Widerstand gegen die dritte Startbahn:Aufgemuckt macht Druck

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Das Aktionsbündnis will Ministerpräsident Markus Söder vor der Wahl mit Aktionen an die Unnötigkeit des umstrittenen Projekts erinnern

Von Johann Kirchberger, Freising/Erding

Den geplanten Bau der dritten Startbahn am Flughafen aus dem Landtagswahlkampf herauszuhalten, das will die Aktionsgemeinschaft Aufgemuckt Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) nicht durchgehen lassen. Mit zahlreichen Aktionen und Demonstrationen soll das Thema allgegenwärtig werden, nicht nur in der Region, sondern bayernweit. Bei seinem Auftritt am 13. September im Moosburger Herbstschauzelt soll Ministerpräsident Söder dies auch persönlich zu spüren bekommen und lautstark empfangen werden. Johannes Becher, Freisinger Landtagskandidat der Grünen, freut sich schon darauf: "Das wird eine große Show."

Das Material, mit dem Aufgemuckt in den nächsten Wochen gegen die dritte Startbahn angehen will, wurde am Mittwochabend bei einer Mitgliederversammlung vorgestellt und teilweise auch schon verteilt. Da sind Karten mit dem Aufdruck "Lasst euch Bayern nicht versödern". Fünf Varianten gibt es davon, eine hat den Zusatz "Stopp Flächenfraß, Stopp 3. Startbahn, Stopp CSU und FDP". 100 000 solcher Karten sind bereits gedruckt. Es gibt sie in unterschiedlichen Formaten, auch als Autoaufkleber und als Plakate. Auch die Rückseite von Schafkopfkarten sollen mit dem Aufdruck versehen werden. Aufgemuckt-Sprecher Stefan Nocon bat die Versammlungsteilnehmer, alle ihre Kontakte zu nutzen, beim Bund Naturschutz, bei den Parteien und bei kirchlichen Organisationen. "Es nutzt nichts, das Material nur in Freising zu verteilen. Wir müssen raus aus der Region, wir müssen in ganz Bayern vertreten sein", sagte er. Trotzdem sollen erst einmal die Freisinger mit Material versorgt werden. Erstmals am kommenden Sonntag, 29. Juli, nach dem Lichterzeichenmarsch auf dem Marienplatz.

Sprecherin Helga Stieglmeier, Fraktionssprecherin von Bündnis90/Die Grünen im Erdinger Kreistag, forderte die Aufgemuckt-Mitglieder zudem auf, die sozialen Medien wie Facebook und Twitter zu nutzen und die Posts nicht nur zu liken, sondern auch zu teilen. Verteilt werden sollen zudem Karten mit dem Aufdruck "Nicht mein Ministerpräsident, keine Stimme für Startbahnbefürworter". Auch der vom Freisinger SPD-Landtagskandidat Markus Grill kreierte Spruch "Beton aus dem Köpfen, Bayern im Herzen, 3. Startbahn abwählen" findet Verwendung. Er wird auf Banner gedruckt, die für 75 beziehungsweise 50 Euro verkauft werden.

Eine der wichtigsten Veranstaltungen im Vorfeld der Landtagswahl, so Helga Stieglmeier, soll die Großdemonstration des Bund Naturschutz gegen den Flächenfraß am Samstag, 6. Oktober, auf dem Odeonsplatz in München werden. Geplant ist, mit Bussen und Zügen anzureisen, zahlreich vertreten zu sein und an der Spitze des Demonstrationszugs mitzumarschieren. Die Demo ist Teil einer weltweiten Aktionswoche vom 1. bis 12. Oktober über die Auswirkungen des Luftverkehrs.

Teilnehmen will Aufgemuckt mit einem auffälligen Stand auch am Streetlife-Festival am 8. und 9. September in der Leopold- und Ludwigstraße in München. Am 24. September hält Hochschul-Präsident Eric Veulliet beim Bürgerverein Freising einen Vortrag über die Auswirkungen des Luftverkehrs auf den Klimawandel und am 30. September findet in Attaching wieder ein Drachenfest statt. Außerdem wird vom 5. bis 9. September in München ein Klimacamp abgehalten. Etwas für junge Leute, wie Stieglmeier sagte.

Zu Beginn hatte der Landtagsabgeordnete Christian Magerl (Grüne) ironisch darauf hingewiesen, dass Flughafenchef Kerkloh offensichtlich Schnee und Gewitter die Bilanz verhagelt hätten. Die Deutsche Flugsicherung habe im ersten Halbjahr eine Steigerung der Flugbewegungen um 0,1 Prozent errechnet, der Bedarf für eine weitere Startbahn könne daraus wohl kaum abgeleitet werden. "Die Realitäten sind hart", meinte er spöttisch in Richtung Kerkloh und kündigte an, dass der Spuk am 14. Oktober vorbei sei.

© SZ vom 27.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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