleranz gegenüber den Flüchtlingen".

© SZ vom 01.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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