Wetterlage im Landkreis:Der Regen ist ein Segen

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Für den Raps ist der andauernde Regen super, sagen die Landwirte. Er blüht derzeit auf vielen Feldern im Landkreis. (Foto: Renate Schmidt)

Landwirte und Waldbesitzer freuen sich über die Niederschläge, die in den vergangenen Jahren gefehlt haben. Eine trockene und warme Phase brauchen jetzt aber die Grünlandbauern und der Mais

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Des einen Freud, des anderen Leid: Über das Wetter wird gerne geschimpft, in Zeiten von Corona noch mehr, wenn es permanent regnet und man endlich wieder raus und Sonne tanken will. Den Regen fast herbei gesehnt haben dagegen die Landwirte wegen der Ernten und die Waldbesitzer wegen des Borkenkäfers. Jetzt aber langt es zumindest den Bauern, auch wenn der Regen "der Seele der Landwirte gut tut", wie Gerhard Stock, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands in Erding sagt. "Wir wünschen uns jetzt auch wärmere und trockene Phasen, auch wenn wir grundsätzlich froh über Niederschläge sind. Jetzt ist es aber doch zu kalt", ergänzt Jakob Maier, Kreisobmann der Bauern.

"Natürlich hätten die Landwirte privat auch lieber schönes Wetter und würden vielleicht in den Biergarten gehen wollen. Rein fachlich betrachtet, ist der Regen aber ein Segen. Wir haben mal wieder lang anhaltenden Niederschlag, einen richtigen Landregen, den wir schon länger nicht mehr hatten", sagt der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes. In den vergangenen Jahren gab es von April bis Ende Mai immer eine Trockenperiode, was auch dem Wald extrem geschadet habe. "Trotz trockener Sommer waren die Ernten der vergangenen zwei, drei Jahre aber sehr gut, fast überdurchschnittlich", sagt Gerhard Stock. Ein Problem haben derzeit nur die Grünlandbauern. Immerhin gibt es im Landkreis fast 13 000 Hektar Grünland. Derzeit kann aber nicht geerntet werden, weil die Bauern dafür ein paar Tage schönes Wetter benötigen. "Weizen und Gerste steht wegen des Regens aber gut auf dem Feld." Die Böden seien gut gefüllt mit Wasser, es habe keine Abschwemmungen gegeben. "Wenn man mit einigermaßen offenen Augen durch die Natur geht, sieht man, wie alles schön grün und fett ist", sagt der Geschäftsführer. Für den Raps seien die Niederschläge super. Der Regen sei ein Segen, kein Fluch.

Das sieht auch Jakob Maier so, der Kreisobmann der Bauern. Insgesamt sei der Grundwasserspiegel aber trotz des Regens immer noch zu niedrig. Man sei aber trotzdem im Landkreis ganz gut über die Jahre gekommen. Man habe sich so "dahin gehangelt", einen großen Grund zum Jammern habe es insgesamt aber nicht gegeben. Der Mais brauche jetzt jedoch Wärme statt Nässe und Kälte. Beim derzeitigen Wetter habe der Mais das Wachstum fast eingestellt. "Die Getreidebestände schauen sehr gut aus, die sind aber nicht unbedingt auf Wärme angewiesen", sagt der Kreisobmann. Aber auch er sieht Probleme auf die Bauern zukommen, was das Einbringen des Grünguts betrifft.

Auch die Waldbesitzer sind froh über den Regen. "Das passt heuer ganz gut", sagt Stefan Warsönke, stellvertretender Behördenleiter und Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Im April sei es sehr trocken und kalt gewesen, jetzt im Mai kühl und feucht. Die Speicherkapazitäten im Wald seien dadurch wieder aufgefüllt. Durch das für den Borkenkäfer gute Jahr 2020 habe es heuer eigentlich ein großes Schwärmkapital gegeben, sagt Warsönke. "Am Wochenende zum Muttertag gab es sogar einen kräftigen Schwärmflug, einen verzögerten gegenüber den Jahre zuvor." Zum Glück sei das nur an diesem einen Wochenende so gewesen. Durch die gute Wasserversorgung seien die Fichten heuer auch eher in der Lage, den Käfer durch Verharzung abzuwehren.

"Wir sind froh über jeden Tropfen Regen, den wir bekommen haben", sagt Rainer Mehringer, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Erding. Dennoch dürfe man sich nicht täuschen lassen von den Regenmengen, die Grundwasserstände seien noch sehr im Rückstand. Regen bedeute nicht nur mehr Feuchtigkeit bei den Fichten, sondern im Mai auch nicht zu hohe Temperaturen, was gut sei, da der Borkenkäfer erst bei 15 bis 18 Grad ausschwärme.

"Ganz gut" seien heuer auch die Holzpreise durch die gestiegene Nachfrage, sagt Stefan Warsönke, der Waldbesitzer bekomme "wieder für sein frisches Holz ganz gutes Geld". Der Erdinger Waldbauer profitiere davon auch, wenn auch nicht so viel wie in den Jahren vor dem Borkenkäfer. Dies sieht der Vertreter der Waldbesitzer Mehringer ein bisserl anders: Von den steigenden Holzpreisen habe der Waldbesitzer nur wenig. Im Verkauf des Baums sei der Preis nur unwesentlich gestiegen. Den Hauptanteil sei bei den Sägewerken und dem Zwischenhandel hängen geblieben. Die würden gute Gewinne erzielen, aber nicht die Waldbesitzer.

© SZ vom 27.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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