Wie es mit dem Warteraum Asyl weitergeht:Fliegerhorst-Camp im Standby-Modus

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Berichte über eine Schließung des Warteraums Asyl werden nicht bestätigt: Vorläufig soll lediglich die Zahl der etwa 180 Bundeswehrangehörigen auf eine Handvoll reduziert werden

Von Florian Tempel, Erding

Der Warteraum Asyl am Fliegerhorst Erding wird entgegen anderslautender Nachrichten nicht geschlossen. Eine Pressemitteilung aus dem Bundesinnenministerium, das Flüchtlingscamp werde "reaktivierbar stillgelegt", bezog sich nur auf den Einsatz der etwa 180 Bundeswehrangehörigen, die bislang zur Registrierung von Flüchtlingen dorthin abkommandiert waren. Die Zahl der Soldaten wird auf nur noch eine Handvoll reduziert. Sobald die restlichen Bundeswehrangehörigen in Erding wieder gebraucht werden sollten, müssen sie binnen 72 Stunden wieder dorthin zurückeilen.

Still ist es im Fliegerhorst-Camp schon sein Anfang März. Nachdem in den ersten fünf Monaten seit der Eröffnung im Oktober 2015 etwa 100 000 Flüchtlinge zur Erstregistrierung und Weiterverteilung nach Erding gebracht worden waren, kam seitdem kein Asylsuchender mehr an. Faktisch ist der Warteraum Erding wegen der Schließung der Grenzen in Südosteuropa längst stillgelegt worden. Auf der anderen Seite gingen die Umbauarbeiten unvermindert weiter. So sind zum Beispiel die Volksfestzelte, in denen die Flüchtlinge übernachteten, durch stabilere und winterfeste Leichtbauhallen ersetzt worden. Auch wenn derzeit keine Flüchtlinge ankommen, werde "über weitere Einsatzmöglichkeiten des Warteraumes zur Zeit nachgedacht", teilte das Bamf mit. "Darüber hinaus stehen auch noch politische Entscheidungen seitens der bayerischen Landesregierung im Zusammenhang mit dem Warteraum Erding aus." Das heißt: Das Fliegerhorst-Camp ist nach wie vor als sogenanntes Ankunftszentrum im Gespräch, in dem Flüchtlinge länger als ein paar Tage bleiben würden. Dazu müssten aber erst einmal wieder Flüchtlinge kommen. Außerdem wird in Bamberg das erste bayerische Ankunftszentrum eingerichtet. Ob es überhaupt Bedarf für ein weiteres Ankunftszentrum gibt, ist fraglich.

Erding bleibt aber vorerst im Standby-Modus, ohne dass an eine Schließung oder gar an einen Abbau gedacht wäre. Wie es mit den zivilen Mitarbeitern im Erdinger Camp weitergehen wird, ist noch nicht geklärt. Nach wie vor halten sich zum Beispiel täglich etwa ein halbes Dutzend Dolmetscher am Fliegerhorst bereit, auch wenn sie derzeit nichts zu tun haben. Die Frage wie man sie, die Mitarbeiter des Roten Kreuzes, eines privaten Sicherheitsdienstes, die Angestellten des zur Verpflegung engagierten Caterer-Unternehmens und einer Reinigungsfirma ähnlich wie die Soldaten in Rufbereitschaft versetzen kann, ist schwierig und noch nicht gelöst. Grundsätzlich soll der Warteraum Erding bei Bedarf ja wieder möglichst schnell funktionieren.

Bei den 180, aus ganz Deutschland nach Erding abkommandierten Bundeswehrsoldaten ist die Lage anders. Sie hatten in den vergangenen Wochen zwar auch ohne Flüchtlinge Arbeit; die Soldaten haben etwa 200 000 Eintragungen von Flüchtlingen in der sogenannten Eurodac-Datei auf Doppel- und Mehrfachregistrierungen durchforstet und diese bereinigt. Nachdem diese Arbeit erledigt ist, werden die niedrigeren Dienstgrade nun zur weiteren Unterstützung des Bamf in dessen Hauptsitz nach Nürnberg oder in Bamf-Außenstellen geschickt - zum Beispiel nach München, Dresden, Düsseldorf oder Gießen -, um dort als Bürokräfte beim Abarbeiten von Flüchtlingsakten mitzuhelfen. Die höheren Dienstgrade - etwa ein Drittel der in Erding bislang eingesetzten Soldaten - kehren hingegen zu ihren Heimateinheiten zurück. Bei Bedarf müssen jedoch auch sie binnen drei Tagen zurück nach Erding kommen. Es gibt aber auch Soldaten, wie Gebirgsjäger aus Füssen, die von ihren Einheiten schon endgültig und ohne Rückkehroption aus Erding abgezogen worden sind. Aktuell sind noch etwa 60 Soldaten aus verschiedenen Truppeneinheiten in Deutschland in Erding. Von kommender Woche an werden dann nur noch fünf bis acht Mann im Camp Dienst schieben.

Die Reduzierung der Soldaten erfolgte, nachdem Verteidigungs-Staatssekretär Gerd Hoofe Mitte April einen weiteren effektiven Einsatz der Bundeswehrangehörigen angemahnt hatte. Die Bundeswehr schlug daraufhin die Abkommandierung der in Erding beschäftigungslosen Soldaten zu Bamf-Außenstellen und die 72-Stunden-Rufbereitschaft vor. Eine Idee, die im federführend zuständigen Innenministerium nur zu gerne angenommen wurde.

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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