Wie geht es mit dem Alten Schulhaus weiter?:Wartenberger Spargedanken

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Vieles deutet darauf hin, dass der Marktgemeinderat für das Alte Schulhaus eine Nutzung als Mehrgenerationenhaus beschließen wird. Bürgermeister Manfred Ranft will dort auch anerkannte Asylbewerber unterbringen

Von Wolfgang Schmidt, Wartenber

g - Das Alte Schulhaus in Wartenberg hat einiges mitgemacht: Es war Jagdhaus der Wittelsbacher und Jahrhunderte später drückten Generationen von Wartenbergern dort die Schulbank. Und wenn es nicht bald saniert wird, dann wird es das Haus nicht mehr lange geben. Norbert Hartmann, Vorsitzender des Wittelsbacher Jagdhaus-Vereins, hat ein Konzept ausgearbeitet, wie das Gebäude saniert und für die Bürger erhalten werden kann. Vieles deutet darauf hin, dass der Marktgemeinderat am Mittwoch eine Nutzung als Mehrgenerationenhaus beschließen wird. Allerdings wird Bürgermeister Manfred Ranft (FWG) bei der Entscheidungsfindung eine weitere Komponente ins Spiel bringen: Er will dort anerkannte Asylbewerber unterbringen, sagte er der SZ.

Nach der Wirtschaftlichkeitsberechnung des Isener Architekten Udo Rieger wird der Umbau zum Mehrgenerationenhaus etwa 2,6 Millionen Euro kosten. In dem Gebäude an der Nikolaibergstraße könnten bis zu zehn auf mehrere Geschosse verteilte Wohnungen entstehen. Geld, das Norbert Hartmann für gut angelegt hält. Er drängt auf eine rasche Entscheidung der Gemeinde, denn die Fristen für eine Zuschussgewährung laufen in diesem Jahr Ende Oktober beziehungsweise im November aus. Das würde ein Jahr Zeitverlust bedeuten und wer wisse, ob die Zinsen dann noch so niedrig seien wie das derzeit der Fall ist, fragt Hartmann.

Jagdhaus der Wittelsbacher und Schulhaus für Generationen von Wartenbergern. Das 1408 urkundlich erstmals erwähnte Gebäude muss saniert werden. (Foto: Renate Schmidt)

Die Vorteile, die der Gemeinde durch die Umwandlung in ein Mehrgenerationenhaus erwüchsen, liegen für Hartmann auf der Hand. Es entstünden altersgerechte Wohnungen, es gäbe einen Lift und Parkplätze in ausreichender Zahl. Die Mieteinnahmen seien sicher und trotz eines Quadratmeterpreises von fünf Euro erklecklich, da die Differenz zur ortsüblichen Miete vom Staat übernommen werde. Wartenberg bekäme sogar einen Begegnungsraum und einen historischen Keller praktisch kostenlos noch dazu. Und nach der Sanierung sähe das historische Gebäude aus wie ein Neubau. Das alles sei darüber hinaus auch noch zu günstigen Konditionen zu haben. Bei einem sozial geförderten Mehrgenerationenhaus, so rechnet Hartmann vor, könnte die Gemeinde aufgrund der extrem günstigen Konditionen 217 450 Euro an Zinsen einsparen. Außerdem stünden staatliche Fördermittel von mindestens 300 000 Euro zur Verfügung, die auf 400 000 Euro ansteigen könnten, wenn es aus dem Kulturfonds Bayern auch noch Zuwendungen gebe.

Mit der Idee, das Alte Schulhaus zum sozialen Mehrgenerationenhaus umzubauen, ist Wartenbergs Bürgermeister Ranft grundsätzlich einverstanden. Er wird am Mittwoch dem Marktgemeinderat aber den Vorschlag unterbreiten, die Wohnungen an sogenannte Fehlbeleger zu vermieten. Fehlbeleger sind anerkannte Asylbewerber und der Druck, diese Menschen angesichts weiter steigender Flüchtlingszahlen unterzubringen, "ist enorm", sagte Ranft. Nach Auskunft der Regierung von Oberbayern störe sein Vorschlag nicht im geringsten das Konzept eines Mehrgenerationenhauses. Die Aufsichtsbehörde verlange lediglich, dass die Fehlbeleger sieben Jahre während der 25-jährigen Sozialbindungsfrist in dem Gebäude wohnen bleiben müssen, sie könnten aber natürlich auch länger dort ihre Adresse haben, sagte Ranft. Schließlich gebe es keine Vorschrift, dass die Belegung in einem Mehrgenerationenhaus geschichtet sein müsse. Und der Begegnungsraum sei geradezu ideal geeignet, den Integrationsgedanken in Wartenberg zu fördern.

So könnte nach den Vorstellungen des Isener Architekten Udo Rieger die Westansicht des Alten Schulhauses nach der Sanierung aussehen. Zeichnung: Architekturbüro Rieger (Foto: Rieger-Architekten(oh))

So ganz nebenbei würde die Aktion der Marktgemeinde auch noch beim Sparen helfen. Laut Ranft würden die Zuschüsse aus der Städtebauförderung dann 90 statt der bisher anvisierten 60 Prozent betragen. Aus einem anderen Programm für die Unterbringung von Asylbewerbern stünden außerdem zusätzlich noch einmal 300 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung, was unter dem Strich eine Summe von 200 000 Euro ausmache.

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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